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Wirtschaft in Magdeburg Uni arbeitet am neuen Gründerzentrum

Ausgründungen aus dem Umfeld von Universität und Hochschulen schaffen
Arbeitsplätze. Die Otto-von-Guericke-Universität konzentriert ihre
Kräfte in einem neuen Gründerzentrum. Der Knackpunkt: Noch gibt es keine
Zusage zu den dafür notwendigen Fördermitteln.

Von Martin Rieß 15.02.2015, 08:30

Magdeburg l Gründer braucht die Stadt: Sie sind es, durch die Arbeitsplätze entstehen können. Das Problem: Magdeburg hat ebenso wie Sachsen-Anhalt nur wenige Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die Otto-von-Guericke-Universität möchte nun ihre Aktivitäten bündeln, um solche Gründer zu unterstützen. André Presse soll Leiter des Transfer- und Gründerzentrums (TUGZ) werden. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler sagt: "Man kann davon ausgehen, dass eine von zehn Gründungen dauerhaft Erfolg hat. Aber eben auch davon, dass im Technologiebereich sieben von zehn Gründungen erfolgreich sind." Deshalb sei die Magdeburger Universität ein aussichtsreicher Standort für die Gründerförderung. Ausgründungen aus der Universität, die in Magdeburg für neue Arbeitsplätze gesorgt haben, sind beispielsweise Dornheim Medical Images und Hasomed.

André Presse nennt zwei Gründe, warum eine Neustrukturierung der derzeitigen Unterstützungsprogramme für Gründer sinnvoll ist. Zum einen ist schon eine Möglichkeit geschaffen worden, um Gründungen vom technischen Knowhow her besser vorzubereiten - die Unterstützung zum letzten Schritt in die Selbstständigkeit fehlte an dieser Stelle aber noch. Und auch das letzte Förderprogramm mit dem Titel Tegsas - die Abkürzung steht für das Projekt "Förderung technisch-technologischer Unternehmensgründungen aus den Universitäten und Hochschulen des nördlichen Sachsen-Anhalts" - läuft Ende März aus.

Wann die Förderung des TUGZ in diesem Jahr über ESF-Mittel des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft einsetzen kann, ist allerdings momentan noch nicht ganz klar. Die Universität muss allerdings darauf bauen, dass eine Zwischenfinanzierung aus dem ohnehin stark gebeutelten Uni-Etat zwei Monate nicht überschreiten wird.

Neben Studenten, Absolventen und Uni-Mitarbeitern ist auch die einheimische Wirtschaft Zielgruppe des TUGZ. André Presse erläutert: "Gründungsideen sollen auch in Kooperation mit den Unternehmern vor Ort entstehen." Ein dritter Partner sind die Lehrstühle in den Fakultäten. Das TUGZ soll auch an Stellen aktiv werden, an denen es einem Professor nicht möglich ist, seine Studenten auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten.

Gefragt sind Produkte für Mindestanforderungen

Grundsatz bei der Betreuung von Gründern aus der Universität heraus ist es, ein marktreifes Produkt zu entwickeln. "Es geht eben nicht nur darum, ein Produkt zu entwickeln, das die Kundenbedürfnisse erfüllt, sondern das auch am Markt bestehen kann, das heißt, wofür die Kunden auch bereit sind, etwas zu bezahlen", erläutert André Presse. Der Knackpunkt ist die Entwicklung von "Minimalprodukten", in der angelsächsischen Gründungsförderung bekannt als "Minimum Viable Product", also ein Produkt, das die Mindestanforderungen für die Überlebensfähigkeit am Markt besitzt.

Diese umfassen die von den Kunden gewünschten Eigenschaften, sind aber möglichst einfach gehalten, auch um die Kosten möglichst niedrig zu halten und sie damit zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können. Solche Ideen, wie sie zum Beispiel aus dem noch laufenden Gründungsförderungsprojekt Tegsas entstanden sind, haben durchaus Chancen, Geldgeber zu finden - siehe Infokasten.

Räumlich sollen die Keimzellen für neu entstehende Unternehmen nahe an möglichen Partnern angesiedelt werden. Hierzu zählen beispielsweise die Innovations- und Gründerzentren in der Region sowie Unternehmen, die für die Schlüsseltechnologien und Leitmärkte der Regionalen Innovationsstrategie der Landesregierung eine hohe Bedeutung haben und die mögliche Kunden für die neu gegründeten Unternehmen sind.

Konkret sollen zum Beispiel in von der Universität angemieteten Räumen an der Rötgerstraße, in einem Gebäude der Otto-von-Guericke-Gesellschaft, Co-Working-Räume für die Teams neu gegründeter Software-Unternehmen zur Verfügung stehen. Ähnliche Räume gibt es derzeit bereits im Ideenentwicklungs- und Anwendungslabor, das die Universität in der Denkfabrik im Wissenschaftshafen gemeinsam mit dem von Professor Horton, Fakultät für Informatik, gegründeten Unternehmen Zephram eingerichtet hat. Weitere solche Räume befinden sich in der Experimentellen Fabrik, wo die jungen Gründer in Zusammenarbeit mit der Metop GmbH, einem An-Institut der Universität, von Dr. Sonja Schmicker, Fakultät für Maschinenbau, betreut werden. "Eine weitere Frage von Räumlichkeiten ist mittelfristig eine Art Gründer-Pavillon", sagt André Presse. Es geht darum, die Schaffung einer Gründer-Community zu unterstützen. André Presse, der vor seinem Wechsel nach Magdeburg am Karlsruher Institut für Technologie gearbeitet hat, bekennt: "Anfangs habe ich davon ja nicht so viel gehalten. Aber es funktioniert. In Karlsruhe treffen sich jeden Monat 80 bis 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Gründerszene beim sogenannten \'Gründergrillen`. Im Sommer wie im Winter wird gegrillt, im Winter wird eben drin gegessen. Die Veranstaltung ist zu einer festen Größe im Karlsruher Gründungsgeschehen geworden. Bei jedem Gründergrillen stellt sich ein neues Unternehmen vor." Das in Karlsruhe Gründer-Cube genannte Gebäude steht dort an einer zentralen Stelle auf dem Campus. Neben dem allmonatlichen Gründergrillen finden mehrfach wöchentlich Themenabende, sogenannte Kaminabende, und seminarartige Schulungen statt. Auf dem Weg zur Mensa und Bibliothek werden die Studierenden praktisch jeden Tag dafür sensibilisiert, dass die Unternehmensgründung eine sehr attraktive Alternative zur klassischen Angestelltenlaufbahn sein kann.

Denkbar wären auch Ideen für den Lutherweg

Zwar freut sich André Presse insbesondere über technologiebasierte Ideen. Doch auch Absolventen und Mitarbeiter aus anderen Fakultäten sind gefragt. Er sagt: "Beispielsweise hat der Tourismus im Lutherjahr ein sehr großes Potenzial, das ist durch Untersuchungen belegt. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir hier Mitglieder der Fakultät für Humanwissenschaften begeistern könnten, etwas in Zusammenarbeit mit uns aufzubauen."