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Anbau im eigenen Garten möglich Viele Wintergemüse werden durch Frost aromatischer

Von Dagmar Thiel 21.01.2011, 04:25

Selbst mitten im Winter ist im Garten noch Erntezeit. Grünkohl, Schwarzwurzeln oder Pastinaken sind unkompliziert anzubauen und liefern auch bei Frost vitaminreiche Nahrung. Gemüsearten, die von Oktober bis März geerntet werden können, bezeichnet man als Wintergemüse. Alle vertragen Kälte gut und lassen sich wochen- oder sogar monatelang einlagern.

Montabaur/Berlin (dapd). "Grünkohl, auch Braunkohl oder Krauskohl genannt, ist vor allem in Norddeutschland ein sehr beliebtes Wintergemüse", sagt Edeltraut Weber vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel in Montabaur. Das Gemüse mit dem botanischen Namen Brassica oleracea bildet aber keine Köpfe aus. Vielmehr handelt es sich um eine schnellwüchsige Blattkohlart mit meist krausen Blättern. Um richtig gut zu schmecken, braucht Grünkohl eine ausreichende Reifezeit. Ein später Erntetermin im Jahr und kühle Temperaturen seien dafür Voraussetzung, sagt die Ernährungsexpertin: "Bei niedrigen Temperaturen verlangsamen sich Stoffwechselvorgänge in der Pflanze, und der Zuckergehalt in den Kohlblättern steigt an." Je länger der Grünkohl bei Kälte auf dem Feld steht, desto süßer wird er also. Daher sollte Grünkohl am besten nach dem ersten Frost geerntet werden. Grundsätzlich können Hobbygärtner das vitaminreiche Gemüse aber von Oktober bis April durchgängig pflücken.

"Wer Grünkohl im eigenen Garten anbauen möchte, muss darauf achten, dass das Gemüse einen tiefgründigen, humosen Boden liebt und als Starkzehrer ausreichend Nahrung benötigt", sagt Weber. Grünkohl ist zweijährig. Geerntet wird der Kohl am Ende des ersten Jahres. "Abgeerntete Pflanzen können stehen bleiben, denn der neue Austrieb lässt sich im Frühjahr auch als Frühgemüse ernten", rät Edeltraut Weber. Im zweiten Jahr bilden sich gelbe Blüten, aus denen Schoten mit vielen Samen entstehen.

Auch Pastinaken, Steckrüben und Rosenkohl sind Wintergemüse, die durch Frost aromatischer werden. Genau wie bei Grünkohl erhöht die Kälte hier den Zuckergehalt. "Wie viel Frost Rosenkohl verträgt, hängt jedoch von der Sorte, der Lage und vom Boden ab. Vor allem auf Sandböden in rauen Lagen drohen Frostschäden", warnt Thomas Wagner vom Bundesverband deutscher Gartenfreunde. Es sei daher empfehlenswert, auf der Saatguttüte nachzuschauen, ob die Sorte für die Überwinterung geeignet ist.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte besser alle Röschen abpflücken und tiefgefrieren, ehe es richtig kalt wird. Ausgesät wird Rosenkohl zwischen März und Juni in lockere, humose Böden in sonnigen Lagen. Wenn die Pflänzchen fünf bis sechs Blätter haben, werden sie im Abstand von 60 mal 60 Zentimetern verpflanzt. Rosenkohl entwickelt einen fast einen Meter hohen Trieb, auf dem auf ganzer Länge dicht an dicht die kleinen Röschen sitzen.

Auch die Schwarzwurzel, botanisch Scorzonera hispanica, ist ein schmackhaftes Wintergemüse, das unkompliziert im Hobbygarten angebaut werden kann. "Zwar hat die Schwarzwurzel kein Problem mit frostigen Temperaturen, allerdings lässt sie sich bei gefrorenem Boden nur noch schwer ernten", erklärt Thomas Wagner. Wer nicht mit dem Spaten an steinharter Erde verzweifeln möchte, sollte die Pflanzen mit einer mindestens 15 Zentimeter dicken Schicht aus Stroh oder Laub abdecken.

Es gibt aber eine weitere Möglichkeit, die Schwarzwurzel auch im Winter zu genießen: Die Wurzeln können komplett vor dem Frost geerntet werden. "Sie dürfen dabei nicht verletzt werden, da sonst Milchsaft austritt und das Gemüse schnell vertrocknet. Unversehrt bleiben sie in einer Kiste im Keller mit mäßig feuchtem Sand bis März frisch und können jederzeit zubereitet werden", verrät Thomas Wagner.

Eigener Chicorée lässt sich den ganzen Winter über ernten. Dafür müssen Hobbygärtner aber die rübenförmigen Zichorienwurzeln bereits im Herbst in Sand einmieten und abdecken – am besten im Keller oder in einem Treibhaus. Nach dem Ausgraben aus dem Gartenbeet wird der Blattschopf vier Zentimeter über der Rübe abgeschnitten, wobei das Herz unverletzt bleiben muss. Alternativ bricht man die Blätter rundum aus und lässt nur eine fingerdicke Knospe stehen.

Die Wurzeln können nun in völliger Dunkelheit bei einer Temperatur von 12 bis 18 Grad angetrieben werden. "Zum Treiben kommen die Rüben Kopf an Kopf in einem Eimer oder festen Kunststoffbeutel und werden mit einer Erdschicht abgedeckt, die kräftig eingeschwemmt wird", informiert die Bayerische Garten- akademie in Veitshöchheim. Anschließend müssen sie mit lichtundurchlässigem Material verdunkelt werden, beispielsweise mit einer großen Kartonverpackung. Wenn aus den Rüben ein bleicher fester Spross gewachsen ist, wird er vom Wurzelkörper abgebrochen. Jede Rübe kann aber nur einmal beerntet werden.

Unter Tageslicht wird Chicorée grün. Die geernteten Sprosse sollten deshalb im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt werden. Dort halten sie sich bis zu einer Woche. Im Garten stellt Chicorée an den Standort keine besonderen Ansprüche. Er sollte allerdings nicht nach sich selbst angebaut werden.