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Schul-Jubiläum Seiner Zeit voraus

Das Osterwiecker Fallstein-Gymnasium begeht seinen 25. Geburtstag. Während einer Feierstunde ist es zur Unesco-Projektschule ernannt worden.

Von Mario Heinicke 24.08.2016, 10:33

Osterwieck l „Es ist ein sehr, sehr langer Weg bis zur Anerkennung als Unesco-Projektschule“, erklärte der für Sachsen-Anhalt zuständige Koordinator Bernd Labza. Anfangs sei man interessierte, dann mitarbeitende Projektschule. Die Osterwiecker haben somit 23 Jahre Arbeit bis zur Anerkennung geleistet. „Ich kenne wenige Schulen, die so engagiert sind“, unterstrich Labza. In Sachsen-Anhalt gibt es nur 16 Schulen in dem Netzwerk, weltweit sind es 8800, die sich der Arbeit an einer „Kultur des Friedens“, so der selbstgesetzte Schwerpunkt des Netzwerkes, verschrieben haben. Bernd Labza und Bildungsstaatssekretärin Edwina Koch-Kupfer (CDU) überreichten die Anerkennungsurkunde an Schulleiterin Sylvia Gemeiner.

Während der Feierstunde wurde von mehreren Rednern eine Rückschau auf das Vierteljahrhundert gehalten. Es war am 2. September 1991, als der Unterricht begann. Damals noch mit einer Außenstelle in Badersleben, wo 168 Schüler lernten, in Osterwieck waren es 371. Träger war nicht wie heute der Landkreis, sondern die Stadt Osterwieck. Sie hatte gemeinsam mit dem Landkreis zudem von 1993 bis Ende 1995 viel Geld in die Sanierung und den Neubau des Gymnasiums investiert.

Auch Sylvia Gemeiner gehörte zu den Lehrern der ersten Stunde und sprach von einer Aufbruchstimmung 1991. Wie schwierig der Anfang eigentlich war, ließen die Worte ihrer langjährigen Stellvertreterin Thea Abel erkennen. Das Pendeln der Lehrer zwischen Osterwieck und Badersleben war in den Stundenplänen zu berücksichtigen. Es gab keine Ethik- und Religionslehrer. Lehrer erklärten sich daraufhin bereit, neben dem Unterricht ein Studium aufzunehmen. „Nur durch gemeinsame Arbeit kann man etwas erreichen“, lautete ihr Fazit.

Oft war das Fallstein-Gymnasium seiner Zeit voraus. Auch bei der Ganztagsschule, die hier bereits 1997 eingerichtet wurde. „Eltern haben zu wenig Zeit für ihre Kinder“, erklärte Gründungsdirektor Bernd von der Heide, der die Schule 22 Jahre geleitet hat. Also wurden Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe in der Schule angeboten. Darüber hinaus bestehen kulturelle und sportliche Angebote, von denen auch die heimatlichen Vereine der Schüler profitieren.

Ingeborg Wagenführ (Buko), heute Bürgermeisterin, aber von 1991 bis 2009 in der Schulleitung tätig, erinnerte an die integrative Beschulung, die 1997 begann. „Integration ist ein Feld, von dem wir damals eigentlich gar keine Ahnung hatten“, resümierte sie. Doch die Zusammenarbeit mit gehandicapten Schülern habe alle geprägt.

„Gemeinsam Brücken bauen“ heißt das Schulprogramm. „Heute ist es völlig normal, dass Schüler aus Niedersachsen hier zur Schule gehen“, hob Staatssekretärin Edwina Koch-Kupfer, übrigens eine gebürtige Halberstädterin, eine weitere Besonderheit des Fallstein-Gymnasiums hervor.

Schulleiterin Gemeiner sieht das Osterwiecker Gymnasium als westlichstes von Sachsen-Anhalt nicht in einer Randlage, sondern „mitten im Land und mitten in Europa“. Das bestätigte auch Landrat Martin Skiebe (CDU). „Diese Schule ist unverzichtbarer Bestandteil des Landkreises Harz“, betonte er. Dafür gelte es, in Zukunft das Profil weiter zu schärfen. „Wir haben im Landkreis keine Einzugsbereiche für Gymnasien. Die Eltern entscheiden, welchen Standort sie nutzen wollen.“ Dem Fallstein-Gymnasium sei es gelungen, „über die Landesgrenze hinweg die Qualität der Schule sichtbar zu machen“, so Skiebe. Er erinnerte daran, dass einige jener Schulen, die vor 25 Jahren neu eröffnet wurden, heute nicht mehr existieren.