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Zwischen Fiener und Fläming fühlen sich Wolf, Biber, Großtrappe und sogar der Waschbär wohl Ein grünes Paradies für Tiere

Das Jerichower Land feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Was
macht diesen Kreis so besonders? In einer Serie von A wie Anfang bis Z
wie Ziegelsdorfer Telegraf gehen Volksstimme-Redakteure der Sache auf
den Grund. F wie Fiener und Fläming: Wolf, Biber und Waschbär fühlen
sich dort wohl.

Von Franziska Ellrich 11.02.2014, 02:25

Altengrabow l Auf dem Truppenübungsplatz in Altengrabow wurden zum ersten Mal Wölfe gesichtet. Das ist jetzt fast fünf Jahre her. Heute gehören rund ein Dutzend Tiere zu dem Altengrabower Wolfsrudel. Mindestens 36 Welpen kamen auf dem Gelände der Bundeswehr bereits zur Welt. Das kann Klaus Puffer anhand einer Überwachung mit Fotofallen nachzählen.

Klaus Puffer ist Wolfsbeauftragter des Bundesforstbetriebes Nördliches Sachsen-Anhalt. Der Betrieb sorgt als Dienstleister der Bundeswehr für die natürliche Pufferzone rund um die Truppenübungsplätze. "Die Plätze üben offenbar eine große Anziehungskraft auf die Tiere aus", erklärt der Wolfsbeauftragte. Das lege wohl an den großflächigen Rückzugsräume für die Welpenaufzucht - ungestört von Menschen. Auf natürliche Weise seien die Wölfe nun in ihre alte Heimat, das Jerichower Land, zurückgekehrt. Nachdem die Tierart vor über 100 Jahren ausgerottet wurde.

"Jetzt genießt er den höchsten Schutzstatus, den eine Europäische Wildtierart haben kann", sagt Puffer. Doch müsse der Mensch erst wieder lernen, mit Wölfen zusammen zu leben. "Vom gesunden Wolf geht kaum eine Gefahr aus, aber Schäfer und andere Nutztierhalter müssen sich durch die Herdenschutzmaßnahmen auf den Wolf einstellen", zählt der Wolfsbeauftragte auf.

Mit Schutzmaßnahmen müssen sich auch Bauern auf Biber einstellen, die durch ihren Bau anliegende Ackerflächen vernässen. Kilometerlang stauen die Tiere Wasser in Kanälen an. Trotz des Hochwassers im vergangenen Jahr ist die Population der Nagetiere im Jerichower Land stabil. Das weiß Wolfgang Hoffmann vom Biosphärenreservat Mittelelbe. Seine Aufgabe ist es, Biberdämme zu verrohren, damit der Wasserstand erhalten bleibt. Die Drainagen sorgen dafür, dass der Boden anliegender Äcker und Strassen nicht vernässt wird.

Der Kampf um die Reviere wurde nach dem Hochwasser härter. "Einen Umkreis von rund drei Kilometern beanspruchen die Tiere für sich", erklärt Hoffmann. Die Biber aus ihren angestammten Revieren zu vertreiben, sei schwer. Wird ein Damm zerstört, entsteht in wenigen Tagen nur ein paar Meter entfernt der nächste. "Biber sind eben stur", sagt der Mitarbeiter des Biosphärenreservates, mitverantwortlich für die Biberreferenzstelle. Im Bereich der mittleren Elbe hatte der Biber Ende des 19. Jahrhunderts sein letztes Rückzugsgebiet, in dem eine kleine Population von rund 300 Tieren überlebte. Heute leben zirka 2500 Tiere in Sachsen-Anhalt, knapp die Hälfte in der Region rund um das Jerichower Land. Der Biber steht unter Artenschutz.

Der Waschbär hingegen steht nicht unter Naturschutz. Auch seine Population wächst im Jerichower Land immer stärker an.

Jäger Hubertus Ostermann spricht von "Nahrungsgeneralisten". Waschbären sind Allesfresser. "Sie finden immer eine Nische, vom Obst bis zum Wirbeltier, ernähren die Bären sich von fast allem", erklärt Ostermann. Mehr als 100 Waschbären hat der Gerwischer bereits im Bürgerholz gefangen. Das Problem: Vogel-eier gehören zur Leibspeise der Vierbeiner.

Im Bürgerholz befindet sich eine rund 20 Hektar große Fläche im Besitz des Naturschutzbundes (Nabu). Das Ziel: Bedrohten Großvogelarten einen sicheren Lebensraum zu bieten. Der vom Aussterben bedrohte Schwarzstorch bezieht auf dem Gelände jährlich seine Nester zum Brüten. Doch nicht aus allen Eiern können Junge schlüpfen. Schuld ist unter anderem der Waschbär. "Die Tiere schleppen die Eier weg vom Nest und dann finde ich immer wieder Schalenreste im Wald mit den typischen Fraßspuren", sagt Ostermann.

Mit Kastenfallen versucht der 50-Jährige die Tiere zu fangen. Mehr als 30 dieser Gitterkästen stehen in dem fast 1000 Hektar großen Bürgerholz verteilt. Darin liegen Hühnereier, um die Waschbären anzulocken. Jeden Tag kontrolliert Hubertus Ostermann die Fallen. Findet er ein Weibchen, während die Jungen noch klein sind, lässt er es frei. "Wobei es keine Schonzeit für Waschbären gibt", merkt der Jagdpächter an.

Mehr Informationen zu den Tieren der Region gibt es online auf der Seite des Biosphärenreservates unter www.mittelelbe.com oder des Naturschutzbundes unter www.sachsen-anhalt.nabu.de.