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Angeklagte bricht Schweigen zum Tod einer Studentin

Ein Paar lockt eine Studentin in eine leerstehende Wohnung, vergewaltigt und misshandelt sie massiv, lässt sie schließlich zum Sterben allein. Nach langem Schweigen gibt eine angeklagte 21-Jährige am zehnten Prozesstag Einblicke in das Vorleben und die Tat.

16.01.2017, 12:10

Dessau-Roßlau (dpa/sa) - Im Dessauer Prozess um den brutalen Missbrauch und die Tötung einer chinesischen Studentin hat die Angeklagte ihr Schweigen gebrochen. Die 21-Jährige schilderte am Montag vor dem Landgericht, dass sie jahrelang von ihrem ebenfalls angeklagten Lebensgefährten missbraucht worden sei. Er habe sie sehr oft zu Sexualpraktiken gezwungen, die sie nicht wollte. Er habe Gewalt angewandt, sie geschlagen, bedroht und erniedrigt. Am 11. Mai 2016 habe ihr Partner sie gezwungen, die Chinesin anzusprechen und in die leerstehende Wohnung zu locken. Sie sei bei den Vergewaltigungen nur teilweise dabei gewesen, weil sie immer wieder nach ihren weinenden Kindern habe schauen müssen.

Die junge Frau hatte für den zehnten Prozesstag eine schriftliche Erklärung vorbereitet, sie brach immer wieder in Tränen aus. Wiederholt musste sie ihre Aussage unterbrechen. Ihr gleichaltriger Mitangeklagter neben ihr zeigte keine Regung, er hielt die Arme verschränkt, sein Blick war nach unten gerichtet. Er selbst hat sich bislang nicht geäußert.

Das Paar ist wegen Vergewaltigung und Ermordung einer 25-jährigen chinesischen Studentin angeklagt. Die Angeklagte gestand, dass sie auf eine Forderung ihres Partners hin am Abend des 11. Mai 2016 die junge Frau in eine leerstehende Wohnung lockte. Ihr Partner habe schon Tage zuvor nach Sex zu dritt verlangt - wenn das nicht klappe, könne er noch ganz anders mit ihr umgehen, habe er gedroht. Während der Tat sei ihr Partner wie im Rausch gewesen, sagte die Angeklagte. Sie habe immer wieder von ihm gefordert aufzuhören - die Polizei rief sie aber nicht.

Die Anklage wirft dem Duo vor, die Studentin mehrfach brutal vergewaltigt zu haben, es soll massive Gewalt ausgeübt worden sein. Anschließend sollen sie ihr Opfer über Stunden allein gelassen haben, in der Annahme, es würde sterben. Als das nicht passierte, sollen sie die Frau ins Freie getragen haben, wo sie am folgenden Tag tot gefunden wurde.

Der Prozess hatte am 25. November vergangenen Jahres begonnen. Seitdem waren Polizeibeamte, Bekannte und Familie der Angeklagten als Zeugen gehört worden. Ermittler hatten auf Computern und Handys des angeklagten Paars umfangreiches pornografisches Material gefunden. Auf offenbar selbstgedrehten Videos waren auch die Angeklagten bei sexuellen Handlungen zu sehen. Auch Gewaltdarstellungen fanden die Ermittler. Die Angeklagten schwiegen stets.

In dem Prozess sind die Eltern der getöteten Architekturstudentin mit einem Nebenklageanwalt vertreten. Persönlich waren sie bislang nicht im Gerichtssaal.

Der Mordfall hatte auch für Aufmerksamkeit gesorgt, weil die Mutter und der Stiefvater des Angeklagten Polizeibeamte sind. Es bestand zunächst der Verdacht, sie könnten Einfluss auf die Ermittlungen genommen haben. Hinweise darauf fanden sich bei amtlichen Ermittlungen aber nicht. Für Entsetzen sorgen die Eltern mit der fröhlichen Eröffnung eines Gartenlokals in Dessau nur kurz nach der Trauerfeier für die Chinesin. Währenddessen sollen sie bei der Polizei krankgeschrieben gewesen sein. Um berufliche Konsequenzen gab es juristische Auseinandersetzungen.

Die Verhandlung wird am 23. Januar fortgesetzt.