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Prozess-Start Drogen im Gastank geschmuggelt

Ein Schlag gegen den Drogenhandel wird am Magdeburger Landgericht verhandelt. Die Polizei vereitelte eine Lieferung vom Kosovo in den Harz.

Von Matthias Fricke 14.01.2017, 00:01

Magdeburg l Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen am Freitag zum Prozessstart am Magdeburger Landgericht. Auf der Anklagebank sitzen zwei gebürtige Mazedonier, zwei Kosovaren und ein Bulgare. Sie werden von einem Dutzend Justizbeamten bewacht. Die fünf Männer sollen für die Drogenmafia im größeren Stil Rauschgift für den illegalen Handel nach Magdeburg gebracht haben.

Aus Sicht von Staatsanwältin Martina Laue stellt sich der Fall so dar: Bereits seit Mitte 2016 hat das Landeskriminalamt (LKA) einige andere Drogenhändler im Visier, die Rauschgift zum Verkauf nach Magdeburg schmuggeln. Dazu gelingt am 3. August dem LKA bereits ein erster Schlag. Die Polizisten können in Magdeburg ein Mitglied der Rockergruppe der Bandidos festnehmen und bei ihm 1,5 Kilogramm Marihuana sicherstellen. Gegen ihn gibt es ein gesondertes Verfahren. Die Polizisten entdecken dabei aber auf der Verpackung der Drogenlieferung einen Fingerabdruck. Er gehört dem 33-jährigen Hauptangeklagten Mersud B.

Der gebürtige Mazedonier wohnt in Magdeburg und weckt nicht das erste Mal das Interesse der Ermittler. Mit einem richterlichen Beschluss überwachen ihn Ende August Spezialkräfte des LKA. Ein Chefermittler vor Gericht: „Wir warteten da nur auf den richtigen Augenblick für den Zugriff.“

Der bietet sich am 31. August auf einem kleinen Parkplatz an einem Hotel in der Rogätzer Straße in Magdeburg. Mehrere Männer mit drei Fahrzeugen halten und laden Tüten und Gepäckstücke um.

Den verdeckten Polizisten des Mobilen Einsatzkommandos reicht, was sie sehen. Ein Spezialeinsatzkommando überwältigt die Männer. Sie lassen sich angesichts des Überraschungseffektes widerstandslos festnehmen.

Bei den weiteren Untersuchungen werden auch die beiden „Kurierfahrzeuge“ identifiziert. Es handelt sich um zwei Fiat Multipla, die sichergestellt werden. Diese kleinen Vans verfügen über Gastanks, die zum Drogenversteck umgebaut wurden. Und zwar hochprofessionell, wie der leitende Ermittler das Vorgehen der Drogenhändler beschreibt. Eines der Fahrzeuge war sogar so umgerüstet, dass es ohne Gas-Tank fahren konnte.

Mit dem Versteck haben die Kuriere die Drogen unbemerkt über mehrere Grenzen schmuggeln können. Wie die Ermittlungen später weiter ergeben haben, begann die Drogenfahrt in Priština (Kosovo). Wo die Drogen dort genau herstammen, kann nur vermutet werden. Nach Meinung der Staatsanwältin werde in einigen Balkanländern professioneller Anbau betrieben, weil dort die klimatischen Bedingungen stimmen.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft haben die Kurierfahrer für ihren Dienst jeweils 5000 Euro erhalten. Die Drogen sollen für den Harz bestimmt gewesen sein.

Das Geschäft lohnt: Die 60 Kilogramm sichergestelltes Marihuana haben einen Straßenverkaufswert von rund 600.000 Euro. Drei Angeklagte schweigen zu den Vorwürfen. Nur Mersud B. sagt: „Ich wollte damit aber keinen Handel treiben, nur was dazuverdienen.“ Ahmed G.: „Ich wusste gar nicht, worum es ging.“

Im Fall einer Verurteilung droht den Männern eine Freiheitsstrafe zwischen zwei und 15 Jahren. Mit einem Urteil wird Ende Februar gerechnet.