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Projekt am Wurmberg stößt auf Ablehnung / Mitspracherecht für Sachsen-Anhalt gefordert Umweltverbände: Nein zu Kunstschnee

Von Tom Koch 20.02.2012, 04:45

Wernigerode l Der Ausbau des alpinen Skigebiets am Wurmberg im Harz bei Braunlage in Niedersachsen soll gestoppt werden. Die Umwelt- und Naturschutzverbände aus dem benachbarten Harzkreis in Sachsen-Anhalt begründen ihre Ablehnung damit, dass solche Pläne "den bundesweit größten Eingriff in das Grüne Band" bedeuteten. Das ist ein Naturschutzprojekt auf 1400 Kilometer Länge entlang der einstigen deutsch-deutschen Grenze.

Wie zu erwarten, haben die Teilnehmer der Jahreskonferenz von Naturschutzbund (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Bund für Natur und Umwelt (BNU) und Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz (GFN) am Wochenende in Wernigerode in ihrer Resolution den Planungen für alpinen Wintersport im Harz eine eindeutige Absage erteilt.

Darin ist "von massiven Eingriffen in Natur, Landschaft und Wasserhaushalt" die Rede, die die Folge des Wurmberg-Projektes wären. In einer BUND-Stellungnahme werden nicht nur Schneekanonen zur Herstellung von Kunstschnee kategorisch abgelehnt. Ebenso Überlegungen, vom Pistenausbau bedrohte Pflanzen umzusiedeln: "Nein zur Kunstnatur", heißt es dazu.

Da das geplante Skigebiet unmittelbar bis Schierke reichen werde, fordern die Naturschutzverbände, dass nicht nur sie, sondern auch die Behörden aus Sachsen-Anhalt am Planungsverfahren beteiligt werden.

Apropos Schierke: In diesem Wernigeröder Ortsteil unterhalb des Brockens gibt es ebenfalls millionenschwere Pläne zum Bau von alpinen Wintersportangeboten, auch mit Seilbahn, Speicherseen, Schneekanonen und Waldschneisen - darauf wird in der aktuellen Stellungnahme der Harzer Umweltschützer nicht eingegangen.

Dafür wählen sie klare Worte in ihrer Ablehnung von "Massenveranstaltungen in Naturschutzgebieten und im Nationalpark". Als Beispiel dafür gilt das Bergzeitfahren des Radsportverbandes auf der Brockenstraße, das 2011 trotz Vetos der Nationalparkverwaltung stattfinden konnte.

Mit Sorge beobachten die Verbände auch den weiteren Ausbau von Tourismusangeboten im Bodetal - während das Erweiterungsverfahren für das dortige Naturschutzgebiet "noch immer nicht abgeschlossen" sei. In diesem Zusammenhang bezeichnete es der Harzer Kreis-NABU-Chef Gunter Karste als einen ersten Erfolg, dass die Planungen zum Bau eines Baumwipfelpfades im Bodetal bei Thale so geändert werden sollen, dass dafür keine Flächen im Landschaftsschutzgebiet benötigt würden.

Die Umwelt- und Naturschutzverbände haben in Wernigerode allerdings auch Themen angesprochen, die sie bereits seit Jahren kritisieren. Dazu gehört ihre Ablehnung der Wippertalsperre und des Hochwasserstaudammes im Selketal. Außerdem die Forderung an die Harzer Schmalspurbahnen, ihrer Verantwortung an den Nationalpark Harz vor allem in langen Trockenzeiten besser gerecht zu werden, Waldbrände entlang der Gleise unterhalb des Brockens zu verhindern. Karste fordert, sobald die Waldbrandstufe3 ausgerufen sei, sollten statt der Dampfzüge nur noch Dieselloks auf den Harzgipfel fahren.