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Polizei macht bundesweit größten Waffen- und Sprengstofffund / Kontrollierte Sprengung Sprengstofflager in Scheune – Dorf lebte auf Pulverfass

24.01.2011, 04:29

"Pulver-Kurt" sammelte leidenschaftlich Granaten, Minen und Sprengstoff. Die Polizei rückte am Wochenende an, um das hochexplosive Material zu sprengen. Ein Dorf mit 600 Einwohnern in Rheinland-Pfalz war deswegen geräumt.

Meisenheim/Becherbach (dpa). "Pulver-Kurt" hielt ein ganzes Dorf in Atem: Die Polizei hat bei einem Waffennarr im rheinland-pfälzischen Becherbach ein riesiges Sprengstoff- und Munitionslager entdeckt. Damit Experten die rund 40 Kilo explosives Material sprengen konnten, mussten am Wochenende alle 600 Bewohner ihre Häuser und das Dorf verlassen. "Die Bürger von Becherbach haben jahrelang auf einem hochexplosiven Pulverfass gelebt", sagte ein Polizeisprecher.

Die Einwohner des kleinen Ortes konnten erst am Sonntagmorgen – nach einer 16 Stunden langen Sperre ihres Heimatdorfes – zurück in ihre Häuser. Entwarnung gab es erst nach der Sprengung, die noch in weit mehr als zehn Kilometern Entfernung zu hören war.

In einer angemieteten Scheune in Becherbach sowie an seinem nahen Wohnort hatte ein 62-jähriger Rentner – in den Dörfern als "Pulver-Kurt" bekannt – neben dem Sprengstoff auch Kriegswaffen, Handgranaten, Minen und Munition gelagert. "Es ist vermutlich der bundesweit größte Waffen- und Sprengstoff-Fund bei einem Privatmann", sagte Polizeieinsatzleiter Arno Heeling. Zu den Vorwürfen äußerte sich der Rentner, der einen "Schwarzpulverschein" besitze und mit bestimmten Mengen hantieren dürfe, bisher nicht.

Die Polizei spricht von einer "Sammelleidenschaft", Anwohner bezeichnen den Mann als "Militaria-Freak". Die Waffen und der Sprengstoff dürften mehrere Jahrzehnte alt sein – teilweise müsse man in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückgehen, meinte Heeling. Seit wann und warum der 62-Jährige ein ganzes Kriegswaffenarsenal hortete, ist noch unbekannt. Unklar ist auch, warum die Polizei erst jetzt den Hinweis auf das Lager erhielt. Bei dem hochexplosiven Sprengstoff aus der Scheune handelt es sich um einen Stoff, der Nitroglyzerin nahekommt. Die Sprengung in Becherbach war eine sehr heikle Mission.

Nach Darstellung von Polizeieinsatzleiter Heeling waren die Beamten durch Hinweise aus der Bevölkerung auf den 62-Jährigen gestoßen. Zur genauen Zahl der gefundenen Waffen gibt es noch keine Angaben. Allein bei einer Durchsuchung des Wohnanwesens des 62-Jährigen am vergangenen Dienstag war eine Lkw-Ladung zusammengekommen.