1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Mit der Schere in Hals gestochen

Prozess Mit der Schere in Hals gestochen

Um einen Angriff mit einer Schere geht es in einem Totschlagsprozess am Magdeburger Landgericht. Der Fall spielt im Trinker-Milieu.

Von Bernd Kaufholz 24.01.2017, 23:01

Magdeburg l Ein 35-Jähriger muss sich seit gestern vor der 1. Großen Strafkammer des Magdeburger Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Marcel T. vor, am 7. Januar 2016 zwischen 17.30 und 18.30 Uhr einen Trinkkumpan mit einer Schere lebensgefährlich verletzt zu haben.

Staatsanwalt Armin Gebauer sprach in der Anklage von Stichen in den Kopf und den Hals. Bei den Stichen in die rechte Halsseite wurde der 6. Halswirbel gebrochen und das Rückenmark verletzt. Dadurch kam es beim 44 Jahre alten Opfer zur teilweisen Lähmung der Beine.

Der Fall aus dem Trinkermilieu war ursprünglich am Magdeburger Amtsgericht als schwere Körperverletzung angeklagt und auch schon anverhandelt worden. Doch aufgrund der Aussagen von Zeugen stand „versuchter Totschlag“ im Raum. Das Schöffengericht hatte daraufhin das Hauptverfahren an die Schwurgerichtskammer abgegeben.

Eines der Probleme bei der Neuauflage des Prozesses vor der höheren Instanz ist, dass das damalige Opfer nicht mehr als Zeuge vernommen werden kann. Vor dem Schöffengericht hatte Ronny T., der im Rollstuhl saß, noch ausgesagt. Der schwere Alkoholiker ist jedoch im November 2016 gestorben. Dem Gericht blieb nur, die Angabe, die T. Anfang 2016 bei der Polizei gemacht hatte, ins Verfahren einzuführen.

Der Angeklagte, seit einem Jahr trockener Alkoholiker, räumt ein, am Tattag mit zwei weiteren Personen in der Wohnung des späteren Opfers gewesen zu sein und getrunken zu haben. An vielmehr könne er sich nicht erinnern. Damals habe er schon morgens mit dem Trinken angefangen. Was er jedoch genau wisse, sei, dass er sich von T. noch ganz normal verabschiedet und mit seinem Kumpel, der diese Version bestätigte, die Wohnung verlassen habe. Eine Auseinandersetzung habe es nicht gegeben.

Ein Nachbar, der den Schwerverletzten stark blutend vor der Couch gefunden und die Polizei alarmiert hatte, sagte gestern: „Neben Ronny lag die blutige Schere. Bevor er ohnmächtig wurde, hat er gesagt: Marcel war‘s.“ Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.