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Sommerurlaub So wird der Caravan fit für die Saison

Spätestens jetzt wecken Campingfreunde den Wohnanhänger aus dem Winterschlaf. So wird der Caravan fit für die Saison.

08.05.2016, 23:01

München/Stuttgart (dpa/tmn) l Wer mit dem Caravan verreist, zieht immer ein Stück Zuhause mit sich. Viele begeistert das auch in Zeiten von Billigfliegern und Hotelsuchmaschinen. Die Zahl der Neuzulassungen steigt – im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent, wie die Branchenvertretung Caravaning Industrie Verband (CIVD) mitteilt. Sie schätzt den Bestand derzeit auf circa 880 000 Stück. Wenn sie den Wohnanhänger aus dem Winterschlaf wecken, müssen Besitzer einige Dinge beachten, um ihn fit und sicher für die Reise zu machen.

An erster Stelle steht ein gründliches Lüften auf dem Programm, rät Tim Rüttgers vom CIVD. Das sollte auch Matratzen und Sitzkissen einschließen. So kommt restliche Feuchtigkeit aus dem Anhänger. Wenn der Caravan nicht richtig gelüftet wurde, sind Feuchtigkeitsschäden oftmals für Laien schwer zu erkennen. "Ein handelsübliches, günstiges Feuchtigkeitsmessgerät kann einen ersten Eindruck vermitteln." Wasser- und Schimmelränder sind dagegen eindeutige Zeichen.

Für eine gründliche Wäsche an einem dafür erlaubten Ort arbeitet man sich am besten mit einem Hockdruckstrahler und mit Schwamm und Reinigungsmittel von oben nach unten vor. Vorsicht ist dabei an empfindlichen Stellen geboten. "Wenn man zu nah dran ist, kann es unter Umständen passieren, dass aufgeklebte Folien und Fensterdichtungen beschädigt werden." Auf das Dach klettern sollte man nicht ohne weiteres, denn "in der Regel besteht es aus Aluminium oder GFK, so dass man es beschädigen könnte", sagt Rüttgers. "Lackierte Flächen lassen sich wie beim Auto auch mit Lackpolitur und Wachs behandeln", sagt Rüttgers. Für den Innenraum empfiehlt er Putzen – wie zuhause auch. Man sollte nur sehr sparsam mit Wasser arbeiten und vorsichtig mit scharfen Reinigern sein. "Wegen der dünnen Wände geht man etwas vorsichtiger zu Werke", rät er.

Funktionieren Heizung, Herd und Kühlschrank? Riecht die Klimaanlage merkwürdig? "Dann kann ein Filterwechsel helfen. Auch die Dichtungen der Toilettenkassette sollte man überprüfen", rät Rüttgers. Fenster, Türen und Dachluken sollten sich problemlos bedienen lassen. "Bei Bedarf kann man hier etwas ölen." Eine Wohnraumbatterie mit 12 Volt versorgt die Lampen und zum Teil auch den Kühlschrank mit Strom. "Normalerweise nimmt man die Batterie über den Winter heraus und lädt sie von Zeit zu Zeit, um eine Tiefenentladung zu verhindern", sagt Rüttgers. Was viele vergessen: Mindestens ein einfacher Rauchmelder sollte in jedem Caravan sein: "Der kostet nicht viel und kann Leben retten", empfiehlt Friedhelm Schwicker von der Dekra.

Sind alle Kontakte des Steckers in Ordnung, der die elektrische Verbindung zwischen Auto und Caravan gewährleistet? Martin Zöllner vom ADAC rät außerdem: "Auch das Wassersystem sollte gut durchgereinigt werden. Dazu nimmt man professionelle Frischwasserentkeimer aus dem Fachhandel. Von Hausmitteln wie Gebissreinigern sollte man auf jeden Fall die Finger lassen, die erledigen diesen Job nicht."

Ein Blick gilt der alle zwei Jahre erforderlichen Hauptuntersuchung (HU). Wie lange ist die Plakette noch gültig? Die Gasprüfung ist für die HU beim Caravan nicht erforderlich. Dennoch rät der ADAC dringend dazu, sie alle zwei Jahre zum Beispiel bei Prüforganisationen oder Sanitärfachbetrieben durchführen zu lassen. Denn "bei einem Unfall mit Sach- oder Personenschaden könnte es ein versicherungsrechtliches Nachspiel haben, wenn er auf einen Defekt der Gasanlage zurückzuführen ist", sagt Philipp Schreiber vom Tüv Süd.

"Bei älteren Caravans sind oftmals die Aufbauten instabil, weil die Bodenplatte aufgrund von Feuchtigkeit durchgefault ist", sagt Schreiber. Das könne bei starken Schäden auch relevant für die HU sein. Löcher und Schäden im Aufbau sollte man unbedingt dem Profi überlassen. "Unter schlechtem Flickwerk gammelt es sonst einfach weiter", sagt Zöllner.

Die Beleuchtung inklusive Rücklichtern und Blinkern muss kontrolliert werden. "Dazu zählen auch die seitlichen Begrenzungsleuchten nach vorne, die sind sehr wichtig im Dunklen für den entgegenkommenden Verkehr", sagt Friedhelm Schwicker von der Dekra. Auch die Reifen sollte man im Auge behalten. "Die Wohnwagen haben in der Regel eine geringe Kilometerleistung, so dass die Profiltiefe noch in Ordnung sein kann, aber die Reifen bereits überaltert sind", sagt Schwicker. Starke Sonneneinstrahlung und andere Witterungseinflüsse machen das Reifengummi spröde. "Das kann zu gefährlichen Reifenplatzern führen."

Das Alter lässt sich über die dreistellige DOT-Nummer an der Reifenflanke ablesen. Die ersten beiden Ziffern geben die Produktionswoche an, die zwei anderen das Jahr. "Das Profil sollte aus Sicherheitsgründen noch drei bis vier Millimeter mindestens betragen, obwohl vom Gesetzgeber nur 1,6 Millimeter vorgeschrieben sind", rät der Dekra-Mann. Bei einer 100-km/h-Sonderzulassung darf der Reifen nicht älter als sechs Jahre alt sein.

Bei einer Auflaufbremse schiebt sich, wenn das Zugfahrzeug bremst, der Anhänger auf. Durch eine verschiebbare Einrichtung wird so die Bremse betätigt. "Da muss eine gewisse Wegreserve sein, damit der Anhänger nicht durchschlägt, die kann sich verstellen", sagt Philipp Schreiber. Ein weiteres Problem sind oft ungleiche Bremswirkungen links und rechts. Beide Arbeiten an den Bremsen sind aber in der Regel aber ein Fall für den Fachmann.

Die Stützlast auszunutzen erhöht die Fahrstabilität. Man darf sie allerdings auch nicht überschreiten. "Wer sich mit der Kupplung des Anhängers in der Hand auf eine Personenwaage stellt und dann sein eigenes Gewicht abzieht, erhält in etwa die aktuelle Stützlast", sagt Schreiber. "Trotz der ganzen Gewichtsproblematik sollte man sich überlegen, ob man nicht noch ein passendes Ersatzrad mitnimmt, um bei einer Panne nicht festzusitzen", rät Dekra-Mann Schwicker.

An Frischwasser nimmt man am besten nur so viel mit an Bord, wie man für den ersten Abend braucht – so wenig wie möglich. "Große Mengen schwappen ansonsten im Tank hin und her und sorgen für Unruhe", sagt Club-Mann Zöllner. Seitenwind, Böen auf Brücken und falsche Beladung können den Anhänger aus der Ruhe bringen. "Das einzige, was beim Schlingern hilft ist: Räder gerade und Abbremsen."

Es gibt ausgereifte, zum Teil nachrüstbare Stabilitätsprogramme für Anhänger. Sie sind besonders effektiv, weil der Anhänger bremst und das Gespann sogleich streckt. "Vor allem in Kombination mit Anhänger-ESP am Zugfahrzeug haben diese in Tests gute Ergebnisse erzielt", sagt Zöllner. Wer selten einen Wohnwagen zieht oder Neuling ist, sollte einen Sicherheitskurs absolvieren, wie ihn viele Organisationen anbieten, rät Schwicker.

Und wer nun auf den Geschmack gekommen ist: Für einen guten Caravan sind laut CIVD rund 15 000 Euro aufwärts zu investieren, doch zum Ausprobieren könne es reichen, "sich zunächst einen gut ausgestatteten zu leihen", sagt Tim Rüttgers. Dabei sollte man aber nicht vergessen, für welche Anhänger seine Führerscheinklasse geeignet ist: "Fahrer mit B-Führerschein dürfen ein Gesamtgewicht des Gespanns von 3,5 Tonnen nicht überschreiten", sagt Martin Zöllner.