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Prozess Bewährung für zwei Hells Angels

Nach dem Angriff auf zwei Bandidos in einer Magdeburger Tankstelle hat das Landgericht am Dienstag zwei Hells Angels schuldig gesprochen.

Von Matthias Fricke 26.01.2016, 16:53

Magdeburg l Der Schatzmeister des Motorradclubs Hells Angels Magdeburg, Matthias K. (33) und ein weiteres ehemaliges Mitglied, der 48-jährige Olaf J., sind am Dienstag zu Haftstrafen von zehn Monaten bzw. einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden. Beides wurde vom Magdeburger Landgericht zur Bewährung über zwei Jahre ausgesetzt.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft zweieinhalb Jahre bzw. zwei Jahre und neun Monate Haft wegen gemeinschaftlich begangener gefährlicher Körperverletzung gefordert. Die Verteidiger plädierten hingegen auf Freispruch, weil für sie Notwehr vorlag.

An jenem 11. Juni 2013 hatte ein Bandidos-Rocker zunächst sein Fahrzeug an der Tankstelle im Stadtteil Ottersleben getankt und war mit einem der Hells-Angels-Rocker kurz aneinander geraten. Ganz in der Nähe ist das Clubhaus der verfeindeten Bandidos. Die Hells Angels verschickten etwa drei Stunden vor dem eigentlichen Angriff per SMS untereinander einen „Code Red“. Das war die Verabredung zur Tat, argumentierte Staatsanwältin Martina Laue. Die Nachricht fanden Ermittler später im Zusammenhang mit einem anderen Verfahren auf dem Handy des 34-jährigen Raod-Captains, eine Art Organisations- und Sicherheitschef.

Der angerempelte Bandidos-Rocker verschwand nach dem ersten Zwischenfall aus der Tankstelle, ohne zu bezahlen. Später kehrten zwei Bandidos in das Bistro zurück, um die Rechnung zu begleichen. In dieser Situation trafen die beiden Hells Angels ein. Die Situation wurde von der Überwachungskamera im Bistro festgehalten. Darauf ist zu sehen, dass der Angeklagte Matthias K. in Richtung des 33-jährigen Bandidos trat und Olaf J. eine Weinflasche aus dem Regal nahm, um damit zu werfen. Der angegriffene Bandidos-Rocker zog daraufhin ein Messer und stach auf den Angeklagten Olaf J. ein. Dieser erlitt Schnittverletzungen. Der Mitangeklagte setzte Pfefferspray ein.

Die Bandidos-Rocker verschanzten sich daraufhin gemeinsam auf der Damentoilette des Bistros. In dieser Situation eilten fünf bis sechs weitere Hells Angels in die Tankstelle, bewaffnet mit Messern, Baseballschlägern und Latten. Die Polizei konnte eine weitere Eskalation aber verhindern.

Die Verteidiger rügten die schlechte Ermittlungsarbeit der Polizei und bezeichneten sie als „schlampig“. Auch die Vorsitzende Richterin Claudia Methling meint: „Es ist blanker Zufall, dass die Tat noch so aufgeklärt werden konnte.“ Teile des Überwachungsvideos wurden erst später in der Verhandlung vorgebracht, nicht alle Zeugen vernommen.

Von den Rockern äußerte sich im Verfahren keiner.

Gegen das Urteil kann Revision eingelegt werden. Matthias K. verließ den Gerichtssaal dennoch in Handschellen. Er sitzt mit dem Road Captain und dem Präsidenten des Magdeburger Charters in Untersuchungshaft. Das Trio soll sich demnächst wegen eines Messerangriffs am Rande des Oktoberfestes am 3. Oktober vergangenen Jahres verantworten.