1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Die Zahl der "Nordlichter" befindet sich im Sinkflug

Demografiebericht sieht im kommenden Jahrzehnt Bevölkerungsverluste / Einwohnerzuwachs in Rothensee Die Zahl der "Nordlichter" befindet sich im Sinkflug

Von Stefan Harter 03.01.2013, 02:27

Die nördlichen Stadtteile verlieren laut Statistikprognose im kommenden Jahrzehnt Tausende Einwohner. Einzig Rothensee kann mit einem Plus von mehr als zehn Prozent rechnen.

NeustädterSee/NeustädterFeld/Kannenstieg/Rothensee/NeueNeustadt l In einer Umfrage der Forschungsgruppe Umweltpsychologie der Otto-von-Guericke-Universität antworteten vor einiger Zeit 86 Prozent der Befragten, dass sie sich in ihrem Stadtteil Neustädter See wohlfühlen würden. Die restlichen vierzehn Prozent gehören wohl zu denen, die dem Viertel in der nächsten Dekade den Rücken kehren werden. Denn bis nach 2020 sollen nur noch circa 10500 Magdeburger am See wohnen, rund 1000 weniger als heute.

Glaubt man den städtischen Statistikern, wird die Bevölkerungszahl in allen ohnehin bereits strukturell schwächeren Stadtteilen im Norden Magdeburgs in den kommenden Jahren weiter schrumpfen. Im aktuellen Demografiebericht stellen sie düstere Prognosen für das Vierergespann Neustädter Feld, Neustädter See, Kannenstieg und Neue Neustadt. Einzig Rothensee sticht mit einem positiven Ausblick hervor. Gut 400 neue Rothenseer sollen begrüßt werden.

Wie beim Nachbarn soll auch der Kannenstieg einen weiteren Verlust von gut 1000 Einwohnern verkraften. Die Zahl sinkt voraussichtlich von aktuell knapp über 6000 auf dann 5000. In der Neuen Neustadt verringert sich die Bevölkerungszahl weniger dramatisch. Statt 13800 werden 13500 Neustädter zwischen Neustädter Bahnhof und Kastanienstraße wohnen. Im Neustädter Feld werden sich 2022 fast 800 Magdeburger weniger heimisch fühlen.

Während die Neustadt auf hohem Niveau verliert und im Vergleich eine relativ ausgeglichene Bevölkerungszahl aufweist, befinden sich die Kurven der anderen drei Stadtteile seit 2002 im permanenten Sinkflug. Insgesamt werden alle vier Viertel in der Zeit von 2002 bis 2022 circa 6000 ihrer 44000 Einwohner verloren haben.

Die nördlichen Stadtteile befinden sich aber in "guter" Gesellschaft, denn auch in den anderen Wohngebieten wird es teilweise dramatische Verluste geben. Die "rote Laterne" halten Neu-Olvenstedt und Reform, die sogar 4000 bzw. 2500 Einwohner einbüßen sollen. Profiteure sind neben Rothensee jene Stadtteile, die bereits heute attraktiv für Wohnungssuchende sind, wie Stadtfeld-Ost, Buckau, Werder und die Altstadt. Ebenfalls steigende Bevölkerungszahlen erwarten die Statistiker für Prester, Sudenburg, Ottersleben oder Nordwest.

Grundlegendes Problem vieler Stadtteile ist zudem die ungleichmäßige Altersverteilung, die überdurchschnittlich viele ältere Bürger aufweist. "Das bedeutet, dass der elementare Verlust an der Bevölkerung erst nach dem Jahr 2021 zu erwarten ist", malen die Statistiker ein noch düstereres Bild.

Hoffnung bereiten jedoch die Unwägbarkeiten der Statistik. Denn wie die Volksstimme erst am Montag berichtete, hielt sich Magdeburg in den vergangenen Jahren nicht an frühere Prognosen und zog immer mehr Einwohner an. "Die Attraktivität der Landeshauptstadt und die damit einhergehenden positiven zukünftigen Wanderungssalden gestalten die Bevölkerungsprognose für die Gesamtstadt erfreulich", lautet denn auch das Fazit des Demografieberichts.

Die Betrachtung der erstmalig durchgeführten kleinräumigen Bevölkerungsprognose zeige jedoch die unterschiedliche Entwicklung einzelner Stadtteile auf. Die Konzentration der Bevölkerung in zentrumsnahen Stadtteilen wird demnach anhalten. Logische Folge ist, dass andere Quartiere mit elementaren Verlusten insbesondere bei den jungen Altersklassen konfrontiert werden. Deren Hoffnung sind laut Bericht nun die Ideen der Stadtplaner.