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Original-Rezept Schlesische Herings-Häckerle im Harz

Von Michael Pieper 13.03.2013, 01:15

Am Fuße des Brockens, in ihrer Wahlheimat Wernigerode, kocht Annerose Giesecke am liebsten Gerichte aus Omas Rezeptbuch. Für die Volksstimme-Aktion "Mein Rezept aus der Heimat" serviert die Seniorin schlesisches Häckerle mit Pellkartoffeln - und gibt für Juror Matthias Utermark die perfekte Gastgeberin.

Wernigerode. Wenn Annerose Giesecke in ihrer Wohnung in einem Mehrgeschosser in Wernigerode (Harzkreis) kocht, landet auch immer ein Stück Kindheitserinnerung im Topf. Viele Rezepte, die die heute 77-Jährige kocht, stammen von ihrer Oma aus Niederschlesien. Einer Frau, "die ich sehr verehrt und geliebt habe". Annerose Giesecke habe als Kind viel Zeit bei ihrer Oma verbracht, und selbstverständlich hat sie ihr beim Kochen über die Schulter geschaut.

Eines dieser Rezepte aus Kindertagen ist das schlesische Häckerle - eine Variante des in ganz Deutschland bekannten Heringssalats. Doch anders als der üblicherweise zu Silvester servierte Salat wird Häckerle in der Familie Giesecke zu jeder Jahreszeit gern gegessen. Für Matthias Utermark, Juror der Volksstimme-Aktion "Mein Rezept aus der Heimat" und Geschäftsführer von Maco-Möbel in Magdeburg, hat sie den Salat nach dem Originalrezept ihrer Oma zubereitet. Dazu reicht sie Pellkartoffeln. Und die müssen kochend heiß auf den Tisch kommen. "Darauf hat meine Oma immer besonderen Wert gelegt."

Für das Häckerle würfelt sie kleine Heringsfilets und raspelt einen Apfel. "Möglichst einen säuerlichen. Ich nehme gern Boscop", erklärt die Seniorin. Vier fein gewürfelte Gewürzgurken, ein hartgekochtes Ei und eine große Zwiebel gehören ebenfalls in die Mischung.

Abschließend lässt sie ein wenig Speck in der Pfanne aus. Alles wird gut gemischt und muss im Anschluss zwei bis drei Stunden ziehen. "Statt Hering kann man auch Matjes nehmen." Ihr sei der Hering aber lieber, "der ist fester".

Es sind genau diese Feinheiten, die Juror Matthias Utermark beim Hausbesuch in Wernigerode aufhorchen lassen: "Haben Sie denn beruflich auch mit Lebensmitteln zu tun gehabt?" Und ob. "Ich war Verkosterin im VEB Wernigeröder Backwaren", sagt sie. Gute Qualität war ihr Spezialgebiet, eine feine Nase und ein noch feinerer Gaumen waren 30 Jahre lang ihre Werkzeuge. "Ich musste alle zwei Jahre kontrollieren lassen, ob Nase und Gaumen noch auf Höchstleistung arbeiten", sagt die Rentnerin. Anscheinend waren ihre Sinne besonders gut ausgeprägt. "Ich war als Gutachterin in der gesamten DDR unterwegs, habe Brot und Kuchen verkostet." Noch heute meidet sie Kaffee, früher galt das auch für Tee. Die darin enthaltenen Stoffe würden den Geschmackssinn trüben.

Beim Jury-Essen hat sie auf unnötige Dekoration verzichtet. Der Esstisch im Wohnzimmer, von dessen Fensterfront die 77-Jährige einen grandiosen Blick auf das Wernigeröder Schloss und den Brocken genießt, ziert immerhin eine Kerze. "Aber die ist parfümfrei", erklärt Annerose Giesecke. Matthias Utermark soll sich ganz auf das Essen konzentrieren - und wird dafür von seiner Gastgeberin nach allen Regeln der Kunst umsorgt. Selbstgebackenes Brot gehört genauso zum Programm wie eine Schoko-Mousse zum Nachtisch. "Sie sollen sich schließlich wohl fühlen", sagt die 77-Jährige.

Und wie fand es der Juror? Als gebürtiger Mecklenburger kenne er sich mit Heringssalaten aller Art aus - "und der von Annerose Giesecke gehört zu den besten, die ich je probieren durfte".