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Telefonforum Kinder können sich mit frischem Brot nicht den Magen verderben

12.01.2011, 04:26

Bauchschmerzen können Menschen jeden Alters treffen. Das beginnt bei den meist harmlosen Dreimonatskoliken im Säuglingsalter und endet bei den im Seniorenalter häufigeren Verstopfungen. Über mögliche Ursachen und Behandlungen informierten gestern eine Kinderärztin und ein Magen-Darm-Facharzt des Magdeburger Uniklinikums. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.

Frage: Ich habe häufig starke Blähungen. Was kann die Ursache sein und was kann ich dagegen tun?

Antwort: Blähungen können zum Beispiel nach üppigen Mahlzeiten oder nach Verzehr von schwer verdaulichen Nahrungsmitteln auftreten. Dagegen können einfache Hausmittel wie Anis-, Kümmel-, Fenchel- und Kamilletees helfen. Wenn die Blähungen jedoch sehr stark sind oder quälend wirken, können auch organische Erkrankungen der Grund dafür sein. Manchmal können Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder bakterielle Erkrankungen Ursache sein.

Frage: Unsere Tochter ist vier Jahre. Welche weiteren Symptome außer Bauchschmerzen können auf eine Blinddarmentzündung hinweisen? Wann sollte man mit einem Kind unbedingt schnell zum Arzt?

Antwort: Typische Symptome einer Blinddarmentzündung sind Schmerzen im Unterbauch. Der Arzt kann bei der körperlichen Untersuchung an bestimmten Druck- und Schmerzpunkten erkennen, ob eine Blinddarmentzündung vorliegt. Bei kleinen Kindern bis zum Alter von etwa fünf Jahren ist eine Blinddarmentzündung als Ursache von Bauchschmerzen aber eher selten. Die Ursachen kindlicher Bauchschmerzen reichen von organischen Gründen (z.B. durch die bei Kleinkindern häufigen Infektionskrankheiten und Nahrungsmittelunverträglichkeiten), bis zu psychischen Gründen (z.B. Wunsch nach mehr Zuwendung, Kummer und Schulängste bei älteren Kindern).

Äußert das Kind plötzlich auftretende starke Unterbauchschmerzen, sollte immer der Kinderarzt oder Kinderchirurg zu Rate gezogen werden. Schnelle ärztliche Hilfe ist insbesondere bei plötzlich auftretenden heftigen Schmerzen erforderlich, die z.B. von Blässe, Fieber, Erbrechen, Husten oder Appetitlosigkeit begleitet werden.

Frage: Meine Mutter ist 80 Jahre alt und wegen eines Hüftleidens nur noch sehr eingeschränkt mobil. Weil sie häufig unter Verstopfung leidet, nimmt sie Laktulose. Kann sie das Mittel über einen längeren Zeitraum einnehmen?

Antwort: Laktulose ist ein Zucker, der von Darmbakterien abgebaut wird. Man kann das Mittel problemlos über einen längeren Zeitraum einnehmen. Schädliche Nebenwirkungen sind in der Regel nicht zu befürchten.

Frage: Bei mir wurden kleine Aussackungen im Darm festgestellt. Der Arzt sprach in diesem Zusammenhang von einer Divertikulose. Muss ich jetzt auf Vollkornbrot verzichten, weil sich die Körner im Darm festsetzen können, wie mir meine Freundin empfohlen hat?

Antwort: Nein, keineswegs. Das Gegenteil ist der Fall. Eine faser- und ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkorn-, Obst- und Gemüseprodukten sorgt dafür, dass der Stuhl weich bleibt und damit besser durch den Darm transportiert wird. Brotkörner können sich ganz gewiss nicht in den kleinen Darmausstülpungen festsetzen.

Frage: Wir haben einen zwei Monate alten Säugling, der nach der Mahlzeit oft schreit, seine Händchen ballt und die Beinchen an den Bauch zieht. Der Kinderarzt hat organische Ursachen ausgeschlossen. Was kann ich außer sanften Bauchmassagen und Wärmflaschen noch tun?

