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Riesenbaustelle A 2 Magdeburger Chaos

Ab dem 26. Mai wird die Autobahn A 2 bei Magdeburg saniert. Kommt es zum Verkehrsinfarkt?

Von Jens Schmidt 25.05.2020, 01:01

Magdeburg l Im Herbst 2019 wurden die Pläne publik, im Januar gab es vom Bund Geld und grünes Licht: Die europäische Transitstrecke A 2 wird für 19 Millionen Euro saniert. Repariert wird damit die Elbebrücke bei Hohenwarthe (sie hat Risse) sowie die Fahrtrichtung Hannover, weil der Beton nach 20 Jahren hinüber ist. Täglich rauschen 50 000 Autos und 15 000 Lastern über die Piste. Die Folgen der Baustelle sind absehbar: Engere Spuren, Unfallgefahr, Staus. Und: Wann immer es sich auf der A 2 staut, wälzt sich der Verkehr regelmäßig über die Bundesstraße 1 quer durch Magdeburg und verstopft die Stadt. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hatte dem Verkehrsministerium von Thomas Webel (CDU) daher zwei Vorschläge unterbreitet:

Vorschlag eins: Bei Riesenstaus auf der Autobahn wird die Abfahrt Magdeburg für den Transitverkehr gesperrt. Reaktion Webel: Abgelehnt, Rechtlich nicht machbar

Vorschlag 2: Eine Umleitung geht nicht durch Magdeburg sondern im weiten Bogen um die Stadt via Möckern und Schönebeck. Reaktion: Abgelehnt. „Theoretisch möglich aber praktisch katastrophal“, nennt der Chef der Landesstraßenbaubehörde Uwe Langkammer diese Variante. Die Strecke wäre mehr als doppelt so lang. Zudem würden Laster durch Dörfer wie Stegelitz und Plötzky donnern.

Nun scheint Magdeburg zu reagieren. Auf bemerkenswerte wie umstrittene Weise. Die Volksstimme erfuhr, dass die Stadt vorhat, am Elbauenpark einen großen Abschnitt der B 1 in Richtung City grundhaft zu sanieren – und zu sperren. Von Anfang bis Ende August, wenn also die Ferienrückreisewelle rollt. Genau jene B 1, die als Umleitung dienen soll. Das Rathaus bestätigt auf Nachfrage das Vorhaben. Es ist angeblich ganz dringend. „Der Straßenzustand habe sich „gravierend verschlechtert“. Außerdem sei jetzt das Geld dafür da.

Dazu muss man wissen: Auch die B 1 ist eine hochbelastete Straße. Doch auf diesem Abschnitt gibt es weder Schlaglöcher noch Asphalt-Wellen oder deutliche Fahrrinnen.

Noch im Februar hatten Straßenbaufachleute von Land und Stadt schriftlich festgehalten, dass bei Autobahn-Sanierungen zeitgleiche Baumaßnahmen auf Umleitungen „in der Regel vermieden“ werden sollen.

Will die Stadt mit zusätzlichem Chaos Autobahn-Fahrer abschrecken und doch noch die B1 als Umleitung verhindern? Lutz Trümper schreibt uns: „So was machen wir nicht.“

Der Glaube daran hält sich auf Landesebene in engen Grenzen. Das zuständige Landeverwaltungsamt Halle hat Magdeburg aufgefordert, stichhaltig darzulegen, wieso die B 1 ausgerechnet dieses Jahr repariert werden muss.

Doch selbst, wenn diese B-1-Baustelle verhindert würde, droht ein paar Meter weiter stadteinwärts das nächste Ungemach. Die Stadt hat in einer der innerstädtischen B-1-Elbe-Brücken Risse entdeckt. Nun läuft die Hauptprüfung. Fiele die negativ aus, müsste der Übergang gesperrt und der gesamte Verkehr auf den zweiten Nordbrückenzug umgeleitet werden. Das nächste Nadelöhr, das nächste Chaos.

Unbeirrt vom Stadt-Land-Streit rücken an der A 2 die Bautrupps an. „Am Dienstag nach Pfingsten wird scharf geschaltet“ sagt Straßenbau-Chef Langkammer. Als erstes kommt der alte Beton herunter. Vorwarner, Nothaltebuchten und Schutzwände sind aufgestellt, um Unfälle und Staus zu vermeiden.

Der ADAC rät: Bei Staus bis zu zehn Kilometern Länge ist es besser, auf der Autobahn zu bleiben. Zudem: Eine passable Umfahrung gibt es hier an der A 2 ohnehin nicht: „Weder die Umleitung über Magdeburg noch die über Möckern sind zu empfehlen“, sagt Sprecherin Christine Rettig.