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Liebhaber für Burger Denkmale gesucht Das "Salz in der Stadtsuppe"

Die Stadt sucht zusammen mit dem Landesverwaltungsamt mögliche Käufer
für die Denkmale in der Stadt. Die frühere Musikschule und die alte
Bibliothek konnten über die Denkmalbörse verkauft werden. Etliche warten
noch auf einen Liebhaber mit viel Geld.

16.08.2014, 03:19

Burg l Alte Poster hängen noch an der Tapete, Putz, der von den Wänden bröckelt, Sanitäranlagen von vorgestern, Löcher im Fußboden. Nicht auf den ersten Blick ist das Haus mit der Nummer eins am Gummersbacher Platz ein Schatz. Doch Maren Stüwe, Referatsleiterin für Denkmalschutz im Landesverwaltungsamt, erkennt klar das "Schnäppchen", das in der Denkmalbörse Sachsen-Anhalts neu eingetragen ist. Sechs Wohnungen mit je 83 Quadratmetern könnten hier wieder nutzbar gemacht werden.

Das Baudenkmal von 1897 am Beginn der Burger Fußgängerzone ist eins von insgesamt 219 Einzeldenkmalen der Stadt Burg. Die historischen Bauten sind für Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) das "Salz in der Stadtsuppe". Acht Denkmale werden in der Denkmalbörse des Landes zum Verkauf angeboten. Zwei Denkmale konnte die Stadt schon über die Börse vermitteln: Die alte Musikschule und die ehemalige Bibliothek haben den Besitzer gewechselt.

Acht Burger Denkmale stehen in der Börse

Die Burger Wohnungsbaugenossenschaft ist noch Eigentümer des Gebäudes am Gummersbacher Platz 1 und möchte das Objekt, das zuletzt als Wohnhaus genutzt wurde, loswerden. "Wir können die Sanierungskosten einfach nicht stemmen", sagte Bürgermeister Jörg Rehbaum bei der Begehung mit den Vertretern des Landesverwaltungsamts. Vor zwei Jahren habe man das Haus für 40000 Euro ausgeschrieben. Trotz Zusagen für die Förderung zur Sanierung des Gebäudes fand sich kein Käufer. "Auf mindestens 600000 Euro schätzen wir die Sanierungskosten", sagte Rehbaum. Nicht mehr wirtschaftlich für die städtische Wohnungsbaugenossenschaft. Für Privatpersonen aber besser steuerlich absetzbar, stellte Maren Stüwe in Aussicht.

Schöne Wohnungen, das wünscht sich auch Stefan Otte für das Haus seiner Eltern. Das Wohnhaus von 1910 an der Brüderstraße 38 steht schon seit der Wende leer. Auch die ehemalige Tischfabrik auf dem Hof dahinter möchte die Familie, die jetzt in Hannover wohnt, verkaufen. "Eigentlich hätte man hier gleich Anfang der 90er Jahre was anpacken müssen", sagt der 40 Jährige, der seine Jugend in Burg verbrachte. Viele Interessenten gab es schon. Endgültig kaufen wollte das Gebäude niemand. Zu hoch die Kosten. "Eine gute Million wurde für die Wiederherrichtung vor Jahren errechnet", erklärte der Hannoveraner. Im fünfstelligen Bereich läge der Kaufpreis. "Ich würde hier Wohnungen einrichten", schwärmt er. Die Räume der zwei Vierraumwohnungen sind groß und hoch. Der Stuck und die alten Türen sind gut erhalten. Direktorensitz war das Vorderhaus der Tischlerei einst. Herrschaftlich könnten die Wohnungen wieder werden. Viel Fantasie braucht es dafür, weiß er. "Wenn sich keiner findet, wird es wohl an mir und meiner Familie hängen, hier zu sanieren. Zum Abreißen wäre es zu schade."