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Nach Sexualmord Staatsanwaltschaft sucht undichte Stellen

Nach dem Mord an der chinesischen Studentin Li gerieten zu viele Details an die Öffentlichkeit. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Halle.

Von Matthias Fricke 27.05.2016, 01:01

Dessau-Roßlau l Parallel zu den Ermittlungen wegen des mutmaßlichen Sexualmordes an der chinesischen Studentin in Dessau-Roßlau gibt es den Verdacht des Verrats von Dienstgeheimnissen. Die Staatsanwaltschaft Halle ermittle gegen Unbekannt. Zu viele Erkenntnisse seien an die Öffentlichkeit gelangt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Halle am Donnerstag.

Anzeige hatte die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau gestellt. Die Behördensprecherin sagte, es seien Informationen öffentlich geworden, noch bevor der Staatsanwalt sie gehabt habe. Vermutet wird, dass es unter anderem um Medienberichte zum familiären Hintergrund der Tatverdächtigen ging. Am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau einen Ermittlungserfolg in dem Mordfall präsentiert. Ein junges Pärchen soll den gemeinschaftlichen Mord an der 25 Jahre alten Chinesin begangen haben. Der 20 Jahre alte Tatverdächtige ist der Sohn einer Polizeibeamtin. Sein Stiefvater der Revierleiter in Dessau. Am Dienstagabend wurde gegen die beiden 20-Jährigen Haftbefehl erlassen. Der Mann und die Frau schweigen bislang zu den Vorwürfen.

Wegen der Nähe zum Fall und einer möglichen Beeinflussung prüft das Innenministerium „aus Gründen der Fürsorgepflicht des Dienstherren gegenüber seinen Mitarbeitern“ die Mutter und ihren Ehemann aus ihrer bisherigen Verwendung zu lösen und ihnen andere Aufgaben zuzuwiesen. „Damit sollen auch in der Öffentlichkeit laut gewordene Sorgen, dass es möglicherweise zu Behinderungen bei der Aufklärung der Tat kommen könnte, begegnet werden“, sagte Innenministeriumssprecher Stefan Brodtrück. Nach Volksstimme-Informationen haben sich beide Beamte inzwischen dienstunfähig schreiben lassen. Unabhängig davon habe das Innenministerium das Landeskriminalamt (LKA) gebeten zu ermitteln, ob es möglicherweise Hinweise darauf gebe, dass in der Vergangenheit geführte Ermittlungen gegen den Sohn der Polizeibeamtin nicht im erforderlichen Maß erfolgten. Der Stiefvater des Hauptverdächtigen ist Leiter des Dessauer Polizeireviers. Seine Mutter arbeitet bei der Landespolizei.

Die Ermittlungen zum Mordfall Li werden inzwischen von der Polizeidirektion Süd geführt. Die Staatsanwaltschaft Dessau bleibt Herrin des Verfahrens, hieß es gestern weiter. Bisher habe die Behörde keine Befürchtungen, dass die beiden Polizisten die laufenden Mord-ermittlungen beeinflusst haben könnten.