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Grundsteinlegung für großes Parkhaus in Schierke Harzer Mammut-Projekt nimmt Gestalt an

Für knapp 13Millionen Euro entsteht in Schierke ein bis November 2014
ein Parkhaus. Das Gebäude unterhalb des Winterbergs soll 715Autos Platz
bieten und künftig der zentrale Startplatz für Harzwanderer und
Wintersportler sein.

Von Tom Koch 21.12.2013, 01:07

Schierke l Fünf sorgsam präparierte Maurerkellen sind das wichtigste Werkzeug am frühen Freitagvormittag in Schierke. Auch Hartmut Möllring (CDU) packt mit an, klatscht den breiigen Mörtel auf die Kupferröhre. Der für Tourismus zuständige Wirtschaftsminister legt den symbolischen Grundstein für ein immerhin fast 13Millionen Euro teures Parkhaus. "Gut angelegtes Geld", sagt der Politiker zur Volksstimme. Wer in sein Geschäft nicht investiere, habe keine Zukunft. Und Tourismus sei nun mal auch ein Geschäft, gerade im Harz, bekräftigt Möllring.

So steht es auch im sogenannten Masterplan für den Tourismus in Sachsen-Anhalt, gerade in dieser Woche vom Haseloff-Kabinett verabschiedet. Die Gebirgsregion ist die einzige im Land mit bundesweiter Bekanntheit, daraus gelte es, Kapital zu schlagen. Mit neuen Angeboten, mit neuer Infrastruktur, so wie sie in Schierke derzeit entsteht.

"Es gibt im Wernigeröder Stadtrat auch kontroverse Debatten." - Peter Gaffert, Oberbürgermeister

Für Möllrings Ziel, die jährlichen Übernachtungszahlen im Land von heute sieben Millionen Touristen bis zum Jahr 2020 um mindestens eine Million zu erhöhen, sollen sich auch die Harzer anstrengen.

In Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) hat der CDU-Mann einen Verbündeten. Der zeigt sich nicht nur stolz auf seine Übernachtungszahl von einer Million Wernigerode-Besuchern, er will auch das 2009 eingemeindete Schierke aus seinem zu Beginn der 1990er Jahre begonnenen Dornröschenschlaf wecken, sagt Gaffert.

Und er bekennt, im Wernigeröder Stadtrat gibt es dazu auch kontroverse Debatten. Angesichts der finanziellen Dimension - bis 2018 sollen unterm Brocken bis zu 45Millionen Euro investiert werden - sei das "durchaus verständlich. Jedoch, bislang sind alle Schierker Vorhaben mit großer Mehrheit im Stadtrat beschlossen worden, sagt der Rathauschef am Tag der symbolischen Grundsteinlegung dann auch.

Zum größten Harzer Tourismusprojekt gehört das Parkhaus. Ab kommendem November sollen dort 715Autos Platz finden. An einem zentralen Platz zum Wandern, Mountainbiken und im Winter zum Skilanglauf. Vorbei, so der Wunsch der Wernigeröder Planer, jene Tage, an dem das Brockendorf im engen Tal der Bode an der Blechlawine zu ersticken droht, an denen Autos kreuz und quer in Schierke parken. Eine Fußgängerbrücke über die Bode hinüber in die Ortsmitte gehört zum Projekt, vom Land mit knapp neun Millionen Fördergeld unterstützt.

Selbst wenn das neue Parkhaus nicht an allen Tagen komplett gefüllt sein werde, diese Investition sei wichtig für den Harz, wichtig für das Schierker Tourismusprojekt insgesamt, schätzt Hartmut Möllring ein. Nur mit einem zeitgemäßen Angebot, das die Verkehrs- und Parkplatzpro-bleme dauerhaft löse, werde der Ort für Investoren attraktiver. 65000Sachsen-Anhalter sind in der Tourismusbranche beschäftigt, der Minister möchte auch diese Zahl steigern. Hotelinvestoren seien im Harz ausdrücklich willkommen, erklärt der CDU-Politiker.

Unterdessen ist im Harz eine Wetter-Debatte entbrannt. Nur wenige Kilometer entfernt hat das niedersächsische Braunlage rund zehn Millionen Euro investiert und sein alpines Skigebiet am Wurmberg vergrößert und modernisiert. An 100Tagen in der Saison sollten sich Abfahrtsläufer vergnügen können. Allerdings: Die Wintersportsaison ist bislang ins Wasser gefallen. Für Schneekanonen ist es viel zu warm, ausgerechnet am Tag der Pisten-Eröffnung hat Orkan "Xaver" die Seilbahn stoppen lassen.

"Hotelinvestoren sind auch im Harz ausdrücklich willkommen." - Hartmut Möllring, Wirtschaftsminister

Darum mahnen nicht wenige Harzer, die Wernigeröder sollten ihre alpinen Skiträume besser begraben. Ist doch geplant, am Schierker Parkhaus eine Seilbahnstation zu bauen. Oben am Winterberg soll nicht nur der Start für eigene Skipisten sein, auch eine Verbindung hinab nach Braunlage.

Kritiker warnen, der Klimawandel mache vor dem Harz nicht Halt. Wie zum Beweis war es zur Grundsteinlegung viel zu warm für Glühwein. Solch wärmender Trunk ist vor einem Jahr zur Einweihung des ersten Schierker Brückenneubaus ausgeschenkt worden. Stattdessen gab es gestern Kräuterlikör.