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Eine Prignitz-Tour: Faule Burgsäue und besonderer Fluglärm

Die Prignitz ist der äußerste Zipfel im Nordwesten Brandenburgs. Die Elbe fließt hier ruhig Richtung Hamburg. Auf dem Deich sind Radfahrer unterwegs. Und Schafe. Manchmal wirkt die Landschaft so idyllisch, dass man es kaum noch aushält.

Von Andreas Heimann, dpa 16.06.2016, 04:00

Lenzen (dpa/tmn) - Der Kutscher mag es gemütlich. Mit zwei PS steuert er gemächlich über die Brandenburgische Dorfstraße und biegt dann auf den Hof der Plattenburg ab. Dort wartet Burgherr René Günther.

Er führt die Gäste in den Burgkeller. Holztische und -bänke stehen hier. Fleisch von der faulen Burgsau und vom geflügelt Tier kündigt er an. Gegessen wird vom Holzteller.

Viele Besucher kommen mit dem Fahrrad. Gleich fünf Radwege führen an der Burg vorbei - die Prignitz ist zum Radfahren ideal. Auf dem Deich in der Nähe von Lenzen, mitten im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, haben die Radler den Fluss durchgehend im Blick.

Heute teilt die Elbe in der Prignitz nur Brandenburg und Niedersachsen, 40 Jahre lang war sie Grenzfluss zwischen den beiden deutschen Staaten. Während andere Flüsse in dieser Zeit weiter eingedeicht und begradigt wurden, hatte die Elbe ihre Ruhe.

Dirk Wolters sitzt manchmal am Deich und hört der Elbphilharmonie der Natur zu, wie er sagt - dem Fluglärm der Prignitz. Er meint Zugvögel wie Gänse, die den Fluss ansteuern. Das sind genau die Momente, für die wir hierhergezogen sind. Der Koch ist mit seiner Frau Annett Senst in Unbesandten im Alten Hof am Elbdeich zu Hause, in dem Hotel und Restaurant untergekommen sind.

Diese Momente, die Wolters am Elbdeich so schätzt, kennt Horst Oppenhäuser auch. Er wohnt im nahen Dorf Breetz und ist ebenfalls ein Zugezogener, stammt aus dem Bergischen Land bei Köln und kam mit seiner Frau zufällig hierher. Wir haben uns in die Gegend verliebt und leben jetzt schon mehr als fünf Jahre hier, erzählt er. Breetz ist 1813 fast vollständig abgebrannt. Die meisten Häuser an der einzigen Straße sind in den Jahren unmittelbar danach gebaut worden.

Ende der 1990er Jahre war das Dorf erneut akut vom Aussterben bedroht. Heute lebt es wieder, sagt Oppenhäuser, der sich im Verein Apropos Breetz engagiert. 22 Menschen wohnen dort. In den alten Häusern gibt es inzwischen auch eine Reihe Ferienwohnungen. Der Grafiker und Maler hat für sich selbst eine alte Scheune als Galerie und Wohnhaus umgebaut. Direkt vor seinem Garten fließt die Löcknitz lang. Im Sommer kann man darin baden oder mit dem Kanu lospaddeln.

In die eine Richtung geht es nach Lenzen, in die andere nach Dömitz. Das liegt schon in Mecklenburg-Vorpommern. Und direkt vor Dömitz liegt Klein Schmölen. Das muss man nicht kennen, aber es ist mit seiner Dünenlandschaft sehr schön da. Horst Jäger würde das sofort bestätigen. Er trägt Cargo-Hose und Trekking-Schuhe. Jäger war 42 Jahre lang Biologielehrer, inzwischen ist er pensioniert.

Ich bin in den Dünen groß geworden, sagt er bei einer Führung durch die Dünenberge. Der höchste Punkt erreicht 43 Meter. Die Landschaft wirkt schon deshalb ungewöhnlich, weil die Kiefern hier bis zur Krone im Dünensand stecken - der Rest des Baums ist zugeweht. Hier stoßen ein Trocken- und ein Feuchtgebiet aufeinander, erklärt Jäger. Das macht die große Artenvielfalt aus.

Der Fluss ist von der Düne aus gut zu erkennen. Bei Hochwasser ist die Fläche, auf die wir gucken, komplett überflutet. Dann sind oft Tausende von Wasservögeln zu beobachten. Für den früheren Bio-Lehrer gibt es nichts Schöneres: Wenn man bei Sonnenaufgang in den Dünen ist, alles still, und dann wachen die Vögel auf.

Burg Lenzen

Tourismusinformation Lenzen-Elbtalaue

Förderverein Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Tourismusverband Prignitz

Prignitz

Reiseziel: Die Prignitz ist der nordwestlichste Zipfel Brandenburgs. Sie ist über die Autobahn zwischen Hamburg und Berlin gut zu erreichen. Zu beiden Städten sind es jeweils rund 150 Kilometer. In Wittenberge halten außerdem ICs und ICEs.

Radfahren: Die Prignitz ist ideal zum Radfahren. Das Radwegenetz ist gut ausgebaut. Der Internationale Elberadweg führt auf 90 Kilometern durch die Elbtalaue, der Elbe-Müritz-Radweg quer durch die Prignitz.

Informationen: Tourismusverband Prignitz, Großer Markt 4, 19348 Perleberg (Tel.: 03876/30 74 19 20, E-Mail: info@dieprignitz.de).

Horst Oppenhäuser lebt seit über fünf Jahren in der Prignitz. Direkt vor seinem Garten fließt die Löcknitz lang. Im Sommer kann man darin baden oder mit dem Kanu lospaddeln. Foto: Andreas Heimann
Horst Oppenhäuser lebt seit über fünf Jahren in der Prignitz. Direkt vor seinem Garten fließt die Löcknitz lang. Im Sommer kann man darin baden oder mit dem Kanu lospaddeln. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
In der Nähe von Klein Schmölen können Urlauber durch eine Dünenlandschaft spazieren. Foto: Andreas Heimann
In der Nähe von Klein Schmölen können Urlauber durch eine Dünenlandschaft spazieren. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
Viel Natur - und eine sehr friedliche noch dazu: Das finden Urlauber in der Prignitz. Foto: Andreas Heimann
Viel Natur - und eine sehr friedliche noch dazu: Das finden Urlauber in der Prignitz. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
Erstrahlt in neuem Glanz: Die Plattenburg wurde von 1995 bis 2002 aufwendig renoviert. Foto: Tourismusverband Prignitz/Michael Richter
Erstrahlt in neuem Glanz: Die Plattenburg wurde von 1995 bis 2002 aufwendig renoviert. Foto: Tourismusverband Prignitz/Michael Richter
Tourismusverband Prignitz
So idyllisch, dass man es kaum noch aushält: die Prignitz im Nordwesten Brandenburgs. Foto: Tourismusverband Prignitz/Markus Tiemann
So idyllisch, dass man es kaum noch aushält: die Prignitz im Nordwesten Brandenburgs. Foto: Tourismusverband Prignitz/Markus Tiemann
Tourismusverband Prignitz
Zum Radfahren ideal: Mitten im Biosphärenreservat haben Radler die Elbe durchgehend im Blick. Foto: Tourismusverband Prignitz/Markus Tiemann
Zum Radfahren ideal: Mitten im Biosphärenreservat haben Radler die Elbe durchgehend im Blick. Foto: Tourismusverband Prignitz/Markus Tiemann
Tourismusverband Prignitz
Das Haus von Horst Oppenhäuser und seiner Frau: Sie haben eine alte Scheune als Galerie und Wohnhaus umgebaut. Foto: Andreas Heimann
Das Haus von Horst Oppenhäuser und seiner Frau: Sie haben eine alte Scheune als Galerie und Wohnhaus umgebaut. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
Auch für (Hobby-)Ornithologen hat die Prignitz viel zu bieten. Foto: Tourismusverband Prignitz/Dieter Damschen
Auch für (Hobby-)Ornithologen hat die Prignitz viel zu bieten. Foto: Tourismusverband Prignitz/Dieter Damschen
Tourismusverband Prignitz
Horst Jäger bietet Führungen durch die Dünenberge an. Foto: Andreas Heimann
Horst Jäger bietet Führungen durch die Dünenberge an. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg lassen sich sogar Wildpferde beobachten. Foto: Andreas Heimann
Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg lassen sich sogar Wildpferde beobachten. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
Die Ruhe genießen beim Angeln an der Elbe - auch das ist hier möglich. Foto: Andreas Heimann
Die Ruhe genießen beim Angeln an der Elbe - auch das ist hier möglich. Foto: Andreas Heimann
dpa-tmn
Stolzer Anblick: Die Region gilt als storchenreichste in Deutschland. Foto: Tourismusverband Prignitz/Petra Ferch
Stolzer Anblick: Die Region gilt als storchenreichste in Deutschland. Foto: Tourismusverband Prignitz/Petra Ferch
Tourismusverband Prignitz
Im Keller der Plattenburg können Gäste Selbstgebrautes probieren. Foto: Tourismusverband Prignitz/Markus Tiemann
Im Keller der Plattenburg können Gäste Selbstgebrautes probieren. Foto: Tourismusverband Prignitz/Markus Tiemann
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