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Zu wenig Personal beim Institut der Feuerwehr / SPD kritisiert Entscheidung des Innenministeriums Aus für Terrorabwehr-Zentrum in Heyrothsberge

Das Terror-Abwehrzentrum in Heyrothsberge steht vor dem Aus - es gibt zu
wenig Personal. Kritik am vom Innenministerium veranlassten Ausstieg
kommt aus Feuerwehr-Kreisen - und wie schon bei der Polizeireform einmal
mehr vom Koalitionspartner SPD.

Von Falk Heidel 10.01.2014, 02:18

Heyrothsberge/Burg/Magdeburg. Das Institut der Feuerwehr (IdF) in Heyrothsberge (Jerichower Land) gehört nicht mehr zur Analytischen Taskforce des Bundes. Diese Einrichtung regelt Katastropheneinsätze zur Terrorabwehr in ganz Deutschland. Unter anderem verfügen die Fachleute aus Heyrothsberge über ganz spezielle Technik im Antiterroreinsatz. Beispiel: Mit mobilen Laboren und Satellitenanlagen tasten die Spezialisten des Instituts der Feuerwehr bei Großveranstaltungen den Himmel nach biologischen oder chemischen Kampfstoff-Wolken ab. In Deutschland gibt es sieben Standorte dieser Taskforce mit Fachleuten für radioaktive, biologische oder chemische Kampfstoffe in Hamburg, Mannheim, Dortmund, Köln, München, Berlin und (bisher) Heyrothsberge.

Die Initiative zum Heyrothsberger Ausstieg geht vom Innenministerium in Magdeburg aus. Minister Holger Stahlknecht (CDU) erklärte in einem Schreiben an das Bundesministerium, auf Grund der personellen Situation vor Ort seien wesentliche Voraussetzungen für diese Taskforce nicht mehr zu gewährleisten. Unter anderem sei keine Rufbereitschaft möglich. Die Wolmirstedter Abgeordnete Waltraud Wolff (SPD) hatte dies per Anfrage an das Bundesministerium im Berliner Bundestag thematisiert.

Die Gründe des Ausstiegs erklärt das Magdeburger Innenministerium auf Volksstimme-Anfrage mit personellen Engpässen: Das Land sei als Taskforce-Standort verpflichtet, innerhalb von zwei Stunden nach Alarmierung eine wissenschaftliche Beratung zu bieten. Sprecherin Pia Leson: "Dies setzt voraus, dass rund um die Uhr ein entsprechend vorgebildeter Wissenschaftler zur Verfügung steht. Mit den dafür vorgesehenen vier Beschäftigten war dies ohnehin nur eingeschränkt möglich. Nachdem zwei weitere Perspektivkräfte des Instituts aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen, sind die personellen Anforderungen nicht mehr zu erfüllen." Das Institut der Feuerwehr zählt aktuell 19 Mitarbeiter.

"Ich sehe hier keinen wirklichen Einspareffekt." - Rüdiger Erben, SPD

Gegenwind kommt von der SPD. Der innenpolitische Sprecher und ehemalige Innenministeriums-Staatssekretär Rüdiger Erben sagte zur Volksstimme: "Ich halte diese Rückzugs-Entscheidung für falsch, sehe hier keinen wirklichen Spareffekt. Jedenfalls stehen finanzielle Gedanken in keinem Verhältnis zum Reputationsverlust für unser Bundesland."

Auch Kreisbrandmeister Walter Metscher aus Biederitz gehört zu den Gegnern des Heyrothsberger Taskforce-Ausstiegs: "Die Feuerwehr-Führungskräfte beobachten die Entwicklung in Heyrothsberge mit Besorgnis, zumal sich die Personalsituation abgezeichnet hatte." Metscher meint zudem: "Wir waren stolz darauf, dass unser Landkreis eine solche Einrichtung mit bundesweiter Bedeutung und dem entsprechenden Fachpersonal vorgehalten hatte. Mittlerweile fragt man sich, was wird eigentlich aus der dortigen Feuerwehrschule?"

Bei der Analytischen Taskforce handelt es sich um hoch spezialisierte Einsatzkräfte mit entsprechenden Fähigkeiten auf dem Gebiet der chemischen Analytik. Zum Einsatz kommt diese Taskforce beispielsweise nach einem Militäranschlag hier in Deutschland. Gegründet wurde diese Institution nach dem Terror-Anschlag 2001 in New York.