1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Zerstörung durch Böller

Silvester-Randale Zerstörung durch Böller

Mülltonnen, Briefkästen und Automaten sind beliebte Ziele von Randalierern - vor allem an Silvester. Sachsen-Anhalt wappnet sich.

28.12.2016, 12:53

Magdeburg (dpa) l Mitte Dezember schreckte eine laute Explosion Anwohner in Oebisfelde im Landkreis Börde aus dem Schlaf. Unbekannte hatten einen Zigarettenautomaten mit einem Böller gesprengt. Kein Einzelfall, denn in Sachsen-Anhalt flogen in diesem Jahr bis zum 20. Dezember bereits 127 Zigarettenautomaten in die Luft.

"Polenböller werden häufig illegal verwendet, um Automaten zu sprengen und um an deren Inhalt zu gelangen," sagt der Sprecher des Landeskriminalamts (LKA), Andreas von Koß. Die Masse davon komme noch immer aus Osteuropa, mittlerweile werde aber auch illegale Pyrotechnik aus Spanien, Italien und Österreich eingeschmuggelt. Außerdem nehme der Internethandel mit gefährlichen Sprengsätzen zu. Bis Ende November registrierte das LKA mehr als 190 Straftaten, bei denen Sprengstoff eingesetzt wurde. Im Vorjahr waren es 150 Fälle und 2014 lag die Zahl mit 71 Delikten deutlich unter den aktuellen.

Landesweit sprengten Kriminelle dieses Jahr bis zum 20. Dezember 23 Fahrscheinautomaten, allein in der Stadt Halle waren es knapp zehn Fälle. "Die Folgen von Vandalismus oder Diebstahl wollen wir nicht länger hinnehmen", sagt Alexander Jentzsch, Abteilungsleiter Vertriebsservice der Stadtwerke Halle. Deshalb würden die Automaten in der Stadt seit Mitte Dezember täglich geleert. Halle sowie Magdeburg und Dessau-Roßlau schützen ihre Fahrkartenautomaten zu Silvester zusätzlich gegen Böller und Raketen, indem sie einfach "dicht machen" – und zwar mit Blech. An allen Bahnhaltestellen werden die Ticketautomaten über das gesamte Wochenende zum Jahreswechsel außer Betrieb sein. Von Freitag, dem 30. Dezember, bis zum ersten Montag im neuen Jahr können Fahrgäste in Halle und Magdeburg keine Scheine ziehen.

Dessau-Roßlau verschließt seine vier stationären Automaten bereits am 28. Dezember, also einen Tag vor dem offiziellen Verkaufsstart des Silvester-Feuerwerks. Ein Sprecher der Stadtwerke Dessau erklärt, es gehe nicht nur um den Schutz vor Zerstörung durch illegales Feuerwerk. Auch mit legalen Raketen oder Böllern könnten Schäden und hohe Kosten verursacht werden.

Laut Tim Stein, Sprecher der Magdeburger Verkehrsbetriebe, hat es sich bewährt, die Öffnungen der Automaten mit Metall zu versperren. Für Fahrgäste sei das aber keine Einladung zum Schwarzfahren. "Jeder Bus und jede Bahn hat einen Automaten an Bord", betont Stein. Außerdem würden Tickets an den Kiosken verkauft. Fahrgäste könnten ihre Karten auch online oder über die App mit dem Smartphone lösen. Auch die Deutsche Post verschließt in einigen Städten zu Silvester die Schlitze ihrer Briefkästen mit sogenannten Einwurfsperren. Vom Verkaufsstart der Feuerwerkskörper bis zum ersten Arbeitstag im neuen Jahr können Kunden dann an einigen Standorten keine Briefe einwerfen. "Sowohl die Zahl der Vandalismus-Fälle als auch der Grad der Zerstörung in der Silvesterzeit hat in den letzten Jahren stark zugenommen", begründet Anke Blenn, Post-Sprecherin für Sachsen-Anhalt.

Ein weiteres beliebtes Angriffsziel sind Parkscheinautomaten. Die Hansestadt Tangermünde kleidet ihre gut zehn Exemplare deshalb jedes Jahr zu Silvester in extra dafür angefertigte Metallhüllen. "Zum Verkaufsstart der Böller stülpen wir die einfach drüber. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht", erklärt Anka Bertkau vom Ordnungsamt. Für Autofahrer bedeutet das drei Tage kostenloses Parken. Die Erlöse, die der Stadt dadurch verloren gingen, würden in keinem Verhältnis zu den Reparaturkosten für einen zerstörten Parkautomaten stehen, so Bertkau.

Auch in Salzwedel verschließen die Politessen die Geldrückgabefächer der Parkscheinautomaten zu Silvester. In Zeitz im Süden des Landes wurde in den letzten Jahren ein Parkscheinautomat gesprengt, deshalb werden die Geräte kurz vor Silvester zumindest vorsorglich geleert. Genauso handhabt es der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in Wanzleben. Vor der Silvesterparty holt er alle Kleidungsstücke aus seinen Sammel-Containern. Randalierer haben in den letzten Jahren selbst vor Spenden keinen Halt gemacht und vier Altkleiderbehälter in Brand gesteckt.