1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. V-Mann fliegt nach Indiskretion der Linken auf

Petra Pau gibt Informationen aus Untersuchungsausschuss weiter V-Mann fliegt nach Indiskretion der Linken auf

Von Michael Bock 18.09.2012, 05:22

Die Verbindung zwischen dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und Neonazis in Sachsen-Anhalt ist offenbar enger als vermutet. Der rechtsextreme Mörder Uwe Mundlos hatte einen Kontaktmann in Sachsen-Anhalt, der nach Angaben der Linken V-Mann des Verfassungsschutzes gewesen sein soll.

Magdeburg l Die Linken-Bundestagsabgeordnete Petra Pau hatte den Stein ins Rollen gebracht. Dem MDR sagte sie: "Zumindest ein uns bekannter Nazi aus Sachsen-Anhalt hat sich auch bis zum Abtauchen des Trios im Freundeskreis von Uwe Mundlos aufgehalten."

Pau ist Obfrau der Linken im Bundestags-Untersuchungsausschuss, der sich mit der NSU-Affäre befasst. Die Bundestagsabgeordnete begründete ihre Angaben mit Hinweisen aus Akten, die dem Bundestagsausschuss vorliegen.

Die Linke in Sachsen-Anhalt wurde in einer Pressemitteilung noch konkreter: "Es gibt Hinweise darauf, dass ein Vertreter der Neonazi-Szene aus Sachsen-Anhalt, der Kontakte zu Mundlos hatte, Informant des Verfassungsschutzes war." Es könne davon ausgegangen werden, dass der sachsen-anhaltische Verfassungsschutz über diese Kontakte sehr wohl informiert gewesen sei und dass es dazu entsprechende Akten gebe.

Petra Pau wollte sich gestern auf Volksstimme-Anfrage nicht äußern. Sie hat für heute in Berlin ein Pressegespräch angesetzt "zu den aktuellen Entwicklungen im Untersuchungsausschuss und zu den Berliner Verwicklungen in das Versagen der Sicherheitsbehörden bei der NSU-Mordserie".

In Geheimdienst- und Regierungskreisen herrschen indes blankes Entsetzen und heftiger Zorn über die Indiskretion von Petra Pau. Damit dürfte das Leben des bis zuletzt im aktiven Einsatz befindlichen V-Mannes in großer Gefahr sein.

Denn für Kenner der rechtsextremen Szene ist es nicht allzu schwer, in dem von den Linken ins Spiel gebrachten V-Mann jenen Thomas R. zu erkennen, der um die Jahrtausendwende einer der führenden Neonazis in Sachsen-Anhalt war.

Brisant ist, was jetzt aus Berliner Kreisen verlautet. Demnach war Thomas R. jahrelang und bis zuletzt als V-Mann für das Bundesamt für Verfassungsschutz (Köln) im Einsatz. Die Behörde hatte ihn als bedeutenden Informanten eingestuft - den Mann also, der als möglicher Helfer des Mörder-Trios galt.

Sein Name, seine Telefonnummern (Festnetz und Handy) sowie die Postfachnummer 700512 in Halle waren im Januar 1998 bei der Durchsuchung der Jenaer Bombenwerkstatt der drei späteren NSU-Terroristen Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gefunden worden. Damals soll der inzwischen in Sachsen lebende R. auch im "Blood and Honour"-Spektrum aktiv gewesen sein. Dieses ist ein rechtsextremes Netzwerk, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, neonazistische Bands miteinander zu koordinieren und die nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hielt sich gestern zu diesem Thema bedeckt. "Zu operativen Angelegenheiten, wozu auch die Quellenarbeit gehört, äußern wir uns grundsätzlich nicht", sagte er. Seite 5