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Magdeburger Lungenspezialist zum Rauchen Lungenkrebs wird meist zu spät erkannt

Der 31. Mai ist Welt-Nichtrauchertag. Der Chefarzt der Pneumologie der Uniklinik gibt Tipps zur Entwöhnung.

Von Kerstin Singer 30.05.2015, 01:22

Magdeburg l Bei 15 Prozent liegt die Überlebenschance bei der Diagnose Lungenkrebs. Das liegt unter anderem daran, dass er bei den meisten Rauchern erst erkannt wird, wenn sich die Krebszellen bereits im Körper ausgebreitet haben. Das geht bei Lungenkrebs durch die enge Verbindung von Herz und Lunge besonders schnell. "Die meisten Raucher haben ohnehin etwas chronischen Husten und merken daher zuerst nichts. Nur ein Drittel der Patienten kommt so früh, dass der Krebs noch operabel ist", berichtet Professor Jens Schreiber, Lungenspezialist an der Universitätsklinik Magdeburg.

Er hat tagtäglich mit den Folgen des Rauches zu tun, die meisten sind tödlich. Dazu zählen das Lungenemphysem (COPD), bei dem durch jahrelanges Rauchen die Lungenbläschen zerstört werden. Die Lunge kann dadurch immer weniger Sauerstoff aufnehmen, der Erkrankte erstickt förmlich. Aber auch Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen, das sogenannte "Raucherbein", gehören zu den Erkrankungen, die durch Rauchen stark befördert werden, weil die Gefäße verengt werden. Auch Kehlkopf- und Blasenkrebs haben im Tabak- konsum ihre Ursachen. "Die krebserregenden Stoffe einer Zigarette gelangen über den Urin bis in die Blase", erklärt der Pneumologe. Die einzige Möglichkeit, das Krankheitsrisiko zu senken, sei, mit dem Rauchen ganz aufzuhören. "Nur eine Reduzierung bringt wenig", sagt Schreiber. Wer es jedoch schaffe, den Suchtmechanismus im Gehirn zu durchbrechen und dem Griff zur Zigarette zu widerstehen, senke schon nach den ersten 24 Stunden das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung, über die Jahre auch das Krebsrisiko. Auch das Fortschreiten eines Lungenemphysems wird gestoppt.

Am effektivsten sei es, von einem Tag auf den anderen komplett mit dem Rauchen aufzuhören. "Besonders gut gelingt das nach einschneidenden Erlebnissen, zum Beispiel nach Herzinfarkten", berichtet er. Aber auch ein Urlaub sei ein guter Zeitpunkt, weil dann die Routine des Alltags durchbrochen werde, der Stress nicht so hoch sei.

Doch besonders Rauchern, die bereits als Jugendliche damit angefangen haben, fällt es schwer, aufzuhören. "Weil das Gehirn erst mit 20 ausgereift ist, hat sich dort der Suchtmechanismus besonders verfestigt", erklärt Schreiber. Doch es gebe Hilfsmittel wie Nikotinpflaster oder Medikamente wie Champix, die als Antidepressiva entwickelt wurden und den Suchtmechanismus lindern. Derzeit arbeitet die Forschung außerdem an Antikörpern, die die Nikotinrezeptoren im Gehirn blockieren sollen, um das Suchtgefühl abzuschalten. Von elektronischen Zigaretten als Alternative hält Schreiber wenig, weil die wenigsten Raucher langfristig dabei blieben. "Es kann aber ein Einstieg für die Entwöhnung sein", so der Mediziner. Denn bei E-Zigaretten kann das Nikotin dosiert werden.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg warnt vor E-Zigaretten. "Mit jedem Zug wird ein Chemikalien- gemisch inhaliert. Insbesondere bei hohem Dauerkonsum kann eine Krebsgefährdung nicht ausgeschlossen werden", sagt Martina Pötschke-Langer, die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention.