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Volksstimme-Telefonforum zu Erkrankungen in der Mundhöhle Ein pelziger Belag auf der Zunge ist noch kein Grund zur Besorgnis

26.03.2008, 05:01

Neben Karies, Gingivitis und Parodontitis kann es im Mund zu einer Vielzahl weiterer Erkrankungen kommen. Dabei gibt es relativ einfache Entzündungen der Mundschleimhaut, aber auch Symptome, die auf Erkrankungen des Körpers wie Leukämie oder Diabetes hinweisen können. Fragen unter anderem zu Prothesendruckstellen, Herpes und Soor beantworten am Lesertelefon der Direktor der Magdeburger Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Prof. Dr. Klaus Louis Gerlach sowie der Magdeburger Zahnarzt Dr. Carsten Hünecke. Hier eine Auswahl der Fragen und Antworten.

Frage : Ich bekomme in regelmäßigen Abständen weißliche bis rötliche Bläschen im Mundraum, die recht schmerzhaft sind. Was kann ich dagegen tun ?

Antwort : Bei den sogenannten Aphten handelt es sich um einzelne oder mehrere etwa linsengroße oberfl ächliche blasenartige Veränderungen der Schleimhaut. Obwohl sie relativ häufig auftreten, sind die Ursachen nicht bekannt. Man nimmt an, dass auch psychischer Stress das Entstehen von Aphten begünstigt. Normalerweise verschwinden die Symptome nach einer Woche ohne besondere Therapie. Zur Linderung der Beschwerden sind spezielle Haftsalben wie Parodontal-Mundsalbe oder Dontisolon zu empfehlen.

Frage : Mich beunruhigen weißliche kleine Beläge im Mundraum, die sich zwar wegwischen lassen, die aber bald wieder erscheinen. Worum kann es sich dabei handeln ?

Antwort : Vermutlich leiden Sie an Soor. Diese Erkrankung wird durch einen besonderen Hefepilz im Mund verursacht. Sie kann durch Anwendung geeigneter Antimykotika und milde Mundspülungen wirksam behandelt werden. Ihr Zahnarzt kann Ihnen zu der in Ihrem Fall geeignetsten Therapie raten und wird unter Umständen abklären lassen, ob auch andere Körperabschnitte von dem Pilzbefall betroffen sind.

Frage : Nicht nur an den Lippen, sondern auch innen an den Wangen habe ich schmerzhafte Bläschen, die Herpes ähneln. Trotz Mundspülungen verschwinden sie nicht.

Antwort : Herpes kann in den verschiedensten Bereichen der Lippen und der Wangeninnenseiten auftreten. Die die schmerzhaften Bläschen und Krusten auslösenden Viren tragen Patienten, die einmal an Herpes litten, zeitlebens mit sich herum. Wenn die Symptome bei fiebrigen Erkrankungen oder Stress wieder auftreten, kann Herpes mit virusstatischen Salben und austrocknenden Ölen behandelt werden.

Frage : Ist habe ständig einen pelzigen Belag auf der Zunge, aber keine Beschwerden. Muss ich mir Sorgen machen ?

Antwort : Die sogenannte Haarzunge ist kein Grund zur Besorgnis, solange sie keine Beschwerden verursacht. Es genügt dann, im Rahmen der täglichen Zahn- und Mundpfl ege auch die Zunge gründlich zu reinigen, wofür es auch spezielle Hilfsmittel gibt. Dadurch wird eventuellen Einlagerungen oder Infektionen vorgebeugt. Ob ein stark " behaarter " Zungenrücken auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung hinweist, kann der Zahnarzt erkennen.

Frage : Seit einigen Tagen trage ich eine neue Prothese im Oberkiefer. Anders als bei der alten schmerzt das aber sehr.

Antwort : Solche Druckstellen können nach der Eingliederung von neuem Zahnersatz gelegentlich auftreten. Die oberflächlichen Entzündungen der Schleimhaut unmittelbar unter der Prothese sind im allgemeinen schmerzhaft, verschwinden nach einer Anpassungsphase meist aber sehr schnell. Sollten die Beschwerden länger anhalten, wird der Zahnarzt durch Korrekturen an der Prothese helfen können. Generell gilt : Jedes Ulcus muss dem Zahnarzt vorgestellt werden, wenn ein solches Schleimhautgeschwür länger als zwei Wochen besteht.

Frage : Unsere fünfjähriger Tochter klagt häufi g über Schwellungen am Gaumen, aus denen bei Druck mit der Zunge eine gallertartige Flüssigkeit austritt.

Antwort : Derartige Schleimzysten sind unangenehm, aber nicht bösartig. Sollten sie wieder auftreten, stellen Sie Ihr Kind im akuten Stadium dem Zahnarzt vor. Möglicherweise wird er zur Abklärung der Ursache eine Überweisung zu einem Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen empfehlen.

" Einmal im Jahr

zum Zahnarzt, auch

wenn man keinen

Zahn mehr hat "

Frage : Seit der Behandlung einer Krebserkrankung durch Bestrahlung und Chemotherapie vor nun schon zwei Jahren kann ich nur sehr schlecht schlucken und habe immer ein brennendes Gefühl im Mund.

Antwort : Solche Symptome sind leider kaum zu therapieren, lediglich zu lindern. Etwas helfen können eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und lokal im Mundraum aufzutragende Medikamente.

Frage : Obwohl ich gut und regelmäßig meine Zähne putze, blutet das Zahnfl eisch sehr häufi g.

Antwort : Wenn eine bakterielle Erkrankung wie Gingivitis und Parodontitis als Ursache für anhaltendes Zahnfl eischbluten auszuschließen ist, könnte das ein Hinweis auf eine Allgemeinerkrankung sein.

Bei Diabetes und auch Leukämie zum Beispiel können erste Anzeichen in der Mundhöhle auftreten. Empfehlenswert wäre die Konsulation eines Internisten, der das Blut untersuchen wird. Eine unter dem Mikroskop untersuchte Probe des Zahnfleisches kann zur Ursachenklärung beitragen.

Frage : Ein am Gaumen spürbarer Knuddel entzündet sich jetzt häufig, tut aber nicht sehr weh. Vor einigen Jahren riet der Zahnarzt, die Wölbung zu beobachten. Was soll ich nun tun ?

Antwort : Sofort einen Termin zur zahnärztlichen Kontrolle vereinbaren. Auch wenn man keinen einzigen Zahn mehr im Mund hat, sollte mindestens einmal im Jahr ein Zahnarzt die Mundgesundheit des Patienten kontrollieren. Denn auch in der Mundhöhlenschleimhaut kann Krebs entstehen. Tückisch dabei ist, dass sich ein Karziom hier als ein lange Zeit schmerzloses Geschwür entwickelt. Der Zahnarzt kann bei der Untersuchung der Mundschleimhaut Veränderungen erkennen und bei Verdacht auf schwerwiegende Krankheiten eine Behandlung bereits im Frühstadium veranlassen.

Frage : Meine Zunge brennt und reagiert überempfi ndlich, was sehr unangenehm ist. Vor einiger Zeit wurde als Ursache der Lichen planus diagnostiziert.

Antwort : Der Lichen planus ist eine Erkrankung der Haut und der Schleimhäute, die sehr häufig auch in den Wangentaschen oder an den seitlichen Zungenrändern auftritt. Während die weißlichen Flecken oder Streifen im Mundraum eher unbedenklich sind, sollte bei zusätzlich bestehenden schmerzhaften, stark geröteten Arealen eine fachärztliche Kontrolle und gegebenenfalls eine Probeentnahme erfolgen.

Zu den Ursachen dieser Erkrankung ist bisher leider nur sehr wenig bekannt. Die weißlichen Streifen oder Flecken im Mundraum sollten aber regelmäßig beobachtet werden, da sich daraus in seltenen Fällen auch eine bösartige Erkrankung entwickeln kann. Patienten, die an Lichen in der Mundhöhle leiden, sollten auf saure, salzige oder scharf gewürzte Speisen verzichten, um die durch die Entzündung bedingten Beschwerden zu mindern. In Einzelfällen kann medikamentöse Behandlung durch den Hautarzt Linderung und auch Heilung bringen.