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Schülerprojekt Mit „FairAntwortung“ Gutes tun

Mit der Arbeitsgemeinschaft „FairAntwortung“ fördern Schüler des Professor-Friedrich-Förster-Gymnasiums Haldensleben soziale Projekte.

Von Alexander Rekow 18.01.2017, 00:01

Haldensleben l „Wir möchten nicht nur, dass unser allseits beliebtes Gymnasium ein Zentrum für Bildung ist, sondern als engagierte Schülergemeinschaft versuchen wir den Schülern unserer Schule zu zeigen, wie sie im Alltag mit kleinen Dingen viel bewirken können.“ Mit diesem Informationstext von Loisa Timm (15) und Celine Richmann (16) machen die insgesamt neun Schüler des Professor-Friedrich-Förster-Gymnasiums in Haldensleben, im Alter von 15 bis 18 Jahren, auf sich und ihre Arbeitsgemeinschaft „FairAntwortung“ aufmerksam.

„Die Arbeitsgemeinschaft (AG - Anm.d.Red.), entstanden aus Unterrichtsimpulsen, soll einen Beitrag dazu leisten, dass Schüler nicht nur befähigt sind, kritisch über Verantwortung nachzudenken, sondern Verantwortung auch zu leben“, sagt Ethik-Lehrer Christian Müller. Daher sei es in seinen Augen das Ziel, „ethische Fragen, die im Unterricht auftauchen, auch lebenspraktisch zu verankern.“ Umso mehr freut es den Lehrer, dass die Schüler ihrer AG selbst Leben eingehaucht und diese mit dem Namen „FairAntwortung“ auch kernig benannt hätten.

„Seit August 2015 gibt es die Arbeitsgemeinschaft. Eine Zusammenarbeit als Gruppe, mit dem Wissen, dass man Gutes tut“, beschreibt Dewen Wendt (16) den Beweggrund, weshalb er sich in der AG engagiert. „Es geht uns um Sachen, die fair gehandelt werden, dass Arbeiter fair entlohnt werden“, erklärt der Schüler weiter. Hierbei spielt er auf die zum Teil katastrophalen Zustände an, unter denen beispielsweise Textildiscounter unter anderem in Bangladesch ihre Mitarbeiter mit ungerechter Bezahlung und unter furchtbaren Bedingungen arbeiten lassen würden. Gleiches zieht sich auch durch die Ernte von Kaffee- oder Kakaobohnen.

Hierbei spiele das Logo „Fairtrade“ auf Produkten eine entscheidende Rolle, wissen die Schüler. Denn auf der Homepage des Vereins „TransFair“ ist zu lesen: „Fairtrade verbindet Konsumentinnen und Konsumenten, Unternehmen und Produzentenorganisationen und verändert Handel(n) durch bessere Preise für Kleinbauernfamilien sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Beschäftigte auf Plantagen in Entwicklungs- und Schwellenländern.“ Und genau hier setzen die Schüler des Haldensleber Gymnasiums an.

Eines ihrer Produkte an ihrem Stand im Foyer der Schule sind Schokoladentafeln mit der Kennzeichnung Fairtrade. „Wir haben davon eine Palette bestellt und in unserem Foyer verkauft“, sagt Richard Steinkampf (16). „Dadurch können wir schrittweise an unserer Schule Wissen verbreiten und zudem wurden dadurch Bäume in Mexiko gepflanzt, die schlussendlich den CO2-Wert senken“, freut sich Celine Richmann. Denn pro fünf verkaufte Tafeln Schokolade pflanzt die Organisation „plant for the planet“ einen Baum.

Doch nicht nur das. „Wir haben für 100 Euro Lehrmaterialien für die Deutschstunden im Flüchtlingsheim Haldensleben gekauft und jetzt 70 Euro für ,Deworm the World‘ gespendet“, freut sich Ethik-Lehrer Christian Müller. Zudem ist die Unterstützung der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ im Fokus der Schüler und soll ebenfalls mit Spenden bedacht werden. Alles ist aber davon abhängig, wie viel die Schüler verkaufen.

Um auch kostengünstig an die Fairtrade-Schokolade zu kommen, kooperieren die Schüler mit dem Haldensleber Bioladen „Lebensquell“. „Dort bekommen wir einen Mengenrabatt“, erklärt Loisa Timm. Doch es geht auch um die Klärung offener Fragen, wofür Ladenbesitzer Stefan Kosan den Schülern zur Seite steht. „Ich beantworte ihnen Fragen zum Thema ‚Bio‘ und ‚Fairtrade‘, sage ihnen, wie man einen Verkaufsstand präsentiert oder auch Werbung an der Schule macht“, sagt der Ladeninhaber. Auch habe er für die AG bereits „Smoothies“ hergestellt. „Das ist dann ein Plus-Minus-Null-Geschäft für mich“, erklärt Kosan, der die Initiative der Schüler sehr gern unterstützt.

Neben der Schokolade vertreiben die Schüler auch den einen oder anderen veganen Artikel. So gab es in der Weihnachtszeit vegane Weihnachtsplätzchen, wobei eine weitere Lehrkraft beim Verpacken des süßen Gebäcks half. „Unsere Vegi-Produkte finden Anklang“, freut sich Lara Kretzschmar (16) und weiß: „Das finden auch unsere Lehrer toll.“

„Ich finde, das ist ein ganz tolles Projekt“, sagt die Schulleiterin des Professor-Friedrich-Förster-Gymnasiums, Sylvia Bolle. „Das zeigt mir, wie viele Ressourcen in den Schülern stecken“, freut sie sich über das Engagement der Schüler. Es sei zudem eine Verbraucherhaltung, die dem Trend entspricht, weiß Sylvia Bolle. Daher unterstütze sie das Projekt auch, wo sie kann, erklärt sie.

Für Ethik-Lehrer Christian Müller stellt sich am Ende die Frage beziehungsweise ergibt sich die Erkenntnis: „Was soll ich tun in einer Welt, die mir so viele Möglichkeiten bietet und anderen so wenige? Nur wenn Kopf, Herz und Hand beteiligt sind, ist es möglich, sich und andere nachhaltig zu ändern. Nur wenn junge Menschen sich für eine faire Weltordnung und ethischen Konsum einsetzen, kann man darauf hoffen, dass viele weitere Schüler ins Grübeln geraten.“