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Bundestagswahl Liberale setzen auf junge Gesichter

Mit Frank Sitta an der Spitze und einem forschen Jungspund will die FDP Sachsen-Anhalt in den Wahlkampf ziehen.

09.04.2017, 23:01

Wittenberg l Die FDP in Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen Jahren runderneuert – sowohl inhaltlich als auch personell. Wie kein anderer verkörpert Frank Sitta den Wandel bei den Freiheitlichen. Seit 2015 ist der 38-jährige Unternehmer aus Halle Landeschef, mit ihm in Front verpasste die FDP bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr mit 4,8 Prozent der Stimmen nur knapp den Wiedereinzug ins Parlament.

Dank Sitta schauen die Liberalen wieder optimistischer in die Zukunft, da ist es kein Wunder, dass die Delegierten am Sonntag in Wittenberg ihren Hoffnungsträger auch mit 85,4 Prozent zum Spitzenkandidaten kürten. „Wir wollen nicht länger zusehen“, rief Sitta ihnen zuvor in seiner Rede zu. „Viele Menschen sagen uns, dass ihnen die liberale Stimme in der Politik fehlt.“

Die FDP sei die einzige Partei, die sich nicht von Angst und Sorge, sondern von Mut leiten lasse. Die Große Koalition in Berlin hingegen agiere lethargisch, löse keine Probleme. Dabei sei Deutschland eigentlich ein Land „voller Kraft und Gestaltungswillen“.

An Spekulationen um mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl wollte sich Sitta am Sonntag nicht beteiligen. „Unser wichtigstes Ziel ist der Wiedereinzug in den Bundestag“, so der FDP-Politiker. „Erst danach stehen wir für Gespräche aller Art zur Verfügung.“ Die Liberalen würden sich allerdings nur dann an Koalitionen beteiligen, wenn ihre Inhalte auch zum Tragen kommen – eine Lehre aus der bitteren Niederlage bei der vergangenen Bundestagswahl.

Mit Spannung erwartet wurde am Sonntag das Duell um Listenplatz zwei. FDP-Routinier Karl-Heinz Paqué wollte noch einmal an vorderster Front für die Liberalen ins Rennen gehen, nachdem sich der Volkswirt aus Magdeburg in den vergangenen Jahren aus der Politik zurückgezogen hatte. Vor den Delegierten warb der 60-Jährige mit seinen Erfahrungen, die er etwa als Finanzminister in Sachsen-Anhalt gesammelt habe. Doch am Ende scheiterte Paqué bei der Abstimmung gegen Nachwuchs-Hoffnung Marcus Faber aus Stendal.

Der 33-jährige Politikwissenschaftler aus der Altmark gab sich angriffslustig. Die Partei müsse auf Augenhöhe mit den Wählern diskutieren, die Zeiten, in denen der Pfarrer oder Professor von der Kanzel herab Wahrheiten verkündeten, seien vorbei. Die Bemerkung blieb nicht der einzige Seitenhieb auf Paqué, der als Professor an der Uni Magdeburg lehrt. „Von vielen war gerade in den schweren Zeiten wenig zu sehen“, so Faber. Sein Auftritt überzeugte offenbar, er setzte sich mit 54,9 Prozent der Stimmen durch. Paqué nahm das Duell aber sportlich. Er werde für ein gutes FDP-Ergebnis in Magdeburg kämpfen, sagte er der Volksstimme.

Ein gutes Ergebnis muss die FDP auch erzielen, damit sie überhaupt einen zweiten Politiker nach Berlin schicken kann. Bei sechs Prozent wie in aktuellen Umfragen würde der zweite Platz nicht ziehen.

Bereits am Sonnabend trafen sich die Liberalen, um einen neuen Landesvorstand zu wählen. Sitta wurde als FDP-Landeschef mit 87 Prozent im Amt bestätigt. Seine Rede nutzte er für eine Generalabrechnung mit der Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen. Der größte Erfolg der Koalition sei, dass sie trotz aller Streitigkeiten immer noch existiere, so Sitta. Für das Land wären Neuwahlen daher das Beste.