Antwort: Bei starken Schmerzen sollten Sie mit dem Kind in jedem Fall zum Kinderarzt, um organische Ursachen auszuschließen. Viele Babys haben in den ersten Monaten nach ihrer Geburt Verdauungsprobleme. Die Beschwerden geben sich, wenn die Kinder älter und beweglicher werden.

Beim Füttern kann es helfen, wenn Sie ihr Baby möglichst aufrecht halten. Wenn Sie stillen, sollten Sie bei Ihrer Ernährung Zitrusfrüchte und starke Gewürze vermeiden. Bei angerührter Nahrung sollte man darauf achten, dass keine Luftblasen auftreten. Wohltuend kann auch eine lauwarme Wärmflasche sein.

Frage: Unsere Enkelin (acht Jahre) hat schon öfters Bauchschmerzen bekommen, nachdem sie mit uns zu Abend gegessen hat. Zu Hause hat sie das nicht, sagt meine Tochter. Kann es am selbst gebackenen frischen Brot liegen?

Antwort: An frisch gebackenem Brot können Kinder sich eigentlich nicht den Magen verderben. Möglicherweise reagiert Ihre Enkelin aber auf bestimmte Getreideeiweiße. Treten die Probleme wiederholt auf, liegt möglicherweise eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (z.B. eine Fructose- oder Milchzucker-Unverträglichkeit) bzw. eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms vor. Wenn der Kinderarzt organische Ursachen ausschießen konnte, dann haben die Bauchschmerzen des Kindes möglicherweise psychische Gründe - etwa der bevorstehende Abschied von ihren Großeltern.

Frage: Seit einigen Monaten hat mein Mann oft Probleme mit dem Stuhlgang. Er leidet unter Verstopfung. Kann es etwas mit den Medikamenten zu tun haben, die er wegen einer Hirnerkrankung (Parkinson) einnehmen muss? Was kann er tun?

Antwort: Die Stuhlgangprobleme können auch durch die neurologische Erkrankung selbst verursacht werden. Er sollte seinen Arzt darauf hinweisen, so dass er es bei der Therapie berücksichtigen kann. Generell ratsam ist eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Trinkmenge (täglich zwei Liter), um natürliche Darmbewegungen aufrecht zu erhalten und damit Verstopfungen zu vermeiden. Vorsicht ist bei dauerhafter Einnahme von Abführmitteln geboten.

Frage: Ich habe häufig einen brennenden Schmerz im Oberbauch, der nach oben aufsteigt. Besonders schlimm ist es in der Nacht, wenn ich im Bett liege. Der Kardiologe konnte eine Herzkrankheit ausschließen. Gibt es denn keine dauerhafte Lösung für meine Beschwerden?

Antwort: Sie leiden vermutlich unter einer sogenannten Refluxkrankheit. Dabei kommt es vermehrt zum Aufsteigen von Mageninhalt in die Speiseröhre, das zu Beschwerden führt. Einige Patienten entwickeln eine Entzündung der Schleimhaut. Auf Dauer kann das zu einer Erhöhung des Risikos von Speiseröhrenkrebs führen. Ein chronisches Sodbrennen sollte untersucht und behandelt werden. Eine dauerhafte Besserung ihrer Beschwerden ist oft durch eine medikamentöse Therapie möglich.

Frage: Meine Tochter (16 Jahre) hat manchmal sehr dünnflüssigen und dann wieder sehr festen Stuhlgang. Dann hat sie auch Blut im Stuhl. Muss ich mir Sorgen machen?

Antwort: Ihre Tochter sollte einem Kinderarzt vorgestellt werden, der eventuell weitere Untersuchungen wie eine Darmspiegelung veranlasst, um z.B. eine chronisch-entzündliche Erkrankung oder einen Tumor auszuschließen.