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Zwei Kreisverbände des Hotel- und Gaststättenverbandes am Brocken uneins Namensstreit erreicht Harzer Gastronomen

Von Tom Koch 29.04.2011, 04:27

Treseburg/Altenau.Jetzt spucken sich Harzer Gastronomen von hüben und drüben gegenseitig in die Suppe. Der Streit geht – wie könnte es unterhalb des Brockens anders sein? – um den Namen Harz.

Diesmal sind es die Kreisverbände innerhalb des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) östlich und westlich des Blocksberges, die sich gegenseitig vorhalten, der andere führe zu Unrecht den Harz-Anhang in seinem Namen.

Damit befinden sich die Gastronomen aus Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge in (guter?) Gesellschaft von Kommunalpolitikern aus der Region, die seit Jahren unverholen ihren Namens-Unmut lauthals kundtun. Anfangs noch milde belächelt, später mit Unverständnis bedacht. Inzwischen ob des noch immer währenden skurrilen Streits längst mit dem Etikett versehen: Keine Politiker zu sein, die Kraft zum Konsens aufbringen, Gemeinsames betonen und den Blick nach vorn richten können.

Begonnen hatte der provinzielle Zoff mit der Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt. Aus dem Trio Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode ward zum 1. Juli 2007 der Harzkreis. Das fanden vor allem die Goslarer als unmittelbare niedersächsische Kreisnachbarn nicht witzig, die Kritik aus ihrem benachbarten Osterode kam leiser und weniger heftig daher. Aus dem thüringischen Südharzer Kreis Nordhausen ist hingegen keine Namensschelte an den Sachsen-Anhaltern überliefert.

Oberharz-Schlichtung dreifach gescheitert

Kaum war darüber etwas Gras gewachsen, war es nicht einmal zwei Jahre später ein Bündnis aus anfangs elf Orten im einstigen Wernigeröder Kreis, das auf Druck der Magdeburger Landesregierung eine gemeinsame Kommune werden sollte. Der gleichsam zungenbrecherische wie geografisch falsche Name "Stadt Oberharz am Brocken" rief nun im Kreis Goslar die Orte rings um Clausthal-Zellerfeld auf den Plan: Immerhin seit 1974 bilden diese die gemeinsame Samtgemeinde Oberharz. Und weil es bekanntlich nur einen "Highlander" geben kann, wollen die Niedersachsen sämtliche Gerichtsinstanzen anrufen, um sich ihr Namensrecht nicht von den Ost-Oberharzern nehmen zu lassen. Der aktuelle Stand dabei ist, alle drei Sitzungen im vom Magdeburger Verwaltungsgericht verfügten Streitschlichtungs-Verfahren sind schlichtweg gescheitert.

Soweit wollen es die Hote-liers und Gastronomen nicht kommen lassen. Kaum hatte eine in Goslar verlegte Lokalzeitung nach einer Jahreshauptversammlung vom neuen Namensstreit im Harz geschrieben, bemühen sich beide Kreischefs um Schadensbegrenzung.

Thomas Pfeiffer aus Altenau im Westharz beteuerte gestern gegenüber der Volksstimme: "Nein, einen Streit gibt es nicht, höchstens Differenzen." Fünf ehemalige niedersächsische Dehoga-Kreise haben sich 2005 zum "Harz"-Verband mit aktuell 240 Mitgliedsbetrieben zusammengeschlossen. Da könne nicht einfach so eine andere Dehoga-Organisation in der Region sich denselben Namen wählen. Unumwunden gibt Pfeiffer zu, dass die anderen Harzer Namenstreitigkeiten Spuren hinterlassen haben; und das klingt dann so: "Drüben wird sich einfach über alles hinweggesetzt."

Kompromissvorschlag liegt auf dem Tisch

Sein Ostharzer Pendant, Heinrich Nürnberg aus Treseburg, ist verwundert. Warum? Seit 2007, dem Jahr der Kreisfusion, trägt sein 215 Mitgliedsbetriebe zählender Kreisverband den Harz-Namen, und nun mit Jahren Verspätung dieser Vorwurf. Nürnberg will auch deshalb keinen Streit, weil er sich nicht auf das Niveau der Bürgermeister begeben wolle.

Am kommenden Montag treffen sich in Schierke beide Kreisvorstände. Sie werden auch über den Pfeifferschen Vorschlag reden, den gemeinsamen Harznamen beizubehalten, dafür zur Unterscheidung die Namen der Bundesländer anzufügen. In jedem Falle wollen die Gastronomen den Eindruck vermeiden, jeder koche sein eigenes Süppchen.Meinung