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Luther 6000 Besucher wollen Mönchszelle sehen

Die Dachkammern im Augustinerkloster von Eisleben locken Touristen selbst aus Asien an.

18.12.2016, 16:54

Eisleben (dpa) l Die einzigen erhalten gebliebenen Mönchszellen aus der Lutherzeit sind kein Geheimtipp mehr. „In diesem Jahr kamen rund 6000 Menschen, davor waren es jährlich etwa 2000“, sagte der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der St. Annenkirche Eisleben, Joachim Rost. Neben Besuchern aus Nord- und Süddeutschland sind es Touristen aus den USA, Südkorea, Schweden, Engländer und gelegentlich Osteuropäer.

„Wir zeigen die Räume kleinen Besuchergruppen“, sagte Rost. In Eisleben wurde Luther geboren – und dort starb der Reformator auch. Geplant sei, die Restaurierung bis Mitte August 2017 abzuschließen. Dann sind knapp zwei Millionen Euro verbaut. Eine kleine Dauerausstellung mit Bildern und Texttafeln im Klostergebäude wird den besonderen Ort erklären. 

Die Mönchszellen sind bei Bauuntersuchungen 2008 auf dem Dachboden des ehemaligen Eremiten-Augustinerklosters neben der St. Annenkirche entdeckt worden. Fünf solche Kammern gab es unter dem Dachboden, zwei weitere im ersten Obergeschoss.

Holzbalken-Untersuchungen belegen, dass der gesamte Dachstuhl aus der Lutherzeit stammt. „Die Besucher sehen die Mönchszellen, wie sie Martin Luther (1483–1546) sah“, sagte der Gemeindevorsitzende. Schriftlich festgehalten ist, dass Luther als Augustinermönch und Distriktvikar das Kloster in seiner Heimatstadt zweimal besuchte – in den Jahren 1516 sowie 1518. Wahrscheinlich weilte der spätere Reformator aber öfter im Eislebener Kloster.

Die Heimstätte der Mönche wurde zusammen mit der danebenstehenden St. Annenkirche zwischen 1514 und 1516 erbaut. Der Sakralbau beherbergt die einzige Steinbilder-Bibel nördlich der Alpen.

Die 29 Relieftafeln aus weißem Sandstein sind zugleich die Chorgestühlbrüstung. Etwa 1523 löste sich der Konvent als Folge der Reformation in Mitteldeutschland auf. Die Mönche verließen das Kloster. Der letzte Prior, Caspar Güttel (1471-1542), blieb in Eisleben. Er wurde Pfarrer in St. Annen, der ersten Kirche im Mansfelder Land, in der evangelisch gepredigt wurde.

„Gleich nach dem Auszug der Mönche nutzte Eisleben das Klostergebäude als Schule, Bildung war ja ein reformatorisches Ziel. Im Bauernkrieg gab es hier keine Plünderungen“, sagte Rost. Das sanierte Klostergebäude nutzt die Gemeinde für Veranstaltungen, natürlich auch im Reformationsjubiläums-Jahr 2017.