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Gesundheit Mittelohrentzündung muss unbedingt behandelt werden

Von Kai Gerullis 17.02.2006, 05:00

Bonn / Hamburg - Es beginnt mit einer banalen Erkältung. Wenn sich neben Husten und Schniefnase auch Schmerzen im Ohr und Fieber bemerkbar machen, entwickelt sich aus dem Infekt eine Mittelohrentzündung. Unbehandelt kann sie schwere Folgen haben. Eine Therapie mit starken Antibiotika ist jedoch nicht in jeden Fall nötig.

Der Erreger einer akuten Mittelohrentzündung gelangt über die Nase in den Körper. Hauptsaison für die Infektion ist die Erkältungszeit. " Die Nase schwillt an, und es bildet sich Sekret ", sagt Professor Frank Riedel, ärztlicher Leiter des Altonaer Kinderkrankenhauses in Hamburg. Diese Entzündung kann im ungünstigen Fall wandern. Über eine schlauchartige Verbindung – die so genannte Tube – transportiert das Sekret dann Keime von der Nase ins Mittelohr, den Raum hinter dem Trommelfell. Dort haben Erreger einen idealen Nährboden, um sich zu vermehren.

Der Betroffene spürt die beginnende Entzündung im Ohr durch starke Schmerzen. " Dazu können Hörprobleme und starker Druck im Ohr auftreten. Das Gefühl ist ähnlich, wie wenn man in einem startenden Flugzeug sitzt ", sagt Riedel. Ursache für das Symptom ist eine Schwellung der Tube durch die Infektion, die den sonst automatischen Druckausgleich der Ohren verhindert.

Diese Alarmzeichen sind für Erwachsene klar zu erkennen. Treten die Symptome auf, sollten sie sich umgehend auf den Weg in die Arztpraxis machen. " Die Mittelohrentzündung trifft aber häufig Kinder. Und die können ihre Beschwerden oft nicht richtig artikulieren ", sagt Professor Friedrich Bootz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkranke am Universitätsklinikum Bonn. Als Faustregel empfiehlt Riedel deshalb, mit dem Nachwuchs sofort zum Arzt zu gehen, wenn er unter Fieber leidet und dazu über Ohrprobleme – egal welcher Art – klagt. Denn nur eine rechtzeitige Therapie verhindert Komplikationen.

Der HNO- oder Kinder-Arzt untersucht mithilfe einer Ohrspiegelung das Ausmaß und vor allem die Art der Infektion. " Wesentlich ist, ob Bakterien ins Ohr gelangt sind oder nicht ", betont Riedel. Eine bakterielle Mittelohrentzündung – die meist einseitig auftritt – müsse mit Antibiotika bekämpft werden. Sie werden über zehn Tage eingenommen. " In einigen Fällen ist auch ein Trommelfellschnitt nötig, damit der starke Druck entweichen kann. Er wächst problemlos wieder zusammen und hat keine negativen Folgen ", erzählt Bootz. Ein Nasenspray hilft, damit sich die Schwellung zurückbildet.

Ohne Behandlung können sich die Bakterien festsetzen und im Ohr weiteres Unheil anrichten. " Beispielsweise ist es möglich, dass die Infektion in den Knochen hinter dem Ohr eindringt. Das ist sehr unangenehm ", betont Riedel. Denn dadurch könnte eine Eiterung im so genannten Warzenfortsatz verursacht werden, die meist operiert werden muss. Durch die Nähe zum Gehirn könne in seltenen Fällen auch eine Hirnhautentzündung oder ein Abszess im Schädel ausgelöst werden. Wird die Entzündung nicht konsequent therapiert, bestehe in seltenen Fällen die Gefahr, dass sie chronisch wird und zu Hörproblemen führt.

Die Antibiotika-Therapie ist allerdings nicht die Regel. Denn den überwiegenden Teil der akuten Mittelohrentzündungen lösen Viren und keine Bakterien aus. Die Mediziner sprechen meist von einer leichten Entzündung mit Beteiligung des Mittelohrs. In diesem Fall sind abschwellende Nasentropfen das Mittel der Wahl. " Die Schwellungen und die Entzündung gehen dann sehr schnell zurück ", erläutert Bootz. Egal ob bakterielle oder leichte Entzündung : Die Symptome verschwinden in der Regel eine Woche nach Beginn der Behandlung.