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Insolvenz Inder lassen Mifa hängen

Der traditionsreiche Fahrradhersteller Mifa ist pleite. Am Montag hat das Unternehmen aus Sangerhausen beim Amtsgericht Halle Insolvenz beantragt. Das Geschäft läuft zunächst weiter. Zur Rettung muss ein neuer Geldgeber gefunden werden. Ein Deal mit einem indischen Unternehmen scheiterte.

30.09.2014, 01:09

Sangerhausen l Finanzinvestor Carsten Maschmeyer hat ein bewegtes Wochenende hinter sich: Er heiratete in Südfrankreich die Schauspielerin Veronica Ferres. Ein kriselndes Investment verhinderte aber eine unbeschwerte Feier. Maschmeyer drohen bei den Mitteldeutschen Fahrradwerken (Mifa) Verluste. Das Unternehmen aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz meldete am Montagmittag Insolvenz in Eigenverwaltung an.

Einstieg von indischem Radbauer gescheitert

"Das Instrument der Eigenverwaltung gibt uns die Möglichkeit, die erfolgreich begonnene Restrukturierung in Eigenregie fortsetzen und den Fortgang des operativen Geschäfts gewährleisten zu können", erklärte Mifa-Vorstand Stefan Weniger.

Als Grund für den Insolvenzantrag nannte Mifa die geplatzte Vereinbarung mit dem indischen Unternehmen Hero Cycles. Der weltgrößte Fahrradhersteller hatte sich nach monatelangen Verhandlungen bereiterklärt, mit 15 Millionen Euro bei Mifa einzusteigen. Geld war bislang aber noch nicht geflossen.

Nun hat der Mifa-Vorstand die Vereinbarung aufgekündigt. "Hero hat sich nicht an Zusagen gehalten", sagte ein Mifa-Sprecher. Einzelheiten nannte er nicht. Nach "Handelsblatt"-Informationen baue Hero Cycles derzeit eine weitere Fabrik in Indien, die Fertigungsprozesse und Know-how aus Sangerhausen übernimmt. Ein enttäuschter Manager glaubt gar, dass die Inder Mifa gezielt ausspioniert hätten.

Bereits am Montagmorgen hatte Mifa bekanntgegeben, dass ein Verlust die Hälfte des Grundkapitals aufgebraucht habe. Das Eigenkapital im ersten Halbjahr werde nach derzeitiger Einschätzung negativ sein. Das operative Geschäft ist von der Insolvenz derzeit nicht betroffen. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt, teilte das Unternehmen mit. Die Löhne und Gehälter der aktuell rund 600 Mitarbeiter sind für drei Monate über die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Die Landrätin des Landkreises Mansfeld-Südharz bezeichnete die Mifa-Insolvenz als "schweren Schlag für die Region". "Ich habe aber die Hoffnung, dass es weitergeht und Arbeitsplätze erhalten bleiben", so Angelika Klein (Die Linke).

Möllring hat neuen Investor für Mifa

Erst vor fünf Monaten verkaufte Mifa für 5,7 Millionen Euro ein Betriebsgrundstück an den Landkreis. Seitdem mietet der Fahrradhersteller das Gelände monatlich für eine mittlere fünfstellige Summe.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) hat Mifa bei der Suche nach einem neuen Investor bereits unterstützt: "Ich habe einen Interessenten, der bei Mifa einsteigen würde", sagte er gegenüber der Volksstimme. Das Unternehmen sei dem Vorstand in Sangerhausen bekannt. "Es ist ein Investor, der ausreichend interessiert und ausreichend finanzstark ist", erklärte Möllring. Einen konkreten Namen nannte er nicht. "Viele Großkunden haben Mifa die Treue gehalten, das spricht für die hohe Qualität der Fahrräder und die hohe Qualität der Beschäftigten", so Möllring.

Mifa ist Deutschlands größte und traditionsreichste Fahrradfabrik. Dem Unternehmen droht seit längerem die Pleite. Im vergangenen Jahr machte Mifa einen Verlust von 13,2 Millionen Euro. Finanzunternehmer Maschmeyer ist größter Aktionär. Er verhinderte vor zwei Jahren mit seinem Geld die vorzeitige Pleite. Noch einmal wird er das wahrscheinlich nicht tun.