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Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring spricht über sein neues Amt in Sachsen-Anhalt "Ich komme nicht hierher als jemand, der schon alles weiß"

24.04.2013, 01:11

Mit dem neuen Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring sprachen die Volksstimme-Redakteure Elisa Sowieja, Torsten Scheer und Michael Bock.

Volksstimme: Bei Ihrem Amtsantritt wurden Sie von protestierenden Studenten empfangen. Verstehen Sie die Sorgen in Hochschulen wegen der geplanten Kürzungen?

Hartmut Möllring: Ich bin überzeugt, dass wir sie zerstreuen können. Lassen Sie mich mit einem Beispiel antworten: Ein modernes Auto ist meist besser und durch hohe Ingenieurkunst schneller zusammenzubauen als das Vorgängermodell. Das muss uns in der Wissenschaft auch gelingen. Ich werde für die Hochschulen kämpfen. Allerdings gilt auch hier: Man kann nur das ausgeben, was man einnimmt.

Volksstimme: Ihre Vorgängerin Birgitta Wolff sagt, eine Abschmelzung des Hochschulbudgets um jährlich 5 Millionen Euro sei kurzfristig nicht machbar. Was meinen Sie?

Möllring: Ich werde mir die Zahlen angucken. Dann muss man sehen, ob das geht.

Volksstimme: Wo wollen Sie in Wissenschaft und Wirtschaft Schwerpunkte setzen?

Möllring: Ich komme nicht nach Sachsen-Anhalt als jemand, der schon alles weiß. Zunächst werde ich mich mit den Hochschulrektoren und den Präsidenten der Industrie- und Handels- sowie der Handwerkskammern im Land treffen. Es steht bereits fest: Der starke Standort für Chemie muss stabilisiert und ausgebaut, die Verbindung zu anderen Ländern verstärkt werden. Zudem müssen wir Arbeitsplätze halten und die Menschen, die zu uns kommen wollen, mit offenen Armen aufnehmen.

Volksstimme: Sehen Sie sich eher als Wissenschafts- oder als Wirtschaftsminister?

Möllring: Man braucht beide Herzkammern. Ich werde jeden der Bereiche mit gleicher Intensität bearbeiten.

Volksstimme: Wolff sagte in ihrer Amtszeit, eine Kürzung des Wirtschaftsbudgets um 25 Prozent wäre das Ende der Wirtschaftsförderung in Sachsen-Anhalt. Sehen Sie das genauso?

Möllring: Es gibt mehr Fördermöglichkeiten als Zuschüsse, zum Beispiel EU-Programme oder Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Volksstimme: Für welche Posten bringen Sie eigenes Personal mit?

Möllring: Ich habe nicht vor, jemanden mitzubringen. Der persönliche Referent hier kennt die Fraktionen, der Büroleiter die Zusammenhänge und der Fahrer den Weg.

Volksstimme: Sie wurden in Sachsen-Anhalt mit viel öffentlicher Kritik empfangen, denn Ihnen eilt der Ruf als harter Hund voraus.

Möllring: Das muss eine Verwechslung sein. Ich bin der Sympathieträger. (lacht)

Volksstimme: Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?

Möllring: In Niedersachsen war man damit hoch zufrieden.

Volksstimme: Und warum?

Möllring: Ich habe einen offenen Führungsstil an den Tag gelegt. Zudem erwarte ich Loyalität.

Volksstimme: Was machen Sie, wenn Sie sich nicht um Politik kümmern?

Möllring: Ich spiele Tennis und fahre Ski. Außerdem suche ich im Moment eine passende Wohnung in Magdeburg.

Volksstimme: Zusammen mit Ihrer Frau?

Möllring: Sie arbeitet weiter als Anwältin in Hildesheim. Ich suche also allein: 50 bis 60 Quadratmeter, im Stadtzentrum, gern auch möbliert...