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Erzieher Streit um Spar-Ausbildung für Kitas

Das Land hat ein neues Pilotprojekt zur Ausbildung von Kita-Personal gestartet. Die Opposition spricht von „Erziehern zweiter Klasse“.

22.11.2015, 23:01

Magdeburg l In den nächsten fünf Jahren wird in Sachsen-Anhalt jede zehnte Kita-Fachkraft in den Ruhestand gehen. Nach Berechnungen der Gewerkschaft GEW werden 1500 der derzeit rund 15 000 Beschäftigten die Einrichtungen bis zum Jahr 2020 verlassen.

Das Land will die Ausbildung von Erziehern fördern. Die CDU-SPD-Koalition hat ein Modellprojekt („Fachkraft für Kindertages- einrichtungen“) aufgelegt, in dem seit Sommer 26 Schüler in Stendal und Halle ausgebildet werden. Anders als beim regulären Erzieher-Ausbildungsweg (5 Jahre), erhalten sie ihren Abschluss nach drei Jahren. Die Nachteile: Die Kita-Fachkräfte dürfen nicht wie Erzieher mit Jugendlichen arbeiten. Die Ausbildung ist auf das Kleinkindalter ausgerichtet, der Abschluss nur in Sachsen-Anhalt anerkannt.

Diesen Weg hält die Opposition für falsch. „Ohne den Auszubildenden zu nahe treten zu wollen, muss man sagen: Das sind Erzieher zweiter Klasse – eingesetzt von staatlicher Hand“, sagte Cornelia Lüddemann (Grüne) der Volksstimme. Monika Hohmann (Die Linke) sieht das ähnlich. „Das sind nichts anderes als Hilfskräfte. Bei der Bezahlung wird es erhebliche Unterschiede zu den Erziehern geben“, fürchtet Hohmann. Auch die GEW warnt vor unterschiedlicher Vergütung.

Im Jahr 2018 wird der erste Jahrgang die Ausbildung beenden, zwei weitere sind während der Modellphase geplant. Wie die Fachkräfte danach entlohnt werden, ist noch nicht absehbar. Das Kultusministerium erklärte auf Anfrage, dafür seien die Arbeitgeber zuständig.

Die Koalition verteidigt das Modellprojekt. Es ermögliche einen schnelleren Einstieg in den Beruf, sagte Angela Gorr (CDU). Corinna Reinecke (SPD) warnt: „Für eine Bewertung ist es zu früh.“ Die SPD-Politikerin glaubt nicht, dass die Fachkräfte mit ihrem Abschluss nur an Sachsen-Anhalt gebunden sein werden. „In diesem Bereich gibt es einen Fachkräftemangel. Mit dieser guten Ausbildung nimmt man die auch in anderen Bundesländern mit Kusshand“, so Reinecke.

Frank Wolters (GEW) sagte, die Landesregierung habe bei dem Projekt „nicht zu Ende gedacht“. Die Gewerkschaft fordert eine einjährige Weiterbildungsmöglichkeit, durch die sich die Fachkräfte zum staatlich anerkannten Erzieher qualifizieren können. Die Landesregierung bestätigte auf Anfrage, dass es in dieser Hinsicht bereits Pläne gebe.