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MUT-Geschäftsführer versichert: Keine Gefahr für die Umwelt / Industriehafen gefährdet Tanklager in Magdeburg droht Überflutung

Von Oliver Schlicht und Martin Rieß 07.06.2013, 01:16

Magdeburg l Das Hochwasser bedroht das Industriegebiet Rothensee im Magdeburger Norden. Wird das Gebiet überflutet, könnte das Folgen für die Spritversorgung von Tankstellen im Land haben.

Das Wasser im Magdeburger Industriehafen steht kurz vor der Oberkante der Kaimauern. Ein am Mittwoch entlang des Hafenbeckens errichteter drei Kilometer langer Sandsack-Damm soll die Betriebe dort schützen. Zu ihnen gehören Windkraftanlagenbauer Enercon, mehrere Bio-Kraftstoffhersteller und das MUT-Tanklager. Von MUT aus werden Tankstellen in ganz Sachsen-Anhalt beliefert.

"Heute musste die Versorgung des Tanklagers auf dem Schienen- und Schiffsweg eingestellt werden", erzählt MUT-Geschäftsführer Andreas Niemeyer gestern. Das Tanklager habe aber genügend Kraftstoffe gelagert, um die Tankstellen im Land 14 Tage versorgen zu können.

Niemeyer geht davon aus, dass es zu einer Überflutung des Tanklagers kommen wird. "Da besteht aber keinerlei Gefahr für die Umwelt. Alle Tanks sind doppelwandig abgesichert. Da kann auch nichts auslaufen." An kritischen Stellen seien Motoren demontiert und Wassersperren errichtet worden.

Die Auslieferung von Benzin und Diesel könnte allerdings durch eine Überflutung unterbrochen werden. "Wir werden das stoppen müssen, weil ganz einfach die Tanklastzüge nicht mehr das Gelände befahren können", so der MUT-Chef.

Mit den Behörden sei vereinbart worden, dass Tanklastzüge zur Versorgung von sicherheitsrelevanten Kräften wie der Feuerwehr oder der Bundeswehr bis zu einer Überflutungshöhe von zehn Zentimetern befüllt werden. Niemeyer: "Das können wir technisch sicherstellen." Einige der 25 MUT-Mitarbeiter werden über das kommende Wochenende im Tanklager übernachten, um auf alle Vorfälle schnell reagieren zu können.

80000 Kubikmeter Lagervolumen hat MUT in Rothensee. 200 bis 300 Tanklastzüge werden dort im Normalfall täglich beladen. "Wir sind von der Umschlagmenge her das größte Tanklager in Sachsen-Anhalt", so Niemeyer. Tankstellen aller großen Mineralölgesellschaften werden von Magdeburg-Rothensee aus beliefert. MUT gehört zur Dettmer Group KG in Bremen.

Warum schützt die neue Schleuse nicht den Hafen?

Der Magdeburger Hafen liegt nicht direkt an der Elbe, sondern wird über einen Verbindungskanal angeschlossen. Noch in diesem Monat soll an diesem Kanal eine Niedrigwasserschleuse feierlich eröffnet werden. Die Schleuse - eine 40-Millionen-Euro-Investition - ist bereits betriebsbereit. Sie soll den Magdeburger Hafen abschotten, wenn auf der Elbe der Wasserstand für die Schifffahrt zu niedrig ist. So kann der Hafen vom Mittellandkanal her wasserstandsunabhängig angefahren werden.

Warum wird die Schleuse nicht einfach genutzt, um den Magdeburger Hafen und die dort ansässigen Unternehmen vor dem Elbe-Hochwasser zu schützen? Friedrich Koop, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg (WSA), erläutert: "Das Bauwerk ist nicht dafür ausgelegt. Der hohe Wasserdruck des Hochwassers würde zu Schäden am Bauwerk führen." Außerdem gebe es noch an anderer Stelle im Hafen eine Trennwand zur Elbe hin, die niedriger ist als das geschlossene Schleusentor. Koop: "Das Schließen der Niedrigwasserschleuse würde also ein Ansteigen des Wasserstands im Hafen nicht verhindern können."