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Gesundheit Im Zweifel immer zum Arzt

Kinder können Gefahren noch nicht gut einschätzen. Daher sind kleinere Unfälle nicht ausgeschlossen. Was ist in Notfallsituationen zu tun?

Von Uwe Seidenfaden 01.12.2015, 00:01

Magdeburg l „Aus Erfahrung wird man klug“, sagt der Volksmund. Dennoch möchten die meisten Eltern ihren Kindern so manche schmerzliche Erfahrung lieber ersparen. Nicht immer gelingt das, denn Kinder brauchen nicht nur Aufsicht, Belehrungen und Kon­trolle, sondern auch Vertrauen und Freiheiten, um einmal selbst zu verantwortungsvollen Erwachsenen zu werden. Leider ist damit auch manche schmerzliche Erfahrung verbunden.

Im Kleinkindalter können selbst kleine Kratzer und Prellungen zu einem heftigen Geschrei führen. Eltern lernen meist sehr schnell, die Situation richtig einzuschätzen. Oftmals helfen Zuwendung, beruhigende Worte und kleine Rituale wie Pusten oder das Aufkleben eines bunten Kinderpflasters, um die Situation zu beruhigen. Oberflächlich blutende Schürfwunden sollten zuvor mit lauwarmem Wasser und Abtupfen mit einem sauberen Taschentuch gereinigt werden, bevor man sie mit einem Pflaster oder Verband abdeckt, raten Hautärzte.

Die erste Hilfe bei Hautverbrennungen an Herdplatten, Kerzen oder Verbrühungen mit Flüssigkeiten ist abhängig von der Größe der betroffenen Haut. Je kleiner das Kind ist, desto schwerer wirken sie sich oftmals auf den Körper aus.

Prinzipiell sollten Verbrühungen oder Verbrennungen schnell gekühlt werden – am besten mit lauwarmem Wasser. Eis aus dem Kühlschrank könnte zu weiteren Hautverletzungen durch Unterkühlung führen. Ist die betroffene Hautfläche größer als etwa ein Prozent der Gesamthautfläche ist – das entspricht etwa der Größe der Kinderhand – sollte unverzüglich ein Kinder- oder Notarzt aufgesucht werden.

Auf keinen Fall sollten akute Brandwunden mit Hausmitteln wie Mehl oder aber Cremes und Salben selbst versorgt werden.

Eingerissene Splitter oder Nägel können die Ursache von Wunden sein. Wenn diese sehr stark bluten, sollte man zuerst die Blutung mit einem Druckverband unterbinden, um dann unverzüglich einen ärztlichen Notdienst aufzusuchen. Gleiches gilt bei stark blutenden Platz- und Risswunden, Tierbissen oder Quetschungen mit einem unsauberen Kontakt. Die Entfernung der Fremdkörper aus der Wunde sollte man besser den Notärzten überlassen.

Die meisten Knochenbrüche ereignen sich im Kindes- und im Seniorenalter. Bei Kindern verheilen sie besser und schneller. „Die Kindertraumatologie unterscheidet sich sehr von der des Erwachsenen“, so der Kinderchirurg Dr. Hardy Krause, Oberarzt am Universitätsklinikum Magdeburg. Während noch vor wenigen Jahrzehnten das „Fest eingipsen“ die einzige Option war, können heute mit Spezialnägeln und –stiften meist lange Ruhigstellungszeiten vermieden werden. Zusätzlich kommen je nach Alter der Kinder noch Korrekturen durch das natürliche Wachstum dazu.

Eine der größten elterlichen Sorgen sind Hirnschäden durch Schädelverletzungen. Zum Glück sind sie eher selten. Auf welche Symptome sollten Eltern achten? Kopfschmerzen nach einem Unfall sind noch kein sicherer Hinweis auf einen akuten, unfallbedingten Hirnschaden, so Prof. Dr. Gerhard Jorch, Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg. Meist klingen sie binnen ein bis zwei Stunden von allein wieder ab.

Ernsthaftere Hinweise auf eine Hirnverletzung sind ein starker Bluterguss und Sekretfluss aus Nase oder Gehörgang, eine Bewusstlosigkeit oder eine anhaltende Benommenheit, Gefühls-, Seh- oder Hörstörungen, mehrfaches Erbrechen, anhaltende und zunehmende Kopfschmerzen, ein Krampfanfall oder eine Verfärbung des Gesichts.

Es versteht sich von selbst, dass Tabletten und Haushaltschemikalien so aufbewahrt werden sollten, dass Kinderhände sie nicht erreichen können. Wenn sie dennoch Reinigungsmittel oder Ähnliches schlucken, sollten Eltern sofort die mitteldeutsche Giftinformationszentrale anrufen. Für die Analyse und Einleitung geeigneter Gegenmaßnahmen sollten Eltern die aufgenommene Substanz aufbewahren und folgende Angaben bereithalten:

l  Alter des Kindes,

l  Ursache der Vergiftung (z.B. Arzneimittel, Chemikalie oder Pflanze),

l  Zeitpunkt der Einnahme, Dauer der Einwirkung,

l  Symptome (Atmung, Kreislauf, Bewusstseinslage) und

l  Menge der eingenommenen Substanz.

 

Die Giftinformationszentrale für Mitteldeutschland sitzt in Erfurt, ist rund um die Uhr unter dieser Nummer erreichbar: (0361) 730 730