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Warum in Sachsen-Anhalt die Hasen gezählt werden Jäger helfen den Langohren auf die Sprünge

Von Oliver Schlicht 30.03.2013, 02:18

Magdeburg . Am Sonntag kommt der Osterhase - und dann werden nicht nur Eier gezählt, sondern auch die Hasen selbst. Denn Meister Lampe steht derzeit im Mittelpunkt eines großen Forschungsprojektes.

Sachsen-Anhalt hat ein Hasenproblem. "Der Bestand ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen", sagt Wildtierbiologin Grit Greiser vom Landeskompetenzzentrum Forst im brandenburgischen Eberswalde. Die wissenschaftliche Einrichtung erforscht das Problem ab diesem Frühjahr gemeinsam mit dem Landesjagdverband von Sachsen-Anhalt.

In den Jagdgebieten Schenkenhorst nördlich von Gardelegen, in Wellen (Börde) und Bad Bibra (Burgenland) sollen die Jäger den Hasen besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Nicht etwa mit der Schrotflinte, sondern zum Beispiel durch das Bepflanzen von Feld-rainen, Streuen von Kräutersamen und das Aufstellen von Kastenfallen, um verstärkt Hasenjägern wie Fuchs oder Waschbär nachzustellen. Und der Hasenbestand soll auch gezählt werden. Wilko Florstedt, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, freut sich auf die Zusammenarbeit. "Hasenzählungen und auch Landschaftspflegearbeiten sind uns nicht neu. Aber an einer mehrjährigen Forschung zum Thema waren wir noch nie beteiligt."

Beim Forschungsprojekt der Brandenburger geht es nicht nur um Hasen, sondern auch um andere Niederwildarten wie Rebhuhn, Fasan und Hamster. Bis 2015 will das Brandenburger Institut gemeinsam mit den Jägern den Bestand erforschen und einen Maßnahmenkatalog erarbeiten, wie das Niederwild besser geschützt werden kann.

"Nur wenn es gelingt, den Bestand zu stabilisieren, ist in den Folgejahren wieder mit mehr Hasen zu rechnen", erklärt Wildtierbiologin Greiser. Noch in den 1960er Jahren habe es in der Börde sehr viele Feldhasen gegeben. "Die wurden sogar nach Frankreich zur Hasenjagd exportiert." Später brach die Hasen-Population regelrecht zusammen. Die großen Feldflächen, der Rückbau von Hecken und Feldrandbepflanzungen, Dünger, Pestizide und die Vermehrung von neuen "Hasenfeinden" wie dem Milan, Waschbären, Marder und Mink haben den Hasen-Bestand reduziert.

"Heute gibt es in Sachsen-Anhalt noch durchschnittlich vier bis fünf Hasen auf einer Fläche von 100 Hektar. Im Norden der alten Ländern sind es 20 bis 30 Tiere", so die Biologin. In Sachsen-Anhalt sei der Bestand in der Börde noch vergleichsweise gut. Schlechter sehe es im Landkreis Wittenberg und in der Harzregion aus.

Wenn morgen die Osterhasen in den Gärten bunte Eier verstecken, wird es vermutlich wieder das gleiche Phänomen wie in den Vorjahren geben: Man erwischt sie dabei nicht. Wie aber stellen das die Jäger bei der Hasenzählung an? Nehmen die Langohren etwa alle Aufstellung am Feldrand?

Grit Greiser schmunzelt: "Nein, leider nicht. Dafür gibt es die sogenannte Scheinwerfer-Zählung." Dazu fahren die Jäger nachts etwa 20 Kilometer am Feld entlang, leuchten im rechten Winkel das Feld ab und zählen die Hasen. Greiser: "Manchmal sind es nur zwei oder drei, es können aber auch bis zu 60 Hasen zusammenkommen."

Vielleicht sollte man ja mal morgen früh um vier Uhr im Bademantel mit der Taschenlampe im Garten ...?