1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Suchtklinik prüft bessere Videoüberwachung

Maßregelvollzug Suchtklinik prüft bessere Videoüberwachung

Die Klinik Bernburg prüft nach der Flucht zweier suchtkranker Einbrecher die Verbesserung ihrer Videoüberwachung.

Von Matthias Fricke 03.01.2017, 00:01

Magdeburg l Ein 48- und 43-jähriger verurteilter suchtkranker Straftäter sind am Neujahrsabend aus dem Maßregelvollzug Bernburg geflohen. Beide waren unter anderem nach Einbrüchen vom Amtsgericht Dessau/Roßlau zur Therapie eingewiesen worden.

Der Ausbruch wird so rekonstruiert: Es ist gegen 17.45 Uhr. An der Außenfront des Hauses III, einer Therapiestation, gibt es nur geringe Sicherheitseinrichtungen. Die beiden Männer hebeln mit einem Werkzeug (vermutlich ein Brecheisen) ein Fenster auf und drücken einen Gitterstab zur Seite. Dann fliehen sie, obwohl das gesamte Gelände videoüberwacht ist. „Die Wachmänner im Videoraum konnten die Ecke an dem Haus bei der Dunkelheit nur sehr schwer einsehen. Außerdem war zu dem Zeitpunkt gerade Schichtwechsel“, erklärt Franka Petzke, Sprecherin der Salus gGmbH, die die Klinik für das Land betreibt.

Aus diesem Grund bemerken die Flucht erst später zwei Pfleger bei einem Kontrollgang gegen 21.30 Uhr. Als sie Alarm schlagen, sind die Patienten längst weg. Ein genauerer Blick auf die Videoaufzeichnung bestätigt das später. Beide Männer hatten laut Klinikleitung die Lockerungsstufe II und waren damit sogar berechtigt, begleitete Ausgänge zu unternehmen. Warum sie dennoch ausbrachen, ist noch unklar.

Das betroffene Gebäude war 2001 neu gebaut worden und erhielt 2012 leichte Gitterstäbe an den Fenstern. Damals waren Patienten aus der Therapie-Station ausgebüxt. Weil dort aber nur Patienten mit Lockerungsstufen untergebracht sind, seien die Sicherheitsstandards weit geringer als im Hochsicherheitsbereich. Petzke kündigte dennoch Konsequenzen an: „Wir prüfen, ob wir eine leistungsfähigere Videoanlage installieren und das Gelände besser ausleuchten.“

Laut Sozialministeriumssprecherin Ute Albersmann ist von den fünf „Entweichungen“ im vergangenen Jahr nur ein 35-Jähriger nicht zurückgekehrt. Sie nennt es bewusst so, weil alle während eines Ausgangs (Lockerungen) die Gunst der Stunde nutzten. Die Serie begann im Juni.

Die letzten klassischen Ausbrüche waren im Jahr 2012 und 2014, als vier Patienten durch ein eingeschlagenes Schwimmbadfenster flüchteten. Im Maßregelvollzug Bernburg sind zurzeit 169 Patienten untergebracht. Unter den 201 Mitarbeiter sind 153 Pflegekräfte.