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Ein Gardeleger in Tokio im Gespräch mit der Volksstimme: Alle versuchen, zur Arbeit zu kommen

17.03.2011, 04:33

Peter Brune aus Gardelegen (Altmarkkreis Salwedel) lebt seit zehn Jahren in Tokio und betreibt dort eine Webdesignfirma. Per E-Mail befragte die Volksstimme den 45-Jährigen über die Situation nach dem Mega-Beben und dem Tsunami.

Volksstimme: Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?

Peter Brune: Beim Beben war ich in meinem Haus am Pazifik, es hat mich fast aus dem Bett geworfen, aber es ist stehen geblieben. Nicht eine Tasse ist kaputt. Der Tsunami war dann bei uns 500 Kilometer vom Epizentrum entfernt "nur" noch zwei Meter hoch, und weil gerade Ebbe war, war er nicht höher als die normale Flut.

Volksstimme: Können Sie beschreiben, wie die Menschen in Tokio reagieren?

Brune: Es gibt Hamsterkäufe, aber japanisch gelassen, anstelle von einem Kilo Reis nimmt jeder nun zwei, nicht aber zehn Kilogramm.

Volksstimme: Wie sieht das Leben in Tokio zurzeit aus?

Brune: Alle versuchen, zur Arbeit zu kommen, doch es fahren nur 40 Prozent der U-Bahnen, die hoffnungslos überfüllt sind. Ich fahre die zwölf Kilometer zur Arbeit sowieso mit dem Fahrrad wie auch vor dem Beben. Nun sind es sehr viel mehr Leute, die mit dem Rad unterwegs sind.

Volksstimme: Haben Sie daran gedacht, Japan zu verlassen?

Brune: Alle Freunde aus Deutschland wollen mich dazu überreden, doch ich halte die Stellung. Die Wolke wird wahrscheinlich auf den Pazifik hinaustreiben, wahrscheinlich…

Volksstimme: Welche Ratschläge gibt es von offizieller Seite an die Einwohner Tokios?

Brune: Eigentlich gibt es nur Ratschläge für die Menschen in der 30-Kilometer-Zone wie Fenster schließen, Strom sparen, kein Benzin hamstern. Das scheinen viele auch zu befolgen, die Straßen sind unglaublich leer.