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Barleber See Kampf gegen die Blaualgenpest

Das Badeverbot für den Barleber See in Magdeburg hat die Stadt unter Vorbehalt aufgehoben, doch eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

Von Franziska Ellrich 18.08.2017, 07:39

Magdeburg l Tiefgrün sah das Wasser im Barleber See in Magdeburgs Norden noch vor ein paar Tagen aus. Am Ufer sammelte sich Schaum. Die Stadt rief ein Badeverbot aus. Das Strandbad blieb trotzdem offen.

Das Gesundheitsamt empfiehlt nunmehr: Wer im Wasser war, solle sich danach unbedingt gründlich abduschen. Denn Ursache für die grün-bläuliche Farbe waren Cyanobakterien, bekannt als Blaualgen. Diese Algen können giftig sein. Die Art, die im Barleber See dominiert, kann in hoher Konzentration zu Atmungslähmung und zerstörtem Lebergewebe führen.

Diese Art heißt Anabaena. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Magdeburg haben bereits jede Menge dieser Exemplare unterm Mikroskop ausgemacht. Und: Viermal so viel Phosphor wie noch vor wenigen Jahren wurde in dem See entdeckt. Der wichtigste Nährstoff für die Blaualgen ist Phosphor, der in zahlreichen Verbindungen natürlich vorkommt. Durch den Menschen aber vor allem in Form von Düngemitteln oder Abwasser in den Wasserkreislauf gelangt.

Vor 30 Jahren wurden 480 Tonnen Aluminumsulfat im Barleber See verteilt. Das Salz sollte die Phosphate binden. Jahrelang hat das funktioniert, seit einiger Zeit kippt die Situation. Beim Helmholtz-Zentrum hat man bereits eine Vermutung, woran das liegen könnte. „Sie müssen sich das wie einen Schwamm vorstellen“, erklärt Dr. Karsten Rinke, Leiter der Abteilung Seenforschung. Die Aluminumsulfat-Schicht im Sediment sei jetzt entweder vollgesogen oder aber mit einer neuen Bodenschicht überdeckt.

Aus acht und zehn Metern Tiefe haben die Wissenschaftler jetzt Sedimentproben nach oben geholt. Der Boden sieht tiefschwarz aus und riecht faulig. Für Karsten Rinke ein eindeutiges Zeichen, dass am Boden des Sees keinerlei Sauerstoff mehr im Wasser ist. Gemeinsam mit der Stadt und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, dessen Mitarbeiter regelmäßig Proben aus dem See nehmen, soll jetzt der Frage nachgegangen werden: Wo kommt der viele Phosphor her? In welchen Verbindungen liegt er vor? Erst dann könne eine langfristig sinnvolle Entscheidung getroffen werden, erklärt Karsten Rinke.

Tatsache ist: Müsste der See saniert und würde zum Beispiel noch einmal tonnenweise Aluminiumsulfat verteilt werden, kann das Millionen kosten. Bei der Stadt hält man derweil die Badegäste dazu an, die Aushänge zu beachten. Die Situation werde ständig überwacht. Doch das offensichtlich nicht durch tägliche Wasserproben, sondern durch Sichtkontrolle. Aus dem Rathaus heißt es auf Nachfrage: „Werden Algen in Strandbadnähe festgestellt, wird umgehend reagiert.“