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Pharma Wernigerode Zu wenig Personal für Harzer Werk

Die Pharma Wernigerode GmbH investiert weiter in ihre technische Modernisierung. Der traditionsreiche Harzer Arzneimittelhersteller, zur Berliner Aristo-Firmengruppe gehörend, stößt laut Geschäftsführer Stephan Walz zunehmend an personelle Grenzen.

Von Tom Koch 04.08.2014, 01:28

Wernigerode l Hier magere vier online-Bewerbungen, da eine wahre Flut von Bewerbungsmappen. Stephan Walz kennt die Bandbreite der Bewegungen auf dem pharmazeutischen Arbeitsmarkt in Europa.

Der Apotheker ist Geschäftsführer der Berliner Aristo Pharma GmbH. Diese ist Eigentümerin von Firmentöchtern in Deutschland und Spanien, darunter die Pharma Wernigerode GmbH. Die Aristo Pharma ihrerseits gehört zu einem Unternehmenskonglomerat der Santo Holding (Deutschland) GmbH mit Sitz im bayerischen Holzkirchen.

Die Pharma Wernigerode offeriert im Internet noch immer eine freie Stelle für einen Pharmakanten. Vorbei die Zeiten, so erinnert sich Walz, als 2009 in Wernigerode eine Mitarbeiterin zeitweise ausschließlich damit beschäftigt war, nach einer Stellenausschreibung dutzendfach Absagen zu versenden. Innerhalb der Firmengruppe mit Werken in Berlin, Hilden (Nordrhein-Westfalen) und Magdeburg sei der Harzer Standort inzwischen der schwierigste, um qualifiziertes Personal zu gewinnen, schätzt der Aristo-Chef ein. Diese Tatsache werde laut Walz Einfluss auf künftige Entscheidungen zur Unternehmensentwicklung in Wernigerode haben.

Preismoratorium sorgt für Flut neuer Präparate

Daher bewertet der Pharma-Chef Zeitarbeit als positiv. Leiharbeitern würde nach zwei Monaten im Unternehmen die Chance auf eine Übernahme eröffnet. Mehr als 160 Mitarbeiter sind aktuell im Schichtbetrieb damit beschäftigt, flüssige und feste Arzneimittel herzustellen. Dragees, Kapseln, Tabletten und Cremes gehören zum Sortiment, ebenso flüssige Präparate wie Tropfen, Sprays und Säfte. Diese werden für eigene Marken und für jene aus dem Aristo-Verbund sowie andere Pharmabetriebe als Lohnhersteller produziert.

In Deutschland sei es nicht möglich, die Lohn- und Produktionskostensteigerungen auf den Preis der Präparate aufzuschlagen, so Stephan Walz. Seit 2008 gebe es in der Branche ein Preismoratorium, das solche Verteuerungen unterbinde. Allerdings, dieses Moratorium gelte nicht für neue Produkte. Das erkläre, warum die Branche mit so vielen neuen Präparaten auf den Markt dränge.

In Wernigerode wolle man effektiver werden, kündigt der Inhaber an. Aktuell sei eine sogenannte Konfektionslinie erneuert worden, die die dreifache Abfüll- und Verpackungsleistung gegenüber der Vorgängeranlage aufweise.

Diese Investition gehört zu einem Paket, das einen Hallenneubau für ein Lager, moderne Labore und die weitere Modernisierung der Flüssigpräparate-Produktion umfasst. Zur Investitionssumme macht Stephan Walz keine Angaben, spricht lediglich von einem "stattlichen Millionenbetrag".

Branche spürt auch die Wetterkapriolen

Die Pharma Wernigerode kann auf eine 111-jährige Firmen-tradition zurückblicken. 2006 hatte Stephan Walz das Unternehmen mit seinerzeit knapp 80Mitarbeitern übernommen.

Seit dem Jahr 2008 ist im Harz die Fertigung der sogenannten Feststoffproduktion neu aufgebaut worden. 4,5Millionen Euro waren seinerzeit allein dafür investiert worden. 90Prozent aller Medikamente, so der Apotheker Walz, würden in Tablettenform verabreicht. Immerhin 80Prozent aller Tabletten-Präparate im Aristo-Verbund stammten aus Wernigerode. Und obendrein, so Walz, verfüge das Harzer Werk innerhalb der Gruppe über die alleinige Kompetenz bei der Herstellung flüssiger Arzneimittel.

Übrigens, auch die Pharma-branche bekommt die Wetterkapriolen zu spüren. Im sehr warmen Frühjahr waren Hustensaft und Nasensprays wahre Ladenhüter, dafür gerieten Antiallergika beizeiten zum Bestseller. Und für 2013 steht in der Wernigeröder Firmenbilanz, "das Jahr war erkältungsmäßig super, die Anlagen liefen seinerzeit am Anschlag", erinnert sich Stephan Walz.

Bleibt abschließend die Frage: Wo hat es eine wahre Bewerbungsflut gegeben? Die Tochterfirma Aristo Pharma Iberia hatte in Madrid eine Apothekerstelle ausgeschrieben. 6000spanische Frauen und Männer haben sich dafür beworben.