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Mitglieder Die Parteien sind auf Schrumpfkurs

Sachsen-Anhalts Parteien schrumpfen. Am heftigsten verliert die Linke. Ein kleines Zwischenhoch erlebt die SPD.

Von Jens Schmidt 21.02.2017, 00:01

Magdeburg l Seitdem Martin Schulz seine Kanzlerkandidatur erklärt hat, erlebt die SPD einen lange nicht dagewesen Aufschwung. Gut 5000 Neueintritte zählt das Willy-Brandt-Haus in Berlin bundesweit. Auch Sachsen-Anhalts SPD profitiert vom Schulz-Schub. Seit dem 24. Januar sind 56 Frauen und Männer in den Landesverband eingetreten. So viele Neu-Genossen zählt die Geschäftsstelle in Magdeburg sonst in einem halben Jahr. „Das war lange nicht dagewesen“, sagt Vize-Geschäftsführer Chris Henze.

2016, als Sachsen-Anhalts SPD bei den Landtagswahlen in den Zehn-Prozent-Keller rauschte, schmissen 239 Genossen das Parteibuch hin oder wechselten den Landesverband. Auch in den Jahren zuvor ging es stets bergab. Nun, Anfang 2017, wuchs die Landespartei auf 3442 Mitglieder. Ein solches Zwischenhoch gab es zuletzt 1998, als Gerhard Schröder den kohlmüden Deutschen den ersehnten Wechsel brachte.

Doch schon ein Jahr später war die Euphorie verflogen: Seit 1999 schrumpfte Sachsen-Anhalts SPD kontinuierlich. Von 6000 Mitgliedern wie einst in den 90er Jahren ist die Partei trotz Schulz-Effekts noch weit entfernt.

Von einem belebenden Merkel-Effekt ist in Sachsen-Anhalts CDU nichts zu spüren. Der Landesverband ist weiter auf Schrumpfkurs. 2016 sackte die Partei unter die 7000-Schwelle. 221 Unionsleute verließen ihre Partei, 127 starben oder zogen weg.

Das konnten die 221 Neuzugänge nicht aufwiegen. Auch im Januar stehen die Zeichen auf Minus. Der neue Generalsekretär Sven Schulze setzt jetzt erstmal darauf, den Gesprächsfaden zwischen Basis und den CDU-Spitzen zu verbessern, um Mitstreiter zu halten. In jedem Kreisverband gibt es mittlerweile einen Mitgliederbeauftragten - der kann bei Fragen oder Problemen den direkten Draht zu Haseloff oder Webel herstellen.

Einen Mitgliederaufschwung erlebte die CDU zuletzt 2002, als Wolfgang Böhmer die Höppner-Regierung ablöste. Am heftigsten schrumpft die Linke. Die einst stärkste Partei verlor allein in den letzten fünf Jahren etwa 25 Prozent ihrer Mitstreiter im Land.

Das liegt vor allem am hohen Alter vieler Genossen, die Linke ist zur Rentnerpartei geworden: Das Durchschnittsalter ihrer Mitglieder beträgt 65. Im Landtagswahljahr stieg die Zahl der Neu-Genossen zwar leicht auf 121 an - doch mehr als doppelt so viele starben oder traten aus. Das letzte Plus liegt lange zurück: 2005, im Jahr der großen Hartz-IV-Proteste, war der Landesverband das letzte Mal gewachsen.

Kontinuierlich zulegen konnten zuletzt nur die Grünen. Seit ihrem Wiedereinzug in den Landtag 2011 ist die Ökopartei im Aufwind. Zwar auf niedrigem Niveau – aber immerhin wuchs die Mitgliederschaft in den vergangenen sechs Jahren um fast 30 Prozent.

Fast genau so mitgliederstark wie die Grünen ist mittlerweile die rechtskonservative AfD. Der Streit um Rechtsaußen Höcke und die personellen Querelen innerhalb der Landtagsfraktion haben sich laut Parteigeschäftsstelle noch nicht ausgewirkt. Meinung