1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Immer mehr geflüchtete Frauen suchen Schutz

Frauenhaus Immer mehr geflüchtete Frauen suchen Schutz

Sachsen-Anhalts Frauenhäusern fordern für die steigende Anzahl von hilfesuchenden Frauen mit Migrationshintergrund Unterstützung.

06.07.2017, 07:12

Magdeburg/Halle (dpa) l Gerade in den Großstädten Sachsen-Anhalts suchen immer mehr Flüchtlinge Schutz in Frauenhäusern. 2016 hatten von 689 Frauen in den Frauenhäusern 165 einen Migrationshintergrund, 2015 waren es noch 119 von 691 Frauen, wie das Justizministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

"Seit Ende 2015 gibt es gerade in Halle und Magdeburg einen großen Anstieg an Flüchtlingsfrauen", sagte eine Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Frauenhäuser Sachsen-Anhalt.

Auch in den Frauenhäusern in Bernburg, Bitterfeld-Wolfen, Staßfurt, Stendal, Weißenfels und Wolmirstedt suchten immer mehr geflüchtete Frauen Schutz. Die übrigen elf Häuser des Landes bemerkten hingegen keinen vermehrten Zulauf von Migrantinnen. Das läge auch daran, dass Flüchtlinge eher in den größeren Städten lebten.

Insgesamt sei die Betreuung der Flüchtlingsfrauen mit dem derzeitigen Personal nicht zu bewältigen, hieß es in einer Erklärung der LAG. Sprachbarrieren ließen eine konzeptgerechte sozialpädagogische Arbeit nicht zu. "Gespräche mit Dolmetschern dauern doppelt so lange", erklärte die Sprecherin, die zugleich das Frauenhaus in Halle leitet. Laufende Asylverfahren, die Residenzpflicht der Geflüchteten, sowie unklare Zuständigkeiten erschwerten die Arbeit zusätzlich.

"Mütter bringen meist auch ihre Kinder mit ins Frauenhaus", sagte die Sprecherin. Die Frauen und ihre Kinder benötigten darum zusätzliche Betreuer, die Finanzierung des Aufenthalts oder der Dolmetscher müssten geregelt werden und die Häuser müssten sich besser vernetzen. Das Justizministerium prüft eigenen Angaben zufolge, ob die Forderungen der LAG umgesetzt werden können.

Meist gingen die Anfragen für Schutzmöglichkeiten für Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder bei den Frauenhäusern von Sozialarbeitern, Notärzten, ehrenamtlichen Betreuern, Sprachmittlern oder Polizisten aus, berichtete die LAG-Sprecherin. Sexuelle und körperliche Übergriffe auf Frauen in Gemeinschaftsunterkünften oder Integrationswohnungen seien oft der Grund dafür, dass die Frauen Schutz in Frauenhäusern suchten. Häufig hätten die Frauen und ihre Kinder aber auch schon im Herkunftsland Gewalt erfahren. Damit sie in einem Frauenhaus aufgenommen würden, sei aber ein akutes Schutzbedürfnis notwendig.

Derzeit reiche die Zahl der Plätze in Frauenhäusern im Jahresdurchschnitt aus. Wenn es zu kurzzeitigen Überlastungen komme, würden Frauen in ein anderes Haus vermittelt – hier sei allerdings nicht einheitlich geklärt, wie mit der Residenzpflicht von Flüchtlingsfrauen umzugehen sei, hieß es von der LAG der Frauenhäuser. Die meisten der Flüchtlinge in den Frauenhäusern kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran. Die Frauen würden sich häufig erst durch die Integration in Deutschland ihrer Rechte bewusst und stünden dann für sie ein.