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Investitionsstau Krebsklinik in Magdeburg ist dicht

Wegen Hygienemängeln hat die Uniklinik-Leitung die Spezialabteilung für Hämatologie und Onkologie geschlosen. Patienten müssen ausweichen.

Von Alexander Walter 16.05.2019, 21:17

Magdeburg l Am Freitag zog der Vorstand die Notbremse: Vor allem wegen gravierender hygienischer Mängel ließ er die Klinik für Hämatologie und Onkologie am Magdeburger Uniklinikum schließen, die Räume wurden leergezogen. Bislang waren dort 26 Betten für die hochspezialisierte Behandlung von Leukämie- (Blutkrebs) und Lymphom-Patienten untergebracht. Derzeit gibt es nur noch neun Betten in einem Ausweichgebäude.

Rund 20 Betroffene mussten nach Angaben der Klinik-Leitung seitdem bereits Umwege etwa nach Hannover, Halle, Leipzig oder Berlin in Kauf nehmen. Anlass für die Schließung sind zwei externe Gutachten, sagte der Ärztliche Direktor des Klinikums, Hans-Jochen Heinze, zur Begründung. Diese hätten neben Mängeln bei Brandschutz und Arbeitssicherheit vor allem bei der Krankenhaushygiene hohe Risiken festgestellt. Hochproblematisch ist das vor allem, weil im selben Gebäude auch eine Station für Infektionskrankheiten untergebracht ist. Laut Klinik wollten die Gutachter nicht ausschließen, dass sich Keime auch auf die Krebsstation ausbreiten. Das aber wäre verhängnisvoll, sagte Klinik-Direktor Thomas Fischer. „Bei der Behandlung müssen wir das Immunsystem unserer Patienten weit herunterfahren.“ Die Nähe der Infektionsstation könne damit Lebensgefahr für die Patienten bedeuten.

Die Schließung ist der neue vorläufige Höhepunkt in der Debatte um fehlende Landesmittel für Investitionen im Uniklinikum Magdeburg. Die baulichen Missstände seien dem Land lange bekannt. „Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass die unhaltbare Situation unserer Patientenstation korrigiert wird, bisher aber ohne Erfolg“, heißt es in einem Schreiben an die Patienten, das der Volksstimme vorliegt. So soll etwa Krebs-Klinikdirektor Thomas Fischer in einem persönlichen Gespräch Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) bereits 2018 über die zunehmenden baulichen Mängel in seinem Haus informiert haben, ohne echte Konsequenzen.

Willingmann war Donnerstagabend nicht mehr zu erreichen. Das Ministerium teilte auf Bitte um Stellungnahme zur Klinikschließung mit: Diese sei eine eigenverantwortliche Maßnahme des Klinikvorstandes. Sie werde vom Ministerium mitgetragen, sagte ein Sprecher. Zur Überbrückung der Notsituation arbeite man an kurzfristigen Lösungen. Nach Volksstimme-Informationen will das Land Container mieten, in die die Infektionsstation ziehen könnte. Die Krebsklinik könnte danach wieder öffnen.

Patienten reagierten besorgt auf die Schließung. „Die Klinik genießt einen ausgezeichneten Ruf. Für die Patienten ist die Schließung schlimm, die Umwege sind eine harte zusätzliche Belastung“, sagte Werner Zinkand vom Selbsthilfenetzwerk „mpn“. Die Uniklinik macht einen Investitionsstau von 800 Millionen Euro geltend. Die CDU-Fraktion stellte am Donnerstag eine deutliche Erhöhung der Landesmittel im neuen Haushalt in Aussicht.

"Will das Uni-Klinikum ein wissenschaftlicher und medizinischer Leuchtturm sein, muss es einerseits seine Prozesse optimieren, andererseits aber auch finanziell angemessen ausgestattet werden", schreibt unser Reporter im Kommentar zum Thema.