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Nach Abtransport des Editha-Sarges weitere Kritik am Landesamt in Halle Naumburgs Museumschef empört sich über "zentralistisches Gebaren"

Von Bernd Kaufholz 04.02.2009, 08:11

Naumburg / Halle. Im Zusammenhang mit dem Abtransport des Sarges von Königin Editha ( 910-946 ) aus dem Magdeburger Dom zum Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle werden in Sachsen-Anhalts Museumskreisen immer mehr Stimmen laut, die sich über die " Hortung von Fundstücken aus dem Mittelalter " und die Art und Weise beschweren, wie Kommunen, wo sie gefunden wurden, übergangen werden.

Siegfried Wagner, Leiter des Stadtmuseums in Naumburg ( Burgenlandkreis ), spricht sogar von " Enteignung ". Das Landesmuseum in Halle lege mit seinem " Zugriffsanspruch " bei Fundstücken " zentralistisches Gebaren " an den Tag. " Oder glauben Sie etwa, dass sich Mansfeld und Wittenberg besonders darüber freuen, dass ihre Luther-Funde in Halle präsentiert werden ?"

Auch aus Naumburg habe man " wichtige kulturhistorische Güter " abtransportiert. Allerdings wollte sie der Museumsleiter nicht konkret benennen. Doch ist es kein Geheimnis, dass er speziell, aber nicht ausschließlich, die mehr als 400 Münzen aus dem 16. Jahrhunderts meint, die gegenwärtig ein Teil der Lutherausstellung im Landesmuseum Halle sind.

Auch Wagner befürchtet, dass sich Halle mit der Hinwendung zum Mittelalter neben der Vorgeschichte ein weiteres Standbein schaffen will – " auf Kosten der Städte und Kreise, in denen die Fundstücke entdeckt wurden ". Die Konzeptplanung dafür sei weit vorangeschritten.

Der " Totalitätsanspruch " Halles bedürfe einer " gründlichen Klärung ", und eine " vernünftige Aufteilung der Zuständigkeiten " sei dringend geboten, mahnt er an.

Die sei rechtlich klar geregelt, so der Sprecher des Landesamts für Archäologie, Alfred Reichenberger. " Das Landesamt ist grundsätzlich für alle Ausgrabungen zuständig. " Die Behörde sei der " Sachwalter aller Funde ". Nur in Halle könne man sie ordentlich lagern und katalogisieren. Allerdings verschließe man sich nicht, wenn es Anfragen wegen einer Leihgabe gebe.

Formen und Skulpturen

Den Vorwurf " staatlichen Raubgräbertums " weist Reichenberger energisch zurück: " Die zuständigen kommunalen Stellen werden zu gegebener Zeit über Funde und ihren Abtransport informiert. " Oft allerdings nicht sofort, räumt er ein, " weil Raubgräber und Neugierige andernfalls oft die Fundstellen verwüsten ". In einigen Fällen habe man sogar Nachtwachen aufstellen müssen.

Zum Naumburger Münzfund äußerte sich Reichenberger dahingehend, dass er bereits in Naumburg ausgestellt wurde. " Inzwischen ist er in Halle zurück und bleibt auch dort. "

Ebenso werde mit dem sensationellen Magdeburger Grabungsfund von 2005 verfahren. Damals waren in der Nähe der " Goldschmiedebrücke " im Zentrum der Landeshauptstadt 650 Gussformen mit unterschiedlichen Motiven gefunden worden, die spätestens 1280 entsorgt worden waren. Ein wichtiger Beleg dafür, dass Magdeburger Goldschmiede bereits Vorfertigung und Massenproduktion kannten.

Sie wurden zur wissenschaftlichen Untersuchung nach Halle gebracht. Seit drei Jahren sind sie dort. Reichenberger: " Erst einmal, drei Jahre sind für wissenschaftliche Untersuchungen keine lange Zeit. Da ist nichts aus dem Ruder gelaufen. " Außerdem habe es auch eine Ausstellung mit den Gussformen in der Landeshauptstadt gegeben.

Dasselbe gelte für die sogenannten Skulpturen vom Magdeburger Gouvernementsberg, die vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammen und 2003 bei Grabungen gefunden wurden.