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Unbekannte zünden Brandsätze in Havelberger Bundeswehrkaserne / Zehn Millionen Euro Schaden Spur des Anschlags führt ins Heide-Camp

Von Matthias Fricke 29.07.2013, 03:15

Havelberg l Ermittler des Landeskriminalamtes haben nach dem Brandanschlag auf eine Havelberger Bundeswehrkaserne eine konkrete Spur. Ein Pkw Opel wurde im 60 Kilometer entfernten Antikriegs-Camp beschlagnahmt. Sonnabend früh waren 16 Armeefahrzeuge angezündet worden.

Die Spezialisten des Landeskriminalamtes untersuchen gegenwärtig ein Auto von Teilnehmern des Antikriegscamps "War starts here" (übersetzt "Der Krieg startet hier"). Das Fahrzeug soll im Zusammenhang mit dem Brandanschlag in der Nacht zum Sonnabend auf die Elbe-Havel-Kaserne in Havelberg stehen. "Es ist eine konkrete Spur", sagte Stefan Brodtrück, Sprecher des Landeskriminalamtes. Die Insassen des beschlagnahmten Fahrzeugs bestritten gestern jede Beteiligung.

Die Polizei rekonstruiert das Geschehen bisher so: Mehrere Unbekannte überstiegen in der Nacht zum Sonnabend gegen 2 Uhr einen mit Stacheldraht gesicherten Zaun der Bundeswehrkaserne in Havelberg. Sie begaben sich vom Wachdienst unbemerkt an die beiden Fahrzeug-Hangars des Panzerpionierbataillons 803 und des Unterstützungsbataillons 382.

Insgesamt deponierten die Täter dort an den Spezialfahrzeugen gut ein Dutzend Brandsätze und zündeten diese. Wie genau, darüber wollen die Ermittler zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts sagen.

Fünf der mit einfachen Mitteln zusammengebastelten Brandsätze zerstörten an vier Stellen unter zwei großen Schleppdächern insgesamt 16 Spezialfahrzeuge. Weitere acht Brandsätze zündeten nicht. Nach den ersten Schätzungen der Bundeswehr entstand dennoch ein Schaden von mindestens zehn Millionen Euro.

Oberstleutnant Daniel Decker vom Landeskommando Sachsen-Anhalt: "Der besonders hohe Schaden resultiert aus der Tatsache, dass es sich um Spezialtechnik handelte."

Acht Feuerwehren waren mehrere Stunden im Einsatz, um den Brand zu löschen. Menschen wurden aber nicht verletzt.

Die Lkw und der Transportpanzer "Fuchs" waren vor einigen Monaten noch in Afghanistan im Einsatz und wurden später vor einigen Wochen in der Flut zur Evakuierung der Menschen von Klietz eingesetzt. Der Brandanschlag auf den militärischen Sicherheitsbereich hat die Havelbeger Kaserne mit ihren rund 1200 Soldaten offenbar kalt erwischt. Für den Fahrzeugpark gab es keine gesonderte militärische Bewachung. Diese erfolgte regulär über einen privaten Wachdienst und einen kleinen Anteil Soldaten. Nach Angaben der Bundeswehr wurde für das Gelände auch kein erhöhtes Sicherheitsrisiko bei der letzten Risikoeinstufung festgestellt. Oberstleutnant Decker: "Es gab keinerlei Anzeichen für einen solchen Angriff." Rund 360 Soldaten waren hingegen im 90 Kilometer entfernten Gefechtsübungszentrum (GÜZ) bei Letzlingen im Einsatz. Dort hatten Kriegsgegner zu massiven Störaktionen der Bundeswehr aufgerufen.

Der Brandanschlag war der erste dieser Art gegen die Bundeswehr in Sachsen-Anhalt.