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Minister hält Gutachten des Wissenschaftsrates für fehlerhaft Möllring will Medizinstudium in Halle erhalten

Von Hagen Eichler 05.08.2013, 03:26

Magdeburg l Das von Sachsen-Anhalt in Auftrag gegebene und bezahlte Gutachten zur Zukunft der Hochschulen wurde gegen die Stimme Sachsen-Anhalts verabschiedet. Grund sind schwerwiegende Bedenken von Wissenschaftsminister Hartmut Möllring.

Insbesondere die empfohlenen Einschnitte an der Universitätsmedizin Halle lehnt Hartmut Möllring (CDU) ab. Damit ist fraglich, welche Auswirkungen die aufwändige Untersuchung der Hochschulen überhaupt haben wird.

Harsche Kritik hatte der Wissenschaftsrat an der halleschen Medizinausbildung geübt. Die Forschung sei wenig erfolgreich, die Kooperation schwach ausgeprägt, ein klares Profil fehle. Entwicklungsfähig sei allein der Bereich Epidemiologie und Pflegeforschung, hieß es in dem Papier. Möllring hält diese Forderung für Unfug: "Außer dem Wissenschaftsrat habe ich noch niemanden gefunden, der es für möglich hält, allein mit dem Schwerpunkt Pflegewissenschaft eine medizinische Fakultät zu betreiben, die von anderen als gleichwertig angesehen wird."

Den Vorschlag, die Grundausbildung der Mediziner nach Magdeburg zu verlagern, lehnt Möllring ebenfalls ab. Die Verschiebung würde zu deutlichen Mehrkosten führen, warnt er.

Verärgert ist der Minister nicht zuletzt darüber, dass sich der Wissenschaftsrat abstrakt zur Haushaltskonsolidierung bekennt, konkrete Kürzungen in den nächsten fünf Jahren aber ablehnt. Als Landesminister habe er seine Änderungswünsche jedoch im 64-köpfigen Plenum des Wissenschaftsrates nicht durchsetzen können, bedauert er. Deshalb habe er mit Nein gestimmt.

Für plausibel hält Möllring hingegen den Vorschlag, sich von vielen kleinen und seltenen Studiengängen zu trennen. Das Land könne nicht Spezialfächer für den Rest der Republik unterhalten, das solle der Bund leisten. Sachsen-Anhalts Hochschulen müssten vor allem Arbeitsplätze bringen. "Keiner wird hier einen Industriepark aufmachen, weil die Kinder seiner leitenden Angestellten ein seltenes Fach studieren können. Sie kommen, weil wir gute Ingenieurwissenschaften, Medizin und Naturwissenschaften haben."

Angesichts der grundsätzlichen Kritik Möllrings steht hinter der Umsetzung der Empfehlungen nun ein großes Fragezeichen. Der Minister betont bereits, der Wissenschaftsrat könne das Land nicht zwingen, bestimmte Dinge umzusetzen. Dass das Gremium in drei Jahren einen Bericht über den Stand der Dinge erwartet, lässt Möllring abtropfen. Diese Bitte sei "unrealistisch" - das Land werde im Sommer 2016 gerade eine Landtagswahl hinter sich haben.

Möllring will ein Konzept zum Hochschulumbau Ende des Jahres im Kabinett vorstellen. Im Frühjahr, so seine Sprecherin, werde sich der Landtag damit befassen.