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Erste Strecken-Streichung Nahkampf im Magdeburger Fernbusverkehr

Während der Fernbusmarkt deutschlandweit wächst, zeigt das
Erfolgspflänzchen in Magdeburg erste welke Blätter. Ein Unternehmen
steuert die Landeshauptstadt gar nicht mehr an und die Politik ringt
noch immer um ein Konzept für den Omnibusbahnhof.

Von Alexander Dinger und Robert Richter 14.03.2014, 01:21

Magdeburg l Erst Ende Dezember 2013 war das Unternehmen "Dein Bus" aus Offenbach nach Magdeburg gekommen. Einen Fernbus aus ihrer Flotte hatten sie "Otto" getauft. Wie eine Mitarbeiterin nun bestätigte, wird die Landeshauptstadt derzeit gar nicht mehr angesteuert. "Aus operativen Problemen mit lokalen Kooperationspartnern", wie es vom Unternehmen heißt.

Aber auch vor Ort braut sich Ärger zusammen. So fordert Stadtrat und MVB-Aufsichtsrat Oliver Müller (Die Linke): "Magdeburg darf nicht länger nur abwarten, sondern sollte Fernbuslinien-Partnerstadt werden und sich aktiv um das Thema kümmern, statt die Entwicklung zu verschlafen. Bisher gibt es weder bei der Stadt, noch bei den Verkehrsbetrieben (MVB) einen Verantwortlichen für das Thema." Genau das fordert die Linken-Fraktion aber in einem Antrag für die Stadtratssitzung.

Müller verweist auf Geschäftsmodelle in anderen Städten. So kassiere München auf seinem Fernbusbahnhof um die neun Euro pro Abfertigung von den Fernbusunternehmen. "Die Firmen sind durchaus bereit, einen Beitrag zu zahlen, auch wenn Magdeburg nicht München ist, doch dafür muss den Unternehmen und ihren Fahrgästen hier auch etwas geboten werden", so Müller. In der Landeshauptstadt müssen Fernbus-Firmen nichts zahlen. Kritiker bemängeln auch, dass das Informations- und Auskunftssystem mangelhaft sei, die Toiletten an den Wochenenden dicht sind und Karten für Fernbusse nicht am Schalter der MVB gekauft werden können. "Das ist kein Kundenservice", sagt Müller.

Dass es den aber geben sollte, sagt auch der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (BDO), Matthias Schröter. Dazu zählen etwa Verkaufsstellen und sanitäre Einrichtungen. "Im Schnitt zahlen Fernbusunternehmen 7,50 Euro pro Halt", sagt er. Wobei es in der Branche üblich sei, Mengenrabatte auszuhandeln. Heißt: Fährt ein Unternehmen eine Stadt besonders häufig an, zahlt es weniger. Zuerst hätten große Städte wie München, Berlin und Hamburg Geld verlangt. Nun würden kleinere Metropolen nachziehen. "Es ist viel Bewegung im Markt", sagte Schröter. Laut BDO-Prognose zeigt die Konjunkturkurve für Busunternehmer 2014 nach oben.

Doch trotz jährlicher Finanzhilfe der Stadt für den ZOB (im unteren fünfstelligen Bereich) ist der Busbahnhof mit seinen Personal- und Betriebskosten ein Klotz am Bein des Betreibers MVB. Denn Einnahmen sind neben dem Fahrkartenverkauf nicht zu verbuchen. 2013 kündigten die Verkehrsbetriebe den Betreiber-Vertrag, einigten sich aber später mit der Stadt und verlängerten um ein Jahr. Seit dem hält sich das Unternehmen bedeckt. Im Rathaus versichert man, dass ein ZOB-Konzept spätestens bis zum Ende des zweiten Quartals 2014 vorliegen soll.