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Volksstimme-Telefonforum: SchlafstörungenAlkohol fördert das Einschlafen, stört aber die gesunde Nachtruhe

30.07.2008, 05:00

Viele Menschen in Sachsen-Anhalt können nur schwer einschlafen, wachen während der Nacht immer wieder auf oder empfinden ihre Schlafdauer als zu kurz. Die einzelnen Ursachen von Schlafstörungen sind individuell sehr unterschiedlich. Dr. András Szentkuti, Facharzt an der Neurologischen Universitätsklinik Magdeburg und Entspannungspädagogin Anke Sterdt beantworteten gestern in einem Telefonforum die Fragen von Volksstimme-Lesern.

Frage: Wann kann man von wirklichen Schlafstörungen sprechen?

Antwort: Von Schlaflosigkeit und Schlafbeschwerden spricht man vor allem dann, wenn das alltägliche Leben auf Grund von mangelndem Schlaf beeinträchtigt wird. Schlafstörungen werden in verschiedene Kategorien eingeteilt:

- Einschlafstörungen – es vergeht mehr als eine halbe Stunde, bis der Betroffene einschläft;

- Durchschlafstörungen – der Betroffene wacht nachts auf und kann länger als eine halbe Stunde nicht wieder einschlafen;

- Vermehrtes Schlafbedürfnis – die Betroffenen müssen mehr schlafen als üblich.

Daneben gibt es Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, bei denen die Betroffenen nicht zu den üblichen bzw. gewünschten Zeiten schlafen können, sondern dann müde werden, wenn sie es eigentlich nicht wollen. Grundsätzlich obliegt es aber dem persönlichen Empfinden, von Schlafstörungen zu sprechen.

Frage: Worauf sollte man bei Schlaftabletten achten?

Antwort: Der Körper gewöhnt sich sehr schnell an die Einnahme von Schlaftabletten. Es passiert leicht, dass man aufgrund von Gewöhnung eine immer höhere Dosis zum Einschlafen benötigt. Auch kann es dazu kommen, dass die Wirkung der Tabletten noch nach dem Klingeln des Weckers anhält und die Morgenstunden nur schwer zu bewältigen sind. Wenn man wirklich Schlafstörungen hat, sollte ein Arzt konsultiert werden. Verschreibt dieser aber immer nur Schlaftabletten, sollte auch dies hinterfragt werden.

Frage: Was sind die häufigsten Ursachen für Schlafstörungen?

Antwort: Die Ursachenforschung ist nicht immer einfach, denn der Grund für die Störung kann ganz unterschiedlich sein. Häufigster Auslöser sind Sorgen und Probleme. Die Betroffenen wälzen sich im Bett umher und grübeln, statt zu schlafen. Auch Lärm, schlechte oder zu trockene Luft im Zimmer, eine nicht passende Matratze oder Medikamente können einen um den Schlaf bringen. Viele Menschen greifen in solchen Fällen zu Bier oder Wein als Einschlafhilfe. Doch manchmal liegen die Probleme genau hier: Alkohol führt zwar in der Regel dazu, dass der Betroffene schnell einschläft, doch während der Nacht stört er die Ruhe. Denn Organe und Nervensystem arbeiten auf Hochtouren, um das Gift so schnell wie möglich abzubauen, was zu einem gestörten Schlaf führt.

Frage: Ich habe schon seit Jahren Einschlafstörungen, die in der letzten Zeit allerdings sehr extrem geworden sind. Ich habe schon einiges ausprobiert, stehe aber Schlafmitteln skeptisch gegenüber. Was gibt es für Alternativen?

Antwort: Die Alternativen sind vielfältig. Ein heißes Bad mit Melissen- oder Lavendelöl kann entspannen und fördert den Schlaf. Achten Sie darauf, den Tag langsam ausklingen zu lassen und nicht völlig aufgedreht zu Bett zu gehen. Hilfreich sind dabei entspannende Einschlafrituale wie ruhige Musik oder Lesen. Einen guten Beitrag für erholsamen Schlaf leisten auch Entspannungsübungen, zum Beispiel Yoga oder autogenes Training. Ratsam ist darüber hinaus, erst zu Bett zu gehen, wenn man müde ist und morgens immer zur gleichen Zeit aufzustehen, auch im Urlaub. So findet der Körper einen natürlichen Schlafrhythmus. Wenn Schlafstörungen aber über Jahre das Leben beeinflussen, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Frage: Ich schnarche stark. Meine Frau leidet deshalb mittlerweile an akuten Schlafstörungen. Mir wurde eine Schnarchtherapie empfohlen. Wie sind die Chancen auf einen Erfolg?

Antwort: Ursächlich für das Schnarchen ist eine anatomische oder funktionelle Enge in den oberen Atemwegen. Vor jeder Therapie muss die Enge bestimmt werden. Dies ist schwer. Trotz ausgiebiger Diagnostik liegt die Wahrscheinlichkeit, den richtigen Ort zu bestimmen, bei 80 Prozent. Im Wesentlichen kommen drei Orte für die Enge in Frage: Nase, Nasen- und Mundrachen oder deren Kombination. An den Engstellen entstehen während der Atmung Luftwirbel, die Gaumensegel, Rachenwände und Anteile der Zunge in flatternde Schwingungen versetzen: das Schnarchgeräusch entsteht. Um Schnarchen effektiv zu beheben, sind ausführliche Diagnostik, gute Kooperation zwischen Patient und Therapeut, individuelle Anpassung der verschiedenen Therapiemöglichkeiten und enge Kooperation zwischen den verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen nötig. Vor jeder Schnarchtherapie sollte eine schwere nächtliche Schlafatemstörung ausgeschlossen werden.

Frage: Welche gesundheitlichen Auswirkungen haben Schlafstörungen?

Antwort: Schlafstörungen sind nicht nur lästig. Sie führen nach einiger Zeit auch zu ernsthaften Problemen. Durch die permanente Müdigkeit kommt es zu Konzentrationsschwächen, und die Leistungsfähigkeit sinkt, wodurch es wiederum zu Fehlern und Schwierigkeiten bei der Arbeit kommen kann. Deshalb sollte man Schlafprobleme nicht auf die leichte Schulter nehmen. Störungen beim Einschlafen oder Durchschlafen belasten Körper und Psyche stark.

Frage: Was kann ich gegen Schlafstörungen machen, die durch die Wechseljahre bedingt sind?

Antwort: Beraten sie sich mit Ihrem Gynäkologen. Es ist wohl auch sinnvoll, einen Hormonstatus machen zu lassen. Ob aber unbedingt Hormone während dieser Zeit eingenommen werden sollten, muss gut überlegt sein. Wichtig ist, dass man in den Wechseljahren eine basenreiche Ernährung zu sich nimmt und sich sich regelmäßig sportlich bewegt. Führen sie gewisse Riten am Tag und Abend ein. Yoga am Abend hilft übrigens auch.

Frage: Gelegentlich hindert mich ein Bewegungsdrang beim Einschlafen, meine Beine kommen nicht zur Ruhe.

Antwort: Bei Ihnen könnte ein sogenanntes "Unruhige-Beine" oder "Restless-legs-Syndrom" (kurz: RLS) vorliegen. Besprechen sie das Problem mit Ihrem Hausarzt. Gegebenenfalls wird er Sie zu einem Nervenarzt oder Neurologen überweisen.