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Zahngesundheit Auch Freizeitsportler sollten einen Mundschutz tragen

15.04.2011, 04:35

Der Frühling lockt auch wieder die Freizeitsportler heraus: Mit Inlinern, Kickboards, Fahrrädern oder Mountainbikes rollen und radeln sie an der frischen Luft. Um möglichen Verletzungen vorzubeugen, gehören bei solchen Freizeitaktivitäten Helm und Gelenkschoner fast schon zur Standardausrüstung. Noch viel zu selten aber wird an den Schutz von Zähnen und Kiefer gedacht.

Magdeburg (rgm). "Dabei kann der Spaß an sportlicher Betätigung gerade auch für die Zähne ein jähes Ende bedeuten", weiß der Magdeburger Zahnarzt Dr. Dirk Wagner. Unfälle beim spielerischen Einsatz, im Wettkampf und beim Training können besonders bei Jugendlichen und Kindern, aber auch bei Erwachsenen zu irreparablen Verletzungen im Mund-Kieferbereich führen. Studien zufolge erleidet immerhin jedes zweite Kind in Europa vor dem 16. Lebensjahr ein Zahntrauma. Neben Verletzungen der Zahnhartsubstanz, Zahnlockerung und Stellungsveränderung ist der vollständig verloren gegangene Zahn die wohl schlimmste Form.

Doch dem kann wirksam vorgebeugt werden – durch das Tragen von Mundschutz. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt dies in einer wissenschaftlichen Stellungnahme nicht nur Boxern und Kampfsportlern, sondern unter anderem auch für Basket-, Hand- und Fußball, beim Reiten, Geräteturnen, Inline-Skating und Mountainbiking.

Die Mundschutzschiene wird überwiegend im Oberkiefer getragen, sagt Wagner, Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Neben konfektioniertem Mundschutz aus dem Sportgeschäft, der durch Zusammenbeißen der Zähne festgehalten wird und erfahrungsgemäß den geringsten Verletzungsschutz bietet, gibt es im Handel auch Schienen aus thermoplastischem Material, die nach Erhitzen im kochenden Wasser individuell anpassbar sind. Bestes Mittel zur Vorbeugung von sportbedingten Zahn-, Mund- und Kieferverletzungen aber ist individuell hergestellter Schutz, der exakt nach den Zahn-, Kieferkamm- und Schleimhautverhältnissen im Mund des Benutzers gefertigt wird und beim Tragen am wenigsten stört. Dafür erstellen nach Abformungen aus der Zahnarztpraxis Zahntechniker Gipsmodelle. Auf diese wird mit Unterdruck eine spezielle, erhitzte Kunststofffolie gezogen, die danach per Hand beschnitten und bearbeitet wird, erläutert die Magdeburger Zahntechnik-Meisterin Antje Willmerstaedt. Abhängig vom Alter des Benutzers und der ausgeübten Sportart wird darauf eine zweite oder dritte Schicht laminiert. Mundschutz für Boxer und Kampfsportler bekommt zudem eine weiche Absorptionseinlage, bei Sportarten mit Stock – zum Beispiel Hockey, Eishockey oder Rugby – ist diese aus einem besonders festen Material.

"Für Sportler-Mundschutz gibt es Material in vielen Farben. So können wir ihn in der Lieblingsfarbe des Trägers oder in den Vereinsfarben herstellen", berichtet Antje Willmerstaedt. Jede Schutzschiene wird zudem mit den Namen ihres Trägers versehen. Individuell hergestellter Mundschutz ist völlig geschmacksneutral und so passgenau, dass der Sportler während des Tragens problemlos sprechen, trinken und atmen kann.

"Allerdings muss man ihn tragen wollen", weiß Antje Willmerstaedt; ähnlich wie bei Zahnersatz brauche man eine kurze Eingewöhnungszeit. Die Schiene aus High-Tech-Materialien im Mund schütze nicht nur vor Zahnverlust oder schmerzhaften Zahnfleischverletzungen, sondern auch vor Verletzungen von Lippen, Zunge, Kieferknochen und könne sogar Gehirnerschütterungen vermindern. Nach jedem Gebrauch sollte Mundschutz mit einer Zahnbürste gereinigt und abgespült werden.

Leider entscheiden sich Sportler manchmal erst für Mundschutz, wenn der Schaden schon nicht mehr reparabel war – um ihren kostenintensiven Zahn-Ersatz zu schonen. "Das ist doch eigentlich widersinnig: Statt rechtzeitig die eigenen Zähne zu schonen, wird hinterher das Implantat geschützt", meint Dr. Wagner. Dabei lohnt sich die vorbeugende Investition in Sport-Mundschutz – die Kosten liegen etwa zwischen 120 und 180 Euro – mehrfach: Mundschutz ist nicht nur deutlich preiswerter als Zahnersatz, sondern kann vor allem Schmerzen und langwierige Behandlungen vermeiden und – was am wichtigsten ist – die eigenen Zähne erhalten.