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Emily-Prozess Belastungszeugin ist verschwunden

Von Wolfgang Biermann 31.07.2015, 16:42

Stendal l Im Prozess um den Tod der kleinen Emily aus Bismark, die Anfang Februar mit nur 18 Monaten an schweren Kopfverletzungen starb, sollte am Freitag vor dem Landgericht Stendal eine Nachbarin der Angeklagten aussagen. Zum Prozessauftakt war sie als Zeugin der Verhandlung unentschuldigt ferngeblieben. Die deshalb für den gestrigen Freitag gerichtlich angeordnete Vorführung durch die Polizei verlief ergebnislos.

Das Gericht hat daraufhin die Zeugin, die im Ermittlungsverfahren belastende Aussagen gegen Emilys Stiefmutter gemacht haben soll, zur Fahndung ausgeschrieben.

Katja B. (20) ist der Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Sie soll das Kind geschüttelt und geschlagen haben. Emilys leiblicher Vater, Patrick F. (30), der mit Katja B. zusammenlebte, soll laut Anklage die Misshandlungen billigend in Kauf genommen haben.

"Sie hat Emily wie ihr eigenes Kind behandelt", sagte gestern eine vom Stendaler Jugendamt beauftragte Familienhelferin über die Angeklagte aus. Sie habe sich seit Oktober auf Antrag des Kindesvaters um die kleine Familie gekümmert, so die Familienhelferin. Weiter sagte sie aus, dass Patrick P. am 13. Januar ihr gegenüber den Verdacht geäußert habe, dass Katja B. Emily schlagen würde. Das hätte ihm eine Nachbarin zugetragen. Zudem hätte das Kind schon Anfang Januar blaue Flecken gehabt. Im Gespräch mit der Angeklagten habe diese aber unter Tränen versichert, dass sie Emily nicht geschlagen habe.

Das Kind schilderte die Familienhelferin als "entwicklungsverzögert". Emily sei sehr blass gewesen. Sie habe spät laufen gelernt und mit 18 Monaten noch keine feste Nahrung aufgenommen. Am 26. Januar hatte die Familienhelferin bei Emily mehrere blaue Flecken im Gesicht festgestellt, die Katja B. mit einem Sturz aus einem Hochstuhl auf Bauklötze erklärt habe. Sie habe ihr vertraut, so die Zeugin. Zwei Kita-Erzieherinnen, die sich offensichtlich sehr um Emily bemüht hatten, sagten aus, dass sie an Emily eine blasse Gesichtsfarbe und dunkle Augenränder bemerkt hatten. "Sie bekommt schnell blaue Flecken", habe Patrick P. gesagt, als er Emily erstmals am 12. Januar mit einem blauen Fleck im Gesicht in die Bismarker Krippe brachte. Am 28. Januar hatte das Kind dann wieder blaue Flecken im Gesicht, die von einer Erzieherin mit einer Kamera dokumentiert wurden. Von Autoaggression hätten sie bei Emily nichts bemerkt. Auch habe sie sich keine Haare ausgerissen, so die Erzieherinnen. Am 7. August wird der Prozess fortgesetzt.