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43 Überfälle Meistgesuchter Serienräuber gefasst

Das Amtsgericht Hannover hat am Freitag Haftbefehl gegen einen 42-jährigen Polen erlassen. Er soll der Supermarkträuber sein, der unter anderem einen Mann in Hannover erschossen hat. In Sachsen-Anhalt gab es Tatorte in Burg, Möckern, Genthin und Dessau-Roßlau, Salzwedel und Eisleben.

Von Matthias Fricke 27.06.2015, 03:04

Hannover l Er gilt als einer der meistgesuchten Serienräuber der vergangenen Jahre in Deutschland. Seine Spur führte durch sieben Bundesländer. Mit seiner Pistole der Marke Ceska, Kaliber 7,65 Millimeter, verbreitete der Räuber Angst und Schrecken in vermutlich 43 Supermärkten. Ein Überfall endete für einen 21-Jährigen, der in Hannover-Stöcken einschreiten wollte, sogar tödlich.

Oberstaatsanwalt Thomas Klinge sagte am Freitag bei einer Pressekonferenz: "17 Fälle konnten wir dem Beschuldigten durch einen Spurenvergleich mit DNA, Ballistik oder Fingerabdrücken zuordnen. Zwölf Taten stehen im Haftbefehl, weil die Akten der anderen fünf Fälle noch nicht bei uns sind." Und das sei erst der Anfang. Klinge ist sich sicher, dass noch eine Reihe weiterer Fälle dazukommen: "Das ist erst ein Zwischenstand."

DNA-Spuren an Tatorten sichergestellt

In Sachsen-Anhalt soll der Räuber mindestens viermal zugeschlagen haben, zwei weitere Fälle werden noch geprüft. Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch vom Revier im Jerichower Land: "Wir haben ganz aktuell einen DNA-Treffer zu einem Überfall in Genthin erhalten. Das haben wir umgehend an die Kollegen in Hannover weitergeleitet."

Der betreffende Raub geschah am 30. April dieses Jahres. Im Jerichower Land gab es noch zwei weitere, als gesichert geltende Überfälle in der Serie: In Möckern überfiel der Mann am 31. Januar einen Discounter und am 12. August 2014 in der Burger Innenstadt. Dort schoss der Täter einmal auf den Boden. Das Projektil wurde erst später gefunden. Es gehörte zu jener Pistole der Marke Ceska, Kaliber 7,65 Millimeter, die auch bei dem Raubmord in Hannover-Stöcken verwendet wurde. "Es wurden an acht Tatorten 13 Schüsse aus dieser Waffe abgegeben", sagte Ingrid Rabbe von der Polizeidirektion Hannover. Übereinstimmende DNA-Spuren konnten auch in Dessau-Roßlau gesichert werden.

Nach identischen Überfällen in Salzwedel am 28. April dieses Jahres und einen Monat zuvor am 23. März in Lutherstadt Eisleben werden die Spuren noch ausgewertet. Auf den Verdächtigen kam die Ermittlungsgruppe "Discounter" durch eine Auswertung der Handy-Funkzellendaten an den Tatorten. Es tauchte immer wieder eine Telefonnummer auf. Die Beamten warteten, bis sie sich irgendwann wieder in das deutsche Netz einloggte. Das erfolgte am Mittwochabend gegen 23 Uhr.

Festnahme bei Dresden

Der Beschuldigte wurde an der Autobahn 13 bei Cottbus in einem BMW lokalisiert. Spezialeinsatzkommandos (SEK) aus fünf Bundesländern bereiteten die Festnahme vor. Donnerstagfrüh gegen 5 Uhr erfolgte auf einem Parkplatz bei Dresden der Zugriff. Beamte des SEK Bayern schlugen alle Scheiben des BMW ein, zogen den Mann aus dem Auto. Waffe und Munition konnten sichergestellt werden. "Wir glauben, dass er erneut einen Supermarkt überfallen wollte", so Ermittlerin Rabbe.

Der Mann stritt bisher alles ab, er sei nur zur Arbeitssuche in Deutschland. Am Freitag wurde auch das Haus des Beschuldigten in Polen durchsucht